Der Diesel – eine aussterbende Art?

Seite 2: Der Diesel – eine aussterbende Art?

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Schmetterlingsprinzip
Ob der Diesel-Kraftstoff tatsächlich deutlich an Super vorbeiziehen wird, kann ohnehin niemand zuverlässig voraussagen. Prognosen von Marktforschern sind zu einem guten Teil Hochrechnungen, die einen statistischen Trend fortführen – viel mehr geht nicht, ohne Wahrsagerei zu betreiben. Die oft und gern genannten „Marktgesetze“ scheren sich darum wenig und entwickeln eine ganz eigene und komplexe Dynamik. So könnte der Dieselpreis wieder sinken, wenn der Absatz von Dieselfahrzeugen zurückgeht. Vielleicht entscheiden sich die Mineralölunternehmen auch, die Raffineriekapazitäten ausbauen, oder ein sinkender Heizölverbrauch macht Kapazitäten für Diesel frei. Wie auch immer: Voraussagen sind mit Vorsicht zu genießen, in diesem Sinne ist die Empfehlung des AvD richtig, nicht überstürzt die Pferde zu wechseln.

Stinker oder Ressourcenretter?
Also zurück zur Ausgangsfrage: Wird der gebrauchte Diesel zum Ladenhüter? Eher nicht, denn eine simple Erkenntnis gilt weiter: Der Dieselmotor rechnet sich umso mehr, je höher der Anteil der Spritkosten in der gesamten Kostenrechung ist. So schlecht stehen seine Chancen deshalb auch bei weiter steigenden Kraftstoffpreisen nicht, solange ihm nicht weitere politisch gewollte Hürden den Garaus machen. Natürlich ist der Hinweis auf die im Vergleich zum Ottomotor höheren Stickoxid- und Rußemissionen berechtigt und die Abgasnachbehandlung teuer. Und es stimmt auch, das der spezifische CO2-Ausstoß des Dieselmotors fast 13 Prozent höher ist, was ihn aber nicht darin hindert, wegen des weit größeren Verbrauchsvorteils dennoch weniger Treibhausgas pro Kilometer abzusondern.

Eine verblüffende Logik legen dagegen Zeitgenossen an den Tag, die den Dieselmotor kurzerhand mit einem Hybridantrieb mit Ottomotor vergleichen, anstatt den Dieselhybrid zum Vergleich heranzuziehen. Unfreiwillig nostalgisch wird es, wenn Dieselmotoren als motorische Monster dargestellt werden, die „nicht nur für ihren Lärm berüchtigt sind, sondern vor allem für die schwarzen Wolken, die gemeinhin aus ihren Auspuffrohren kommen“, wie ein TAZ-Redakteur unter der Überschrift „Die Diesel-Lüge“ kürzlich meinte. Wie passt es eigentlich dazu, dass der AvD als einen weiteren Grund für das teure Diesel „den wachsenden Dieseldurst“ der USA nennt, deren Emissionsanforderungen noch härter sind als hierzulande?

Man traut sich ja kaum noch zu fragen: Ist der Dieselmotor als verbrauchsgünstigster Verbrennungsmotor wirklich eine so schlechte Antwort, um mit den begrenzten Ölressourcen vernünftig zu haushalten? (ggo)