Fahrbericht Ducati Scrambler 1100 Speciale

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Aber die Reifen! Warum zieht Ducati bei einem mächtigen Motorrad Pseudo-Enduroreifen mit viel Negativprofilanteil auf? Ins Gelände will mit der teuren Scrambler garantiert niemand, also sollte man bitteschön direkt reine Straßenreifen aufziehen. Doch zu meiner Verblüffung haften die Pirelli MT60RS gut auf dem Asphalt und geben keinen Anlass zur Klage, lediglich auf der letzten Rille geritten wirken sie manchmal ein bisschen nervös, aber im Zweifelsfall greift die Schlupfregelung rettend ein.

Komfortabel abgestimmt

Beim Fahrwerk ließ sich Ducati nicht lumpen. Auch wenn die Scrambler 1100 Sport sogar ein sündhaft teures Öhlins-Fahrwerk bietet, reichen die Upside-down-Gabel von Marzocchi und das Kayaba-Federbein im Heck völlig aus, um mit der 1100 Speciale glücklich zu werden. Die Gabel ist komplett einstellbar, das Federbein in der Vorspannung und Zugstufe.

Die Grundabstimmung ist überraschend komfortabel geraten – bei Ducati keine Selbstverständlichkeit. Sogar Kopfsteinpflaster bügelt die Scrambler gekonnt glatt. Über den breiten Lenker lässt sich die 1100er sehr präzise einlenken, wobei sie sich einen Tick störrischer Verhält als die 800er, was vermutlich dem etwas längeren Radstand von 1514 Millimeter und einem Nachlauf von 111 Millimeter geschuldet ist.

Deutlich schwerer

Auch trägt die 1100er deutlich mehr Gewicht mit sich herum, sie hat im Vergleich zur kleineren Scrambler 800 um 25 Kilogramm zugelegt und wiegt nun mit vollem Tank 211 Kilogramm. Vor allem die beiden schweren Schalldämpfer dürften ihren Teil dazu beitragen. Stört das Mehrgewicht? Nein, die 88 Nm egalisieren das ganz locker.

Der Antritt des V2 ist fulminant, selbst im sechsten Gang bei Bummeltempo stürmt er beim Kommando „Vollgas“ vorwärts wie ein gereizter Stier. Die beiden großen Kolben hämmern dann spürbar und drücken die Scrambler mächtig voran. Ja, genauso muss sich eine Ducati anfühlen. Die 1100er rennt über 200 km/h, aber das ist nur ein theoretischer Wert, denn der Fahrer wird, wegen des breiten Lenkers, aufgespannt wie ein Segel. Jenseits der 150 km/h ist es nicht mehr lustig, der Fahrtwind versucht einen dann mit Gewalt rückwärts vom Sattel zu drücken.

Unkomfortabel weich

So beeindruckend die Scrambler 1100 Speciale auch ist, gibt es doch einige Punkte zu bemängeln. Die Sitzbank ist viel zu weich, nach spätestens einer Stunde rutscht man auf ihr herum, auf der vergeblichen Suche nach mehr Komfort.