"Wenn ein Elektroauto geladen wird, können Sie 'Krieg und Frieden' lesen"

Daimler-Chef Zetsche wirbt für Wasserstoff

Zum Auftakt der IAA bricht Daimler-Chef Zetsche eine Lanze für Wassserstoff – dieses Gas sei "das bessere Öl. Es wird Zeit für einen Ölwechsel". Doch das Gros der neuen Mercedes-Modelle auf der Messe hat einen Verbrennungsmotor

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  • gh/mn
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Frankfurt am Main, 13. September 2011 – Im Mittelpunkt der Mercedes-Vorpremiere kurz vor dem Start der IAA (15. bis 25. September 2011) steht die Studie F 125. Dabei soll das Brennstoffzellenauto mit den spektakulären Flügeltüren dafür sorgen, dass Wasserstoff als Antriebsquelle für Autos im Gespräch bleibt. Nach Einschätzung von Dieter Zetsche ist dieses Gas "das bessere Öl" – "Es wird Zeit für einen Ölwechsel", erklärt der Daimler-Chef auf der IAA.

Brennstoffzellen-B-Klasse kommt 2014

Aber bevor ein Auto wie der F 125! in Serie gehen kann, muss noch einiges an Grundlagenforschung geleistet werden, an einen Marktstart vor 2025 denkt man auch bei Mercedes nicht. Doch um der Vision näher zu kommen, wird der Konzern die Serienfertigung einer Brennstoffzellen-Version der B-Klasse um ein Jahr, auf 2014 also, vorziehen,

Die Gemeinde wächst

"Die Gemeinde der Autofahrer erfreut sich großer Zuwächse", meint Dieter Zetsche. Er weist darauf hin, dass die Automobilindustrie aktuell schneller wächst als die Weltwirtschaft – vor allem aufgrund der Nachfrage aus China und Indien. Keiner könne den Menschen in diesen Ländern verdenken, dass sie ebenfalls individuell mobil sein wollten. Aber: "Wenn der letzte Verbrennungsmotor optimiert, das letzte Haus gedämmt und die letzte Glühbirne verboten ist, hätte die Welt bei steigenden Verbraucherzahlen immer noch ein CO2-Problem", gibt Zetsche zu bedenken.

Wettbewerb und Koexistenz der Systeme

Zetsche wird nicht müde, die Vorteile von Brennstoffzellen-Antrieben zu betonen. Wasserstoff sei ein häufig vorkommendes Element. Öl sei früher einfach zu fördern, gefühlt unbegrenzt verfügbar sowie billig gewesen – und darum über Jahrzehnte als Energieträger ohne Konkurrenz. Jetzt hätten sich die Zeiten geändert. Allerdings müsse Wasserstoff CO2-neutral gewonnen und eine vernünftige Tank-Infrastruktur aufgebaut werden. Dies soll zusammen mit Kooperationspartner Linde geschafft werden – einem der größten Anbieter technischer Gase weltweit. Und Zetsche erlaubt sich einen Seitenhieb auf eine andere derzeit hoch gehandelte Antriebstechnik: "Wenn ein Elektroauto geladen wird, können Sie 'Krieg und Frieden' lesen." Dabei umfasst das Modellportfolio der Stuttgarter selbst den elektrischen Smart und bald auch eine elektrische A-Klasse sowie eine Elektroversion des Supersportwagens SLS AMG.

Noch ist der Verbrennungsmotor nicht am Ende

Man darf also weiter gespannt sein, welche Technologie einmal den Verbrennungsmotor ablösen wird. Dass dieser in den nächsten Jahren der Umsatzbringer für die Autobauer sein wird, belegt auch ein Blick auf die Neuheiten, die Mercedes auf der IAA 2011 vorstellt – wie die Bildergalerie zu diesem Beitrag zeigt.