Öko kann jeder

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Der 418 PS starke Achtzylinder zieht mächtig los und dreht dabei geschmeidig hoch bis auf 6500 Umdrehungen, untermalt von einem kernigen, wenn auch nicht den typisch amerikanischen V8-Sound. Falls nötig, galoppiert der Mustang in bester Sportwagenmanier in nur 4,8 Sekunden auf 100 km/h. Extrem extrovertiert veranlagten Ampel-Freaks mit einem Burn-Out-Syndrom der anderen Art ermöglicht der "Line-Lock"-Schalter die ganz große Show. Er blockiert für 15 Sekunden – das ist eine gefühlte Ewigkeit – die Vorderräder, derweil das hintere Gummi unter Vollgas das halbe Wohnviertel in Reifenqualm hüllt.

Für weniger arg veranlagte gibt es das Pony-Car auch mit Öko-, Verzeihung, "Eco"-Antrieb. "EcoBoost" heißt der Vierzylinder, nicht einmal halb so groß wie der V8, doch mit Turbo-Zwangsbeatmung immerhin 314 PS stark. Und auch beim Drehmoment (434 Nm) nicht schwach. Der Normverbrauch sinkt auf 8,0 Liter. Trotz allem: Einem typischen Muscle Car wird der Mustang mit 2,3-Liter-Vierzylinder nicht gerecht. Es fehlt ein bisschen an Souveränität, die amerikanische Seele geht verloren. Selbst wenn Kritiker einwenden mögen, es hätte schließlich 1979 vor drei Generationen schon einmal einen Mustang mit vier Zylindern gegeben.

Schwächen abgeschüttelt

Abgeschüttelt im Wortsinn hat der Mustang seine Fahrwerksschwächen. Starrachse und Blattfedern, an der Hinterachse jahrzehntelang die Standardtechnik der Amis, sind endgültig passé. Die Radführung übernimmt jetzt eine moderne Mehrlenkerachse. Das Ergebnis ist ein handlich und gut zu fahrendes Auto, das auch schnell wechselnde Kurven nicht übel nimmt und sich präzise ums Eck lenken lässt. Fords Muscle Car will ohnehin keine Rennmaschine sein, sondern ein Sportwagen fürs flotte Tempo und gelegentlich nett zum Cruisen. Für Letzteres eignet sich wunderbar auch das Cabrio, das Ford etwa einen Monat nach dem Coupé (Fastback) an den Start schickt.

Der Mustang macht trotz aller Vervollkommnung keine Ausnahme von der netten Gewohnheit amerikanischer Sportwagen, viele PS für relativ wenig Geld zu bieten. 35.000 Euro kostet die Basisversion mit dem Vierzylinder. 40.000 Euro sind es für den V8-GT. Für die offenen Varianten müssen jeweils 4000 Euro zusätzlich bezahlt werden. Ein Schnäppchen verglichen mit deutschen Wettbewerbern. Dabei ist der Mustang nicht mal spärlich ausgestattet. Im Gegenteil, selbst Klimaanlage, Xenon-Licht, ein Audio-System und Ledersitze sind serienmäßig an Bord. Auch die Qualität im Innenraum stimmt, zumindest in Relation zum Preis. Man sollte sich nicht an optischen Kleinigkeiten wie Doppelnaht-Imitate in Kunststoff stören. Power geht den Amis vor Premium. So erhofft sich Ford, dieses Jahr noch 3000 und im kommenden etwa 4000 Mustang in Deutschland an den Mann zu bringen. Zwei Drittel, so die interne Prognose, wird sich sogar für den Achtzylinder entscheiden. Eine gute Wahl. (imp)