Die Förderung von Biosprit soll bis 2020 zurückgefahren werden

EU rückt vom Biosprit E10 ab

Die EU-Kommission plant offenbar, bis 2020 den Anteil von Biokraftstoffen aus Nahrungspflanzen auf fünf Prozent zu deckeln.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 9 Kommentare lesen
3 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Brüssel, 12. September 2012 – Nachdem die EU-Kommission jahrelang Pflanzensprit als Heilmittel im Kampf gegen zu hohe Treibhausgasausstöße im Verkehr gepriesen und gefördert hat, rudert man nun offenbar zurück. Klimakommissarin Connie Hedegaard und Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) haben einen Entwurf erarbeitet, der die 27 EU-Staaten zu einer Kehrtwende beim Thema Biosprit bewegen soll. Bisher lautet das Ziel, dass grüne Quellen – Biosprit, aber auch Ökostrom für Elektroautos – bis 2020 einen Anteil von zehn Prozent im Verkehrssektor haben. Damit soll der CO2-Ausstoß in diesem Bereich um sechs Prozent gesenkt werden. Da der Elektroauto-Boom aber noch nicht in Sicht ist, hätte das Ziel wohl fast komplett mit Biokraftstoffen erfüllt werden müssen.

Ende der Förderung

Derzeit beträgt der Anteil rund vier Prozent. Viel mehr könnte es nach den neuen Plänen aus Brüssel auch nicht mehr werden: Der Anteil von Biokraftstoffen aus Nahrungspflanzen soll nun auf fünf Prozent bis 2020 gedeckelt werden. Zudem könnte es ab 2020 keine Förderung mehr geben für Biosprit, der aus Rüben, Mais oder Getreide gewonnen wird und in Konkurrenz zu Anbauflächen für Lebensmittel steht. Im Oktober soll der Entwurf vorgestellt werden, bis Ende 2013 könnte es einen verbindlichen Beschluss für alle 27 EU-Staaten geben. Für den vom Autofahrer ungeliebten Biosprit E10 muss dies nicht der Todesstoß sein. Ob E10 weiter ausgeschenkt wird, hängt von der Reaktion der Bundesregierung ab. Wie die EU-Quote erreicht wird, ist Sache der Mitgliedsstaaten, Deutschland entschied sich für die Beimischung von erst fünf und dann von zehn Prozent Ethanol. E10 wurde 2011 eingeführt – auch weil die deutsche Autoindustrie dadurch strengere CO2-Grenzwerte vermeiden konnte.

Umweltverbände: E10 ist ein Irrweg

„Da Ethanol aus Sicht der Kommission im Schnitt eine etwas bessere Klimabilanz aufweist als Biodiesel und die 5-Prozent-Vorgabe noch nicht erreicht ist, ist bislang nicht abzusehen, dass E10 damit überflüssig wird“, betont der Bioenergie-Referent des NABU, Florian Schöne. Man müsse sich aber definitiv von der Illusion verabschieden, in großem Umfang fossile durch Biokraftstoffe ersetzen zu können. Das sehen die meisten Umweltverbände ähnlich: E10 sei ein teurer Irrweg.

Das Beispiel zeigt, dass die grüne Energiewende nicht ohne Tücken ist. Etwa durch die Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion, was sich gerade bei Missernten und Rekordpreisen für Getreide nachteilig auswirkt. Da Deutschland fast die Hälfte der eingesetzten Ethanolbestandteile (Getreide, Rüben) importiert, hat der deutsche Biospritverbrauch immer auch internationale Auswirkungen. Zudem führt der steigende weltweite Fleischkonsum zu einem stark erhöhten Flächenbedarf für Futtermittel. Hinzu kommen die Klimaauswirkungen außerhalb der EU durch eine Abholzung von Regenwäldern für Agrosprit-Anbauflächen.