Einzylinder-Motorräder

Seite 3: Einzylinder mit Power

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Die Hersteller behaupten gern, dass die europäischen Kunden möglichst viel Hubraum, Leistung und entsprechend viele Zylinder haben wollen. Aber ist das wirklich so oder beeinflusst hier das Angebot die Nachfrage? Zum Glück gibt es noch einige wenige Marken, die die Einzylinderfahne hochhalten wie KTM und ihre Marke Husqvarna. Sie setzen nicht nur bei den Sportenduros und Motocrossern auf einen Zylinder: Die 690 SMC R war über etliche Jahre hinweg die meistverkaufte KTM in Deutschland – und das als radikale Supermoto. Sie wurde wegen der Euro4-Überarbeitung des Motors für ein Jahr eingestellt, ging aber zum Modelljahr 2019 wieder ins Rennen und landete prompt erneut in den Top Ten.

In der 690 Duke, der 690 Enduro R und der 690 SMC R sowie in der Husqvarna 701 Supermoto und 701 Enduro arbeitet der leistungsstärkste Serien-Einzylinder der Welt mit eindrucksvollen 75 PS bei relativ geringem Gewicht. Doch auch in der Hubraumklasse darunter hat KTM einen hochinteressanten Einzylinder parat, der in 390 Duke, RC 390 sowie 390 Adventure eingesetzt wird. Er leistet 43 PS bei 9000/min, ist spritzig und vibrationsarm. In der vollgetankt 159 kg leichten Duke bringt er einen Mordsspaß auf kurvigen Landstraßen, der vollverkleideten RC 390 wurde gar ein eigener Cup gewidmet, sie startet auch in der SSP 300-Serie im Rahmen der Superbike-WM. Die Modelle beweisen, dass im Einzylinder-Konzept immer noch viel Potenzial steckt, die Hersteller müssen sich nur trauen, es zu wecken.

Honda mag Singles

Auch Weltmarktführer Honda weiß um die Vorteile eines Einzylindermotorrads und bietet die kleine Enduro CRF 250 L mit 25 PS starkem Antrieb sogar auf dem deutschen Markt an. Das Motorrad wird in Asien in riesigen Stückzahlen verkauft, denn es ist günstig und robust. Das auf ihr basierende Adventure-Bike CRF 250 Rally mit identischem Motor erfreut sich unter der Fernreise-Fraktion wachsender Beliebtheit, denn selbst die eher bescheiden anmutende Leistung reicht völlig aus, um Schotterstrecken zu bewältigen. Dabei spielt sie im Gelände den Vorteil ihres geringen Gewichts von nur 157 kg aus.

Letztes Jahr brachte der weltgrößte Motorradhersteller in seiner „Neo Sports Cafe“-Baureihe die CB 300 R auf den Markt. Sie wirkt elegant, schnörkellos und hat einen 286 cm3 großen Einzylinder, der es auf 31 PS bringt. Klingt wenig, aber die Honda CB 300 R wiegt nur 143 Kilogramm, weshalb sie durchaus flott unterwegs sein kann. Erstaunlicherweise ist sie mit 4785 Euro sogar billiger als die 250er aus dem eigenen Haus.

BMW wieder dabei

BMW bietet in G 310 R und G 310 GS inzwischen wieder einen Einzylinder an. Der in Indien gefertigte, 313 Kubikzentimeter große Single bringt es auf 34 PS und erfreut preissensible Biker. Royal Enfield stellte vor zwei Jahren mit der Himalayan ein interessantes Adventure-Bike vor, das von einem 411 Kubikzentimeter großen, luftgekühlten Einzylinder mit 25 PS angetrieben wird und für nur 4699 Euro auch bei uns auf dem Markt ist. Die Resonanz der Fachpresse auf das indische Motorrad war durchweg positiv. Seit kurzem bietet der chinesische Hersteller Zontes seine 310er-Baureihe mit Einzylindermotor in Europa an. Die vier Modelle leisten 35 PS und bestechen durch günstige Preise, umfangreicher Ausstattung und durchaus gelungenes Design.

Leider Fehlanzeige bei den drei japanischen Motorradgiganten Kawasaki, Suzuki und Yamaha: Sie setzen oberhalb der 125er-Klasse auf zwei oder mehr Zylinder mit meist relativ hohem Gewicht. Zum Glück gibt es noch ein paar kleine Motorradmarken wie zum Beispiel SWM aus Italien oder Mash aus Frankreich, die Einzylindermotorräder mit einigermaßen großen Hubräumen anbieten. Die SWM Superdual wird von einem wassergekühlten, 54 PS starken 600er-Einzylinder angetrieben, der aus den Altbeständen von Husqvarna stammt, die Mash Dirt Track 650 reanimiert sogar den luftgekühlten 650er-Motor aus der Honda Dominator. Beides sind nicht die neuesten Motoren, aber das geringe Leergewicht der Bikes macht vieles wieder wett.

Mut zum Single

Es stellt sich die Frage, warum sich heute so wenige Hersteller trauen, moderne Einzylinder mit großem Hubraum zu bauen. Dass die Erfüllung der Euro5-Norm ein Hindernis wäre, hat KTM mit der 690er eindrucksvoll widerlegt. Dabei muss es gar nicht der brutal anreißende 690-Kubikzentimeter-Motor mit 75 PS sein. Ein moderner, wassergekühlter Einzylindermotor mit rund 600 Kubikzentimeter Hubraum, einer Leistung von etwa 60 PS und kräftigem Drehmomentverlauf sollte völlig ausreichen, um ein Motorrad von vollgetankt maximal 170 Kilogramm Gewicht zu einem leicht beherrschbaren Spaßgerät mit hoher Alltagstauglichkeit zu machen.