Fahrbericht Ducati Scrambler 1100 Speciale

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Beim ersten Aufsitzen fallen zwei Dinge auf: Erstens ist sie höher als die 800er, man hockt nun auf 810 statt 790 Millimetern Höhe, zweitens ist der flache und breite Lenker durch den langen Tank weit weg, die Arme sind fast gestreckt. Dafür ist der Kniewinkel für alle Fahrer unter 1,90 Meter angenehm und die Aluminium-Fußrasten sind nicht zu weit hinten platziert.

Über das Design der Instrumente kann man kontrovers diskutieren, mir gefallen sie jedenfalls nicht. Das nach rechts versetzte Rundinstrument mit Digitalanzeige passt schon auf der 800er einfach nicht zum Retro-Design, zeigt viel zu kleine Ziffern und nun wurde ihm auch noch ein merkwürdiger Wurmfortsatz angeheftet, der die Geschwindigkeit und den eingelegten Gang anzeigt, immerhin in lesbarer Größe. Der Versuch, während der Fahrt die Drehzahl zu erkennen, scheitert kläglich an den winzigen Balken und Zahlen. Zu einem Retrobike – gerade zu einer Ducati – würden analoge Rundinstrumente viel besser passen, ähnlich im Design wie sie einst von Veglia ins Werk nach Bologna geliefert wurden. Dafür erfreut der Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht.

Drehmomentstark

Der erste Gang lässt sich mit vernehmlichen „Klong“ einlegen, der Motor reagiert am elektronischen Gasgriff spontan und frei von Schluckauf. Die restlichen fünf Gänge lassen sich sauber und mit wenig Kraftaufwand am Kupplungshebel durchschalten, wobei Schaltvorgänge aufgrund des über einen weiten Drehzahlbereich durchzugskräftigen Motors seltener sind als bei spitz ausgelegten Sportmotoren.

Ducati bietet in der Scrambler 1100 drei verschiedene Fahrmodi an: „City“, „Journey“ und „Active“. Wer nicht gerade bei sintflutartigen Regenfällen auf Kopfsteinpflaster unterwegs ist, kann den „City“-Modus getrost vergessen, er kappt die Leistung auf 75 PS und die Schlupfregelung regelt sehr früh. Der Modus „Journey“ kann da schon viel besser gefallen: Die volle Leistung steht parat, man gleitet entspannt über die Landstraßen und genießt das füllige Drehmoment, dessen Maximum schon bei 4750/min anliegt.

Mein persönlicher Favorit ist der „Active“-Modus. Der Motor hängt sehr spontan am Gas und dreht rasanter hoch, die Schlupfregelung meldet sich erst spät zu Wort. Das Thema Sicherheit wird bei Ducati mittlerweile groß geschrieben und bringt der Scrambler ein Schräglagen-ABS von Bosch. Die Wirkung der beiden Brembo-Monoblock-Bremszangen auf die 320-mm-Bremsscheiben ist hervorragend, zwei Finger am Hebel reichen für eine Gewaltbremsung aus. Die Bremse bietet einen klaren Druckpunkt, der eine präzise Dosierung zulässt.

Gefällt immer besser

Die Scrambler 1100 gehört zu den Motorrädern, die einem umso besser gefallen, je länger man sie fährt. Meine Befürchtung, dass ich durch den langen Tank in Kurven nicht genügend Druck aufs Vorderrad bekommen würde, zerstreut sich rasch, die Scrambler durcheilt Kehren wie auf Schienen und drängt nicht mit der Front zur Kurvenaußenseite.