Abarth erinnert mit einem Sondermodell des Fiat 500 an 50 Jahre 595

Der Kleine und das Biest

Für die Vorstellung des neuesten 500-Sondermodells hat Fiat ganz nebenbei auch zu einer Probefahrt im ersten Abarth 595 geladen. Dabei wird einmal mehr deutlich, wie sehr sich Ansprüche verschiedenster Art verändert haben. Spaß machen auf ihre Art beide, wenn auch höchst unterschiedlich.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 7 Kommentare lesen
30 Bilder
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Import User
Inhaltsverzeichnis

Balocco (Italien), 14. November 2013 – Für die Vorstellung des neuesten 500-Sondermodells hat Fiat ganz nebenbei auch zu einer Probefahrt im ersten Abarth 595 geladen. Dabei wird einmal mehr deutlich, wie sehr sich Ansprüche verschiedenster Art verändert haben. Spaß machen auf ihre Art beide, wenn auch höchst unterschiedlich.

Nicht für Riesen

Porca miseria”, schimpft Michele, einer der Besitzer des inzwischen extrem seltenen Abarth 595. Er schafft es einfach nicht, sich den Gurt umzulegen. Kein Wunder, sein Kleinstwagen aus den 1960er-Jahren zählt nicht zu den geräumigsten Fahrzeugen. Was soll man auch erwarten von einem 2,97 Meter kurzen Fiat 500? Das bekomme ich schmerzhaft zu spüren, nachdem ich mich in das winzige Autochen gequetscht habe. Während Michele mittlerweile die Tür geöffnet hat, um sich anschnallen zu können, komme ich mir auf dem Beifahrersitz reichlich beengt vor. Fiat kann bei der Entwicklung des "Nuova 500", der 1957 herauskam, nicht an 1,88 Meter lange Herren wie mich gedacht haben. Und Carlo Abarth, Namensgeber der von ihm verantworteten Sportversion, erst recht nicht. Dem linken Bein steht die Mittelkonsole mit Zusatzinstrumenten im Weg, dem rechten der Radkasten. Und als Krönung drückt sich die Fensterkurbel an den Unterschenkel.

Ordentlich Krach

Dann zieht Michele den Anlasserhebel und das Inferno beginnt. Unüberhörbar melden sich die 595 Kubik aus zwei Zylindern zu Wort. Geradezu meisterhaft schwingt mein Pilot den Schalthebel, um die Fuhre bei Laune zu halten. Prinzipiell treffen 27 PS auf 470 Kilogramm Leergewicht. Doch nun sitzen wir beide hier drin und ich habe statt Diät ein üppiges Mittagsessen eingelegt. Immerhin: Große Gefahr, die Mahlzeit wieder nach draußen zu entlassen, besteht nicht. Trotz flotter Gangart tut sich der alte Abarth 595 schon mit der 100-km/h-Marke schwer. Mehr als Tempo 120 sind nicht drin. Macht auch nichts, denn spätestens ab 100 km/h ist die Geräuschkulisse im Heck irgendwo zwischen Abfangjäger und Presslufthammer. Dennoch huscht Michele flott um die Kurven und ich rutsche hilflos auf meinem Kunstleder-Stühlchen herum. Nicht ohne breit zu grinsen...

Keiner ist schneller

Plötzlich schießt ein gigantischer Kugelblitz an uns vorbei. Zumindest denke ich das im ersten Moment. Dabei ist es nur der neue Abarth 595 50° Anniversario. Bitte was? Noch einmal zum nachsprechen: Abarth Cinquanta-Novanta-Cinque Cinquantesimo Anniversario. Oder um es abzukürzen, das 595-Sondermodell auf Basis des aktuellen Fiat 500 zum 50ten Geburtstag. Bislang gibt es den Abarth 595 mit 160 PS als komfortable „Turismo“-Version oder als sportlichen „Competizione“. Der Jubiläums-595 legt noch mal einen drauf: 180 PS, 6,9 Sekunden auf 100 und 225 km/h Spitze. Kein Fiat 500 ist ab Werk schneller.

Carlos Weg

Im Jahr 2007 hatte Fiat die Marke Abarth wieder eigenständig lanciert, nachdem das Skorpion-Logo bis dahin für aufgemöbelte Bravo und Ähnliches herhalten musste. Skorpion übrigens deshalb, weil Firmengründer Carlo Abarth anno 1908 in diesem Sternzeichen zur Welt kam. Zunächst lebte er noch mit dem Vornamen Karl in Wien, doch seine väterliche Familie stammte aus dem italienischen Meran. Nach Erfolgen als Motorradmechaniker und -pilot siedelte Abarth nach der deutschen Besetzung Österreichs 1938 nach Italien über und nannte sich Carlo. 1947 begann er bei Cisitalia als Chef der Motorsportabteilung. Trotz Unterstützung durch Porsche musste die Firma Konkurs anmelden.