Fahrbericht Kia Stinger GT

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Um sicherzustellen, dass mein Eindruck der einfachen Fahrbarkeit nicht am Ende am Allradantrieb lag, der das Auto auf den eingelenkten Vorderrädern wieder gerade zieht, fuhr ich auch den Standardantrieb mit allen Fahrhilfen deaktiviert auf dem Rundkurs. Das war nur teilweise eine Ausrede, um mehr der bei Autoterminen notorisch knappen Rennstreckenfahrzeit abzustauben. Es zeigte nämlich, dass die These stimmt: Fahrwerk und Bedienung sind so harmonisch, dass der Wagen selbst ohne Helfer bemerkenswert zahm reagiert, auch wenn das Heck herumschwingt. Die Schwierigkeit für den Fahrer liegt auf der erheblich kleinerer Fahrzeuge, nur ohne deren damit einhergehende potenzielle Fiesheit kurzer Radstände. Top. Wahrscheinlich beruhigt bereits die Größe und Masse das Ganze. Trotzdem muss es gut gemacht sein, denn es gibt durchaus schwerere, größere Autos, die deutlich schnellere Reaktionen verlangen.

The Grand Tour

Wahrscheinlich verwendete Kia den großen V6 als hauptsächlichen Testmotor, denn mit ihm stimmt die Gewichtsbalance am besten und das Automatik-Getriebe arbeitet am harmonischsten. Ein GT-Wagen soll der Stinger sein, also Fahrdynamik mit Langstreckenkomfort vereinen. Das gelingt ihm sehr gut. Ich sitze sehr gut, man kann sogar die seitlichen Seitenwangen des Sitzes so weit aufblasen lassen, dass selbst ich nicht mehr zwischen ihnen hin und her schlackere wie ein Besenstiel in einem Schiffsflur bei Seegang, was bei Sitzen, die allen passen müssen, mein Schicksal bleibt.

Serienmäßig verbaut: ein hochauflösendes, farbiges, großes HUD, das direkt auf die Windschutzscheibe projiziert statt auf eine Hilfsscheibe. Tachoeinheit und Mittelkonsole ohne Überraschungen, aber eben auch ohne negative Überraschungen: Ich habe alles ohne Probleme gefunden, vom UKW-Radio bis hin zu Android Auto oder Apple Car Play. Sehr wichtig für die Langstrecke: die Sound-Anlage. Die hat Kia zusammen mit Zulieferer Harman Kardon abgestimmt, mit einem sehr harmonischen, klaren Klangergebnis, das sicher auch an der Innenraumgröße liegt. Unter den Vordersitzen liegt auf jeder Seite ein Subwoofer mit Resonanzraum im Rahmen, wie es unter anderem auch Daimler in manchen Modellen baut. Ergebnis: Sehr schöne Bässe ohne Schnarren bei höheren Schallleistungen.

Niedrigqualitatives Audio putzt die Anlage auf Wunsch in den Höhen auf („Clarify“), indem es diese ausgehend vom Ursprungsmaterial extrapoliert und hinzufügt. Das funktioniert in Echtzeit auch für analogen Input und hilft bei Eingangssignalen, denen es entweder an Aufnahmequalität, Sampling- oder Bit-Rate fehlt (wie etwa bei US-Digitalradiosendern verbreitet). Dazu kommt eine Fahrgeräusch-Anpassung, die auf Wunsch nicht nur die Lautstärke anhebt, sondern alle Frequenzbereiche dem Fahrgeräusch so anpasst, dass ein möglichst gleichbleibender Höreindruck entsteht. Beispiel: Es hebt gegen dumpfe Windgeräusche die Bässe an. Kann man einschalten und für immer drinlassen. Dem künstlich verstärkten Motorsound kann man die umgekehrte Behandlung angedeihen lassen, obwohl man zumindest nicht hört, dass ein Teil des Geräuschs ein Fake ist.

Kosten für Reise und Probefahrt wurden vom Hersteller übernommen. (cgl)