Der Mercedes Actros spart Sprit, indem er Steigungen und Gefälle voraussieht

Die Predictive Powertrain Control im Mercedes Actros

Mithilfe topografischer Daten im Navigationssystem lässt es sich sprichwörtlich vorausschauend fahren. Der Mercedes Actros spart bis zu drei Prozent Sprit, indem er den Schwung der kinetischen Energie geschickt nutzt

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  • ggo
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Stuttgart, 22. Mai 2012 – „Predictive Powertrain Control“ nennt sich eine neue Technik von Mercedes-Benz, die das Unternehmen ab August 2012 für den Lkw Actros anbietet. Der Langstrecken-Lkw der Stuttgarter ist in der Lage, das Verhalten von Motor und Getriebe automatisch dem Gelände anzupassen, weil er die Strecke samt Steigungen und Gefällen quasi voraussehen kann. Technische Basis für die hellseherischen Fähigkeiten ist die Fusion von Sensordaten mit den Informationen eines Navigationssystems, das die Topografie des Geländes kennt. Das Kartenmaterial kommt übrigens von TomTom.

Was kommt hinter dem Hügel?

Das Prinzip klingt einfach: Weil der Actros das Streckenprofil genau kennt, kann die Antriebssteuerung in den richtigen Momenten schalten, Gas geben oder Gas wegnehmen, um möglichst spritsparend und zügig ans Ziel zu kommen. Im Vergleich zu Lkws, die nur einen herkömmlichen Tempomat haben, spart das System etwa 3 Prozent Kraftstoff, heißt es. Das klingt nach wenig, kann aber im Lastverkehr über die Langstrecke eine Menge Geld einsparen. Sein "Wissen" bezieht der Lkw nicht nur aus den Navigationsdaten, sondern er fusioniert diese zum Beispiel mit Daten des Neigungssensors und den Daten, die das Getriebe und der Motor liefern. Der Actros macht einen permanenten Abgleich: Was liegt vor mir – wie stelle ich mich am besten darauf ein?

Ihr Sparziel erreicht die Predictive Powertrain Control durch mehrere Fahrstrategien, die zudem angepasst werden können: Zunächst einmal stellt der Fahrer oder Betreiber eine obere und untere Toleranzgrenze ein, sodass das Fahrzeug nicht stur eine bestimmte Geschwindigkeit wie zum Beispiel 85 km/h einhalten muss. Mercedes-Benz sieht eine Standardeinstellung mit einer Toleranz vom 5 km/h nach oben und 6 km/h nach unten vor. Zudem gibt es Varianten in Fahrprogrammen wie „Economy“ und „Power“, in denen diese Toleranz variiert wird – und wie gesagt die Möglichkeit, die Werte selber zu definieren.

Nur nicht überanstrengen

Diesen Toleranzbereich kann das Fahrzeug nutzen, um in gewissen Grenzen die Fahrphysik zu überlisten – genauer gesagt: für sich zu nutzen. So kann der Lkw zum Beispiel kurz vor einer Kuppe ruhig etwas langsamer werden, weil er ja weiß, dass er es auch etwas geruhsamer bis zum nachfolgenden Gefälle schafft. Ansonsten hätte das Getriebe heruntergeschaltet, man hätte durch die kurze Zugkraftunterbrechung weitere Geschwindigkeit verloren. Das Verhalten lässt sich gut mit einem Fahrradfahrer mit Kettenschaltung vergleichen: Kurz vor dem Ziel überlegt man sich genau, ob man noch einmal schaltet, weil das dabei entstehende Päuschen dazu führt, dass man danach umso mehr in die Pedale treten muss.