Fahrbericht: Mercedes GLE 450 4Matic

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Den größten Fortschritt gibt es im Innenraum. Das Armaturenbrett ähnelt formal nun jenen in S- und E-Klasse. Ohne die umfangreiche Bedienungsanleitung wird sich hier kaum jemandem die komplette Vielfalt von Möglichkeiten erschließen, die die maximale Ausbaustufe bietet. Die beiden 12,3 Zoll Displays vor dem Fahrer und in der Mitte sind hinter einer durchgehenden, breiten Glasfront angeordnet.

40 neue Funktionen

Das aufpreispflichtige Head-up-Display dürfte aktuell das größte sein in einem Pkw. Mit einer Auflösung von 720 x 240 Pixeln wird über ein Linsen- und Spiegelsystem ein 45 x 15 Zentimeter großes, farbiges und helles Bild in die Frontscheibe eingeblendet, das in knapp drei Metern Entfernung vor dem Fahrer über der Motorhaube zu schweben scheint. Auch das Navi bietet neue Optionen. So wird das Bild der Frontkamera in die linke Hälfte des Bildschirms eingespielt. Eingeblendete Richtungsschilder weisen dann aktiv den Weg. Gesteuert werden können die Funktionen auch über Handbewegungen. Nähert sich die Hand dem Touchscreen, werden bereits einzelne Elemente hervorgehoben. Insgesamt hat Mercedes rund 40 neue Funktionen in den Bordcomputer integriert. Ein erster Überblick zeigt, dass zumindest wir ein Großteil davon bisher nicht vermisst haben.

Es wäre vermutlich ziemlich ungerecht, dies auf das gesamte elektronische Füllhorn zu übertragen, mit dem Mercedes den GLE auf Wunsch ausstaffiert. Ein aktiver Abstandsassistent gehört dazu, der die Geschwindigkeit streckenbasierend und mit Infos von LiveTraffic regelt, ein aktiver Bremsassistent, ein „Anhängerrangier-Assistent“, ein Totwinkel-Assistent mit Ausstiegswarnung oder eine neue Sitzkinetik, die durch kleinste Bewegungen von Sitzkissen und Lehne die Sitzhaltung während der Fahrt korrigiert. Ob man das alles braucht? Unwichtig, die Konkurrenz bietet vieles davon ebenfalls, also verbaut Mercedes es auch. Wichtig erscheint uns weniger die Anzahl der Helfer als vielmehr die Umsetzung – hier ist Mercedes vergleichsweise gut aufgestellt. Was eingebaut ist, funktioniert mindestens zufriedenstellend, und das ist schon mal mehr als bei vielen anderen Herstellern.

Lücken in der Serienausstattung

Der Diesel ist ab 65.807 Euro zu haben, der Benziner kostet mindestens 72.650 Euro. Die Serienausstattung inklusive der großen Display, Navigationssystem und LED-Scheinwerfern bietet das, was in dieser Klasse üblich ist, aber auch keinen Deut mehr: Selbst für Sitzheizung und Seitenairbags hinten wird ein Aufpreis fällig, für 85-Liter-Tank, Metalliclack und Ledersitze ebenso. Wer Head-up-Display, Digitalradio, Abstandstempomat oder eine kalbelose Handylandeschale haben möchte, muss ebenfalls zuzahlen. Dies alles wird den GLE-Käufer nicht in den Bankrott stürzen, erfordert aber ein sorgsames Studium der Preisliste und als ideale Ergänzung einen hellwachen Verkäufer, der einen auf lästige Lücken in der Serienausstattung hinweist. (imp)