Erste Ausfahrt: VW Up GTI

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Die Erfahrungen, die VW mit Autos unterhalb des Polo gesammelt hat, sind recht durchwachsen. Den Up-Vorgänger empfiehlt man als Gebrauchtwagen lieber keinem – zumindest keinem, den man irgendwie mag. Mit der aktuellen Generation sieht das etwas anders aus. Sie ist zwar nicht perfekt, qualitativ aber deutlich besser. Auch bei den Kunden kommt der seit 2011 gebaute Kleinstwagen gut an. Trotzdem hat VW lange gezögert, die Motorenpalette auszubauen. Vor anderthalb Jahren zog endlich ein Turbomotor mit 90 PS ein, der offenbar so beliebt ist, dass sich VW rasch entschloss, noch einmal nachzulegen.

Der VW Up GTI brauchte aber auch nach der Entscheidung, ihn zu bauen, erstaunlich lange, bis er in den Handel kam. Angekündigt wurde er im Dezember 2016, erst jetzt kann man ihn bestellen. Das wurde aber auch Zeit, denn wir rechnen im kommenden Jahr mit einem Nachfolger. Der Up GTI ist damit sozusagen die Schlusspointe. Wir konnten bereits eine Proberunde mit ihm drehen.

Bekannter Antrieb

Die Maschine ist natürlich keine Neuentwicklung, sondern bestens bekannt. Der Einliter-Dreizylinder wird in diversen Konzernmodellen eingebaut. Technisch bietet er keine Highlights: Zwei obenliegende Nockenwellen, die beide Phasenverstellbar sind, Abgaskrümmer im Zylinderkopf, maximaler Einspritzdruck von 350 bar, Turbolader. Die Maschine leistet 115 PS und bietet ein maximales Drehmoment von 200 Nm, das zwischen 2000 und 3500/min anliegt.

Der Antrieb beschleunigt auch Autos der Kompaktklasse sehr anständig, er ist uns aus Golf und Leon in positiver Erinnerung geblieben. Den leichteren Up beflügelt er hingegen geradezu. Ein Turboloch ist kaum zu spüren, der Kleinstwagen legt ohne Verzögerung flink los. Die Fahrleistungen sind nochmals deutlich besser als im Up mit 90 PS, wobei die Hülle nach wie vor auf den Stadtverkehr zugeschnitten ist. Dort wuselt es sich mit einem so kleinen Auto deutlich befreiter durch als mit einem SUV vom Schlage eines Skoda Kodiaq. Auch über Land erfreut der flotte Kleinstwagen. Auf der Autobahn wird sein Potential vermutlich kaum einer über eine längere Strecke nutzen wollen. Dann wird der Kleine laut und wirkt durch den kurzen Radstand den damit verbundenen mäßigen Geradeauslauf etwas nervös.

Dröger Sound

Was dabei irgendwann allerdings nervt: Der Dreizylinder ist als solcher akustisch stets zu erkennen. Auch der Up GTI hört sich an wie ein Rasenmäher auf Speed oder eine Vespa – nur einen Tick sportlicher. Da hilft auch der Sound-Aktuator nicht, mit dem die VW-Ingenieure versucht haben, den Klang zumindest im Innenraum aufzupeppen – wie so oft mit eher mäßigem Erfolg.

Der Up GTI bekommt von Anfang an einen Partikelfilter und erfüllt damit die Abgasnorm Euro 6d-Temp – sehr gut. Er ist zudem einer der ersten Volkswagen, für die nicht nur ein Verbrauch im NEFZ angegeben wird, sondern auch im neueren WLTP. Im alten Zyklus nennt VW 4,8 Liter, im WLTP 5,6 bis 5,7 – je nach Reifenformat. Im Seat Leon Kombi kamen wir damals auf 6,4 Liter, wer es im Up ruhig angeht, dürfte also durchaus mit deutlich weniger als sechs Liter hinkommen. Erheblich mehr als sieben sind sicher möglich, erfordern dann aber schon Vorsatz.

Kurzer Radstand

Die Federung im Up GTI ist sportlich knackig, aber noch ausreichend komfortabel. Das Sportfahrwerk legt die Karosserie 15 mm näher an die Straße. All das sorgt zwar für eine gute Bodenhaftung, aber – durch den relativ kurzen Radstand – auch für gelegentliches Poltern und Hoppeln auf schlechten Straßen.

Den Innenraum hat VW nur dezent verändert. Die Sitze sind die gleichen wie in den schwächeren Up-Modellen, mehr Seitenhalt gibt es also hier nicht. Vielleicht sollen die Bezüge im Karo-Design darüber hinwegtrösten. Auf einen Golfball auf dem Schalthebel, über viele Jahre eines der Erkennungszeichen eines VW-GTI, wurde hier verzichtet. Das dicke Lenkrad ist unten abgeflacht. Die Verarbeitung ist sehr ordentlich, die Materialien lassen einen nie zweifeln, in welcher Klasse man unterwegs ist.

Teuer

16.975 Euro kostet der Up GTI mindestens. Inklusive sind manuelle Klimaanlage, Radio und ein bisschen GTI-Folklore, bestehend unter anderem aus schwarzen Streifen auf den Schwellern und roter Farbe auf Zierleisten und Bremssätteln. Viele Extras gibt es nicht. Selbst wer meint, alles aus der Aufpreisliste brauchen zu müssen, bleibt unterhalb von 21.000 Euro. Dazu kommt allerdings noch etwas, was andere Hersteller einfach mit dazureichen, VW aber extra in Rechnung stellt: Für 5 Jahre Garantie bis 100.000 Kilometer zahlt man noch einmal 660 Euro Aufpreis.

Konkurrenz ist in dieser Klasse rar. Die Up-Derivate von Skoda und Seat werden den 115-PS-Motor mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht bekommen. Der Opel Adam ist feiner ausgekleidet und verschleiert so seine Klassenzugehörigkeit viel geschickter als der hemdsärmelige Up. Mit 115 PS kostet er ähnlich viel wie der Up GTI. Wer sich damit nicht begnügen mag, bekommt den Adam auch mit 150 PS. Mehr traut sich in dieser Klasse derzeit keiner.