Ladestrom teurer als Dieselkraftstoff

Inhaltsverzeichnis

Bei etwa 160 km/h nahm das Model 3 rund 30 kWh / 100 km aus der Batterie. Auch das ist ein im Konkurrenzvergleich günstiger Wert, aus dem sich zwölf Euro auf 100 km ergeben. Für zwölf Euro gibt es zurzeit 9,4 Liter Dieselkraftstoff oder 8,2 Liter Superbenzin. In diesen Berechnungen sind allerdings noch keine Ladeverluste einberechnet, weil sich keine einheitliche Aussage treffen lässt; die Bilanz fällt also nochmals etwas ungünstiger fürs Elektroauto aus.

kWh-Tarife statt Pauschalen

Bis vor kurzem wurde der Strom an DC-Ladesäulen häufig zu Pauschalen verkauft. Zum Preis von beispielsweise acht oder 14 Euro konnte der Nutzer so viel Strom laden, wie die Batterie fassen konnte oder die persönliche Geduld reichte. Hintergrund dieser Abrechnungsmethode war, dass der Strom nicht nach dem deutschen Eichrecht gezählt wurde und Pauschalen als Alternative erlaubt waren. Der Staat hat das mit Rücksicht auf einen zügigen Ausbau der Infrastruktur geduldet, setzt die Eichrechtsvorgabe aber jetzt Stück für Stück durch.

Dass in einem Land jede Fleischwaage regelmäßig vom Amt überprüft wird, ausgerechnet der Ladestrom für Elektroautos nicht eichrechtskonform gezählt wird, wäre ja auch unverständlich. Die Infrastrukturhersteller haben sich aus Angst vor den Kosten vehement dagegen gewehrt. Es ist aber seit einiger Zeit absehbar, dass es kein Zurück gibt: Das bestehende Gesetz wird angewendet. Mehr und mehr Ladesäulenproduzenten erhalten so genannte Baumusterprüfbescheinigungen zur Freigabe ihrer Hardware, und auch Nachrüstlösungen werden implementiert. Kern ist dabei nicht die Messung des Stroms selbst – die ist im Regelfall bereits präzise –, sondern die verlässliche Speicherung und datenschutzsichere Nachvollziehbarkeit der Prozesskette. Wer hat wann und wie viele Kilowattstunden an welchem Standort geladen? Das muss der Endkunde im Zweifel einklagen können.

Eichrecht Anlass, nicht Ursache der Preiserhöhung

Im Vorgriff auf die in den nächsten zwei Jahren flächendeckend erwartbare Eichrechtskonformität erlauben die Behörden jetzt schon, nach Kilowattstunde statt mit Pauschalen abzurechnen. Diese Umstellung nutzen die meisten Anbieter für teils drastische Preiserhöhungen – es ist Schluss mit den Lockangeboten, die etwa die Telekom-Marke Get Charge vorübergehend gemacht hatte. Jetzt kostet die DC-Kilowattstunde 39 Cent bei assoziierten Partnerbetreibern der Telekom und 89 Cent bei den „Sonstigen“.