Fahrbericht: Honda CRF 250 Rally

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Gerade im Gelände, wo man sich keine Unkonzentriertheit erlauben darf, ist das schnelle Erfassen von Informationen wichtig. Das digitale Cockpit der CRF 250 Rally ist eher klein geraten, die Geschwindigkeit und der Tankinhalt lassen sich gut ablesen, die Drehzahl hingegen schwieriger. Wenn es auf Asphalt entspannter zugeht, lässt es sich per Druckknopf am Lenker durch das Menu scrollen, wobei wir eine Restreichweitenanzeige ebenso vermissen wie eine Ganganzeige. Gerade bei einem kleinen Hubraum fragt man sich oft, welchen Gang man zurzeit eingelegt hat und stellt dann beim Beschleunigen aus der Kurve verärgert fest, dass man doch weiter hätte runterschalten sollen. Als Ärgernis stellt sich der große Knopf der Hupe am linken Lenkerende heraus, der versehentlich schon mal anstatt des darunter liegen kleinen Blinkerknopfs betätigt wird, was wiederum bei anderen Verkehrsteilnehmern zu ungehaltenen Reaktionen führen kann. Die Rückspiegel sind zwar groß dimensioniert, aber die Spiegelausleger so kurz, dass man ein direkt hinter sich fahrendes Motorrad nicht sehen kann.

Fernreise möglich

Der kleine Hondamotor verbraucht naturgemäß nicht viel Sprit, im Schnitt sind es nur knapp über drei Liter, und deshalb reicht der CRF 250 Rally ein Tank mit zehn Litern Fassungsvermögen für eine Reichweite von rund 300 km. Das klingt für Reiseenduristen erfreulich, allerdings bietet Honda keine Gepäcksysteme an. Der interessierte Fernreisende findet aber im Zubehör einige Alukoffer- und Softbag-Systeme für die CRF 250 Rally.

Unterhalb der Sitzbank verbaut Honda auf der linken Seite serienmäßig ein kleines, abschließbares Fach, wo auch das Werkzeug seinen Platz findet. Worauf der CRF 250 Rally-Besitzer allerdings verzichten sollte, ist der Beifahrer. Die Sitzmöglichkeit für den Sozius ist knapp geschnitten und die Honda geht bei Zwei-Personen-Betrieb hinten derartig in die Knie, dass der Fahrer sich wie auf einem Chopper mit hoch aufragender Front fühlt. Auch sind die Sozius-Fußrasten direkt am Heckrahmen und nicht, wie üblich, an Auslegern befestigt, so dass der Kniewinkel sehr eng ausfällt und der Hintermann dem Fahrer die Knie unter die Achselhöhlen bohrt.

Fahrleistungen? Ausreichend!

25 PS beschleunigen die CRF 250 Rally aus dem Stand auf Tempo 100 in rund zehn Sekunden. Laut Fahrzeugschein schafft die Honda eine Höchstgeschwindigkeit von 129 km/h, der digitale Tacho vermeldet sogar unrealistische 148 km/h. Dabei sei betont, dass die Honda, trotz des eher groben Reifenprofils, auch bei Topspeed einwandfrei geradeaus läuft. Wer auf seiner großen Reiseenduro mit 200 km/h über die Autobahn fliegt, wird darüber vielleicht lachen, hat aber den Sinn der CRF 250 Rally nicht verstanden. Sie will ein Adventure-Bike für den schmalen Geldbeutel und für Stufenführerscheinbesitzer sein. Die kleine Honda macht auf Landstraßen und auch in der City verblüffend viel Spaß und wer solo mit ihr auf lange Tour gehen will, findet in ihr einen treuen Begleiter. Sobald die Route über unbefestigte Wege führt, vergeht den Fahrern großer Reiseenduros sogar das Lachen und sie sehen die CRF 250 Rally rasch am Horizont entschwinden.

Erstes Kontingent: ausverkauft

Honda hat zu Beginn des Jahres rund 250 Stück des kleinen Adventure-Bikes nach Deutschland geholt, die auch bereits alle verkauft sind. Der nächste Schwung aus Japan ist schon im Anmarsch und man gibt sich in der Honda Deutschland-Zentrale zuversichtlich, dass auch sie bald ihre Käufer finden werden. Die CRF 250 Rally führt den Geist der leichten, fernreisetauglichen Einzylinder-Enduros weiter. Wer sich auf sie einlässt, wird mit einem quirligen Motorrad belohnt, das zwar kräftemäßig keine Bäume ausreißen kann, aber sich auf jedem Terrain wacker schlägt. Wenn noch ein straffer gedämpftes und einstellbares Federbein aus dem Zubehör verbaut wird, ist auch der ungetrübte Geländespaß auf dem Weg nach Dakar gesichert.

(chlo)