Einzylinder-Motorräder

Seite 4: Fantasie gefragt

Inhaltsverzeichnis

Mehr Leistung ist auf Landstraßen, wo Motorräder am liebsten bewegt werden, ohnehin selten umsetzbar, auch Dauertempo 130 auf der Autobahn wäre problemlos und mit niedrigem Verbrauch möglich. Ein 600er-Einzylinder ließe sich für Fahranfänger auf 48 PS drosseln und würde dabei nicht wesentlich an Fahrspaß verlieren. Mit moderner Technik ist den früheren Nachteilen des Einzylinders, etwa den Vibrationen, heute leicht beizukommen.

Vorbilder aus der eigenen Geschichte

Bei der Entwicklung neuer Einzylindermodelle ist die Fantasie der Motorradhersteller gefragt. Die jüngst von KTM präsentierte 390 Adventure ist im Grunde die Nachfolgerin der einst sehr beliebten 640 LC4 Adventure, allerdings fehlen ihr zur Langstreckentauglichkeit noch etwas mehr Hubraum und die richtige Besohlung. Wenn neben mehr Drehmoment auch noch Drahtspeichenräder in 21 Zoll vorne und 18 Zoll hinten statt der Gussfelgen montiert wären, stünde einem Verkaufserfolg der Einzylinder-Adventure nichts mehr im Weg.

Suzuki könnte eine Nachfolgerin der Supermoto DR-Z 400 SM auflegen. Die wuselige 400er wird bis heute gebaut und erfreut sich vor allem in die USA immer noch großer Beliebtheit. Hierzulande wird die DR-Z 400 zu hohen Gebrauchtpreisen gehandelt – ein vielversprechendes Zeichen, dass auch in der EU eine Nachfolgerin mit modernem Motor erfolgreich sein würde.

Honda könnte eine neue XBR 500 mit Wasserkühlung, vielleicht als sexy Café Racer auf den Markt bringen, Kawasaki eine KLR 650 als geländetaugliches Adventure-Bike und Ducati eine scharfe Supermono endlich mit Straßenzulassung herausbringen.

Mehr Absatz dank Einzylindern

Auch wenn sich der Motorradmarkt in Europa im Vergleich zum Vorjahr positiv entwickelt, sind die Zulassungszahlen aktuell doch weit von dem entfernt, was noch in den 1990er Jahren üblich war, als sich viele günstige Einzylinder im Programm befanden. Die Hersteller möchten gerne mehr Motorräder verkaufen und bringen dafür viel Leistung und modernste Elektronik ins Spiel, die aber auch entsprechend teuer ist. Die höheren Stückzahlen könnten sie jedoch viel einfacher durch eine breit aufgestellte Palette an günstigen Bikes erzielen und dafür würden sich moderne, leichte Einzylinder-Motorräder anbieten.

Der Kaufpreis spielt auch bei uns durchaus eine Rolle, unter den zehn meistverkauften Motorrädern in Deutschland sind aktuell sieben, die keine fünfstellige Summe kosten, vier davon bleiben sogar unterhalb von 7000 Euro. Die attraktiv gestaltete KTM 390 Duke hält sich seit Jahren in den Top Ten der Verkaufsstatistik, nicht zuletzt dank eines niedrigen Preises von 5395 Euro. Jetzt ist es an den Herstellern, sich auf ihre früheren Einzylinder zurückzubesinnen, deren Spaß-Kosten-Relation beinahe unschlagbar war, und eine moderne Interpretation zu entwickeln. (fpi)