Fahrbericht BMW M140i

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Abgesehen vom fehlenden Zeiger für die Öltemperatur geben Bedienung und Instrumentierung keine Rätsel auf. BMW-typisch ist der Innenraum auf den Fahrer ausgerichtet – genau so muss das sein. Allerdings sollten Käufer unbedingt die Instrumentenkombination mit erweiterten Umfängen ordern – und damit ein hochauflösendes Farbdisplay unterhalb des Drehzahlmessers. Denn das Standard-Cockpit sieht nicht nach viel aus. Vor allem beim M140i, denn dessen Schriftzug wird permanent im Display angezeigt. Eine kleine Spur von Rowdytum.

Praxistaugliche Ablagen gibt es überraschenderweise genug im M140i, sofern man nicht gerade mit der Familie in den Sommerurlaub fährt. In den Türen gibt es zusätzliche Flaschenhalter, vorne in der Mitte Platz für Sonnebrille und Getränke. Das Handschuhfach ist ausreichend groß für Unterlagen, Warnwesten & Co. Nur die weit in den Innenraum stehenden unteren Türverkleidungen leiden bei jedem Aussteigen unter dem Platzangebot, denn Schleifspuren durch Schuhe sind kaum zu vermeiden.

Infotainment

Was BMW da aktuell im Angebot hat, kann sich wirklich sehen lassen. Das Navigationssystem „Professional” mit diversen Extras und Ergänzungen gehört mit zu dem Besten, was es derzeit überhaupt in Autos gibt. Leider wissen das die Bajuwaren aber ganz genau – und berechnen für jede zusätzliche, einfach per Software zugeschaltete Option dreistellige Euro-Beträge.

Das Kartenmaterial wird während der ersten drei Auto-Jahre kostenlos und regelmäßig über die fahrzeugeigene LTE-Verbindung aktualisiert. RTTI (Real Time Traffic Information) funktioniert hochpräzise und findet auch in verstopften Innenstädten und bei kleinen, weniger frequentierten Straßen noch die optimale Route. Das Online-Entertainment-System im Radio erkennt laufende Songs und lädt diese auf Wunsch gleich aus dem Internet herunter. iPhones verbinden sich nun per WLAN und Car Play mit dem Auto und eingehende SMS-Nachrichten werden auf Wunsch direkt vorlesen und lassen sich per Siri-Spracherkennung auch beantworten.

Das alles ist aber eben einfach auch sauteuer. 1825 Euro für das große Navi (inklusive besserem Display für das Kombiinstrument, sonst plus 150 Euro) sind ja schon ein stolzer Preis. Aber dazu kommen noch der Digitalradioempfänger (DAB) für 320 Euro, Wireless Charging inklusive WLAN-Anbindung für 500 Euro, die Connected-Drive-Services inklusive Wettervorhersage und App-Anbindung des Smartphones für 350 Euro, die Freischaltung von Apple Car Play für 300 Euro und auf Wunsch der Zugriff auf Musik-Streaming-Angebote für 220 Euro, macht stolze 3500 Euro. Damit die teuren Komponenten auch im Auto bleiben, sollten Käufer des Navi „Professional” auf jeden Fall auch die Alarmanlage für 480 Euro dazubestellen. Und spätestens drei Jahre nach dem Kauf kommen zusätzliche Kosten auf den Halter zu, wenn er die Online-Dienste und Karten-Updates behalten will.

Ausstattungsvorschläge

Navi oder nicht, das ist sicherlich Geschmackssache. Wer seinen M140i fürs Wochenendrennen auf der Nordschleife will, kann darauf verzichten, wer ein Navi braucht, aber auf die ganzen Online-Funktionen verzichten kann, fährt mit dem günstigeren Navigationssystem „Business“ ganz gut. Worauf man aber auf keinen Fall verzichten sollte – oder eben doch, das zeigen wir in diesem Abschnitt.

Die Einparkhilfe PDC (Park Distance Control) gibt es beim M140i zumindest hinten serienmäßig. Vorsichtige Zeitgenossen sollten 200 Euro Aufpreis für PDC vorne einplanen, die Rückfahrkamera (400 Euro) ist nett, aber eigentlich nur Spielerei. Toll sind dagegen die Adaptiven LED-Scheinwerfer (550 Euro) zuzüglich Fernlichtassistent (130 Euro) sowie die Verkehrsschilderkennung „Speed Limit Info” (320 Euro).

Der Alltagstauglichkeit als Erstwagen zuträglich sind die umklappbaren Rücksitze (200 Euro) und die klappbaren Kopfstützen hinten (60 Euro) und das adaptive Fahrwerk (760 Euro), ohne das längere Strecken wirklich ganz schön hart sind.

Was hingegen wirklich keiner braucht, ist der 520 Euro teure „Driving Assistant”. Er enthält mehrere Assistenten, die beim Halten der Spur helfen, die Hindernisse und Personen auf der Fahrbahn erkennen, warnen und im Notfall sogar eingreifen können. Jedoch nicht einmal 300 Kilometer nach dem ersten Einsteigen sind die Assistenten bei unserem Testwagen allesamt ausgeschaltet. Im Laufe des 14-tägigen Testzeitraums hat die Auffahrwarnung zwei Fehlalarme allerhöchster Güte von sich gegeben und der Spurhalteassistent kommt beim dynamischen Fahren auf übersichtlichen, kurvigen Straßen aus dem Lenkradvibrieren kaum noch heraus. Nette Massagefunktion für die Hände, aber eigentlich soll er ja helfen. Tut er aber nicht. Wer sich für einen 1er mit dieser Motorisierung entscheidet, sollte die Spur auch selbst halten können – und dabei bisweilen die gestrichelten Linien auch mal ganz bewusst vorsätzlich überfahren.

Obwohl in einen Sportwagen eigentlich ein Schaltgetriebe gehört, macht die Achtgang-Automatik von ZF mal wieder eine ganz hervorragende Figur. Sie kann sanft im Stadtverkehr mitschwingen, zielsicher und rasend schnell die richtige Übersetzung für Überholmanöver finden, die Drehzahl auf der Autobahn niedrig halten. Wer selbst schalten will, greift zu den Paddles hinterm Lenkrad. Beim Fahren in den Bergen fühlt sich der 1er erst handgeschaltet so richtig wohl – und fühlt sich dann so stimmig an, als wäre er ein anderes Auto. Kostenpunkt: 2250 Euro.

Mit ein paar leckeren Ausstattungsmerkmalen schraubt sich der Grundpreis des Power-1ers von 42.500 Euro (Dreitürer, Handschalter) schnell auf über 50.000 Euro. Viel Geld. Aber für die Fahrleistungen doch erstaunlich bezahlbar.

Das Fahrzeug wurde von BMW gestellt, Kosten für Überführung und Sprit vom Autor übernommen. (dar)