Erfolgreich erobertes Neuland: Der erste BMW mit Selbstzünder kam erst 1983 heraus

Etablierte Alternative

Ein BMW für Droschkenkutscher? Nicht doch! Anfang der 80er lief der Diesel für BMW noch unter „Alternative Antriebskonzepte“. Kaum mehr vorstellbar ist das heute angesichts der aktuellen Verkaufsanteile der BMWs mit Selbstzünder

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  • Florian Pillau
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München, 17. Juli 2013 – Ein BMW für Droschkenkutscher? Nicht doch! Anfang der 80er lief der Diesel für BMW noch unter „Alternative Antriebskonzepte“. Kaum mehr vorstellbar ist das heute angesichts der aktuellen Verkaufsanteile der BMWs mit Selbstzünder.

Damals haben diese Motoren zurecht nicht zum dynamischen Image der Marke gepasst. Wir haben es schon vergessen, aber lahm, laut, bleischwer und mit einer allenfalls Fahrvorfreude weckenden Vorglühphase gestraft boten sie allenfalls Vorteile für Übervernünftige oder berufliche Vielfahrer. Solche Menschen waren in BMWs Kundenstamm damals jedoch allenfalls in homöopatischen Anteilen vorhanden, ähnlich wie dieselmotorisierte Pkw auf westdeutschen Straßen: Zwischen 1973 und 1982 stieg der Anteil der Diesel-Modelle von vier auf 15 Prozent. Aber er stieg! Für BMW Anlass genug, den Selbstzünder trotz seiner Kunden ins Programm zu nehmen: Als Weckruf gilt die Ölkrise, die Entwicklung war von langer Hand angelegt: Sie begann bereits 1975. Das ist relativ früh angesichts des Erscheinungsjahrs 1983, lag aber 39 Jahre nach dem ersten Serien-Pkw mit Dieselmotor - natürlich einem Daimler.

Auf den Geschmack gebracht

Schmackhaft hat BMW die weithin als Taxitriebwerke beargwöhnten Motoren den Kunden durch eine damals unerhört hohe Dynamik gemacht: Der BMW 524td von 1983 war das weltweit leistungsstärkste Fahrzeug seiner Art. Natürlich mit einem Reihensechser und einem damals noch nicht selbstverständlichen Turbolader. Heute belächeln wir ihn angesichts der Entwicklung, die der Diesel bei BMW genommen hat: Die Selbstzünder aus München bieten nämlich immer noch extrem hohe Dynamik. Aus 2,4 Litern wurden 85 kW/115 PS geholt, eine Literleistung von 34,8 kW/47,3 PS, „die man bisher bei einem Diesel nicht für möglich hielt“, wie BMW auf der IAA 1983 verkündete, und die den BMW 524td auf Anhieb zum „schnellsten Seriendiesel der Welt“ machten. In 12,9 Sekunden von null auf 100 km/h, und 180 km/h war damals unerhört.

Seither wurde bei BMW daran gearbeitet, die Ladertechnik weiter zu ertüchtigen. Zunächst nutzte man die bei einem Reihensechszylinder-Motor vorhandenen Voraussetzungen für ein Stoßaufladungsprinzip (auch, wenn das entsprechende Patent von Alfred Büchi bereits damals schon an die 60 Jahre alt war). Dabei werden die Abgase aus jeweils drei Zylindern zusammengeführt und getrennt voneinander zum Turbinenrad geführt. Der Lader spricht dadurch schneller an, der Motor reagiert spontaner auf die Leistungsanforderung des Fahrers.