Elektroautos als Stromspeicher für Hausbesitzer

Wechselstrom

Das Elektrofahrzeug als Speicher für Schwankungen im Stromnetz – die Idee vom sogenannten „Smart Grid“ ist so alt wie das Akku-Auto selbst und trotzdem noch lange nicht greifbar. Aber zumindest im Kleinen wird sie so langsam umgesetzt

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Elektroautos, alternative Antriebe 5 Bilder
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Von
  • Thomas Geiger
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München/Hamburg, 13. Oktober 2015 – Heute packt eine sehr kleine, aber wachsende Gruppe Autofahrer die Sonne in den Tank. „Wer ein Elektroauto fährt, hat oft auch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und produziert so fürs Autofahren die eigene Energie“, hat Peter Siegert beobachtet. Er verantwortet in Deutschland die Green Mobility bei Mitsubishi.

Der japanische Hersteller hat neben dem elektrischen Kleinwagen EV auch das SUV Outlander als Plug-In-Hybrid im Programm. Die Nachfrage nach diesen Modellen steigt. Einer der Gründe ist die Flexibilität, die Immobilienbesitzer durch den Akku im Auto bekommen. Denn als erster Hersteller in Europa haben die Japaner ihre Elektroautos für das sogenannte bidirektionale Laden freigeschaltet. „Sie können den Strom nicht nur zapfen und speichern, sondern auf Wunsch auch wieder an das Hausnetz zurückgeben“, sagt Siegert.

Erste Schritte Richtung Smart Grid

Damit setzen die Japaner zumindest im Kleinen um, was die Vordenker der Elektromobilität schon seit Jahren predigen: Intelligente Netzte, sogenannte „Smart Grids“. Denn wann immer vom Elektroauto die Rede ist, geht es dabei nicht allein um das lokal emissionsfreie Fahren, um den Lärmpegel und um den Klimaschutz. Sondern es geht auch darum, Spitzen in der Stromversorgung zu puffern und auszugleichen, sagt Marcus Bollig, der bei BMW für Efficient Dynamic verantwortlich ist.

Das wird umso wichtiger, je mehr Energie aus regenerativen Quellen eingesetzt wird. „Photovoltaik-Anlagen liefern nachts nun einmal keinen Strom, und der Wind bläst auch nicht zu jeder Zeit gleich stark“, sagt Bollig. Beim Ausgleich solcher Leistungsspitzen könnten Elektrofahrzeuge nach seiner Einschätzung einen Beitrag leisten: „Wir haben in Deutschland vor allem über Stauseen Speichermöglichkeiten für etwa 38 Gigawattstunden“, erklärt der Experte. „Mit zwei Millionen Elektroautos könnten wir diesen Puffer verdoppeln.“

Während solche Lösungen laut Bollig bislang nicht nur an der mangelnden Fahrzeugflotte, sondern auch an der intelligenten Vernetzung scheitern, fängt Mitsubishi damit zumindest im Kleinen schon einmal an. Dafür haben die Japaner die Leistungselektronik im Fahrzeug geändert und wollen zum Jahresanfang gemeinsam mit einem Partner eine Station für die Garage entwickeln, durch die der Strom in beide Richtungen fließen kann: „So kann jeder Besitzer entscheiden, wann und wo er den Strom zum Fahren nutzt oder wieder ins Hausnetz speist“, erläutert Pressesprecher Helmut Bauer.

Das werde besonders dann lukrativ, wenn die Einspeisevergütung für Solarstrom immer weiter sinkt, während in den Stunden der Dunkelheit teuer Strom nachgekauft werden muss. „Da fangen viele an zu rechnen und kaufen sich lieber selbst einen Pufferspeicher“, hat Siegert beobachtet. Weil der Aufpreis für einen Plug-In-Outlander auf dem gleichen Niveau wie ein handelsüblicher stationärer Speicher liegt, entscheiden sich offenbar immer mehr für das Akku-Auto statt den Speicherschrank im Keller, sagt Siegert: „Mit dem kann man schließlich nicht in Urlaub oder zum Einkaufen fahren.“