Doppelpartner

Fahrbericht: Mini Cooper S E Countryman All4

Der Mini Cooper S E Countryman All4 bekommt den Antriebsstrang aus dem BMW 225xe. Der Plug-in-Hybrid hat auch hier eine Systemleistung von 224 PS, was für beherzte Fahrleistungen reicht. Andere Schwächen bleiben jedoch

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Mini Cooper S E Countryman All4 11 Bilder
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Die Verteilung eines BMW-Motors an eine andere Marke war früher die absolute Ausnahme. Opel hat es in den 1990er-Jahren mal geschafft, den Bayern einen Sechszylinder-Diesel für ihren Omega abzukaufen. BMW stimmte unter der Bedingung zu, dass die Maschine dort etwas weniger leistet, was auf dem Papier auch der Fall war. Inzwischen sind in München neue Zeiten angebrochen: Die Marke Mini ist so erfolgreich, dass aus dem Experiment ein dauerhafter Ertragsbringer geworden ist. Inzwischen teilen sich einige Mini- und BMW-Modelle eine Plattform, was dem Konzern eine gute Rendite beschert. Im Falle des Mini Cooper S E Countryman ALL4 hat aber ausnahmsweise auch der Kunde etwas von dieser Strategie. Eine erste Proberunde in dem kleinen SUV mit Plug-in-Hybrid.

224 PS Systemleistung

Der Antriebsstrang ist identisch mit dem des BMW 225xe. Ein aufgeladener 1,5-Liter-Dreizylinder leistet 100 kW (136 PS), der E-Motor steuert 65 kW (88 PS) dazu. Anders als in vielen anderen Hybriden addiert sich hier tatsächlich einmal die Leistung der beiden Motoren zu einer Systemleistung von 224 PS. Wie in dem Van reicht das auch hier für beherzte Fahrleistungen: BMW verspricht im Standardsprint 6,8 Sekunden. Wie der 225xe verheißt der Countryman aber bis 100 km/h einen dynamischen Eindruck, der sich oberhalb dieser Marke schnell wieder verflüchtigt.

Nun schreibt sich BMW zwar stets Fahrspaß ins Lastenheft, doch bei einem Modell mit Ökoanstrich sollte ja noch eine weitere Komponente hinzukommen. Im derzeit noch gültigen NEFZ verspricht BMW je nach Reifenformat Werte zwischen 2,1 und 2,3 Litern. Im Zyklus wird der elektrisch zurückgelegte Anteil für den Verbrauch nicht berücksichtigt. Im Falle des Countryman sieht die Rechnung für 100 km wie folgt aus: 42 km werden elektrisch zurückgelegt, dann folgen 25 km mit dem Verbrennungsmotor, die restlichen 33 km wieder elektrisch. So kommt es zu Fabelwerten, die in der Praxis kaum einer erreicht. Durch die Batterie und den E-Motor im Unterboden schrumpft auch das Kofferraumvolumen ein wenig auf 405 Liter bis 1275 Liter (Countryman mit Verbrennungsmotor: 450 Liter bis 1390 Liter). Auch der Tank ist im Hybrid-Modell mit 36 Litern deutlich kleiner.

Zwei Stolpersteine

Zudem bekommt der Countryman, wie andere Plug-in-Hybride auch, zwei weitere Stolpersteine mit auf den Weg. Zum einen sind auf der Straße nicht 42 km, sondern bei besonders zurückhaltender Fahrt etwas mehr als 30 km, die man mit einer Batterieladung schafft. Doch schon wer ohne Führungsanspruch im Verkehr mitrollt, wird die 7,6-kWh-Batterie eher in 20 bis 25 km soweit leeren, dass der Benziner wieder mitmischt. Ganz leer bekommt man die Batterie ohnehin nicht. Bei weniger als zehn Prozent Restladung ist der Benziner – und damit der Generator – recht oft an.

Den zweiten Stolperstein baut BMW selber ein. Da wir es nicht glauben konnten, haben wir bei BMW extra noch einmal nachgefragt: Der Mini Cooper S E Countryman ALL4 lädt fahrzeugseitig mit maximal 3,7 kW an einer Wallbox. Das entspricht theoretisch in etwa dem, was eine mit 16 Ampere abgesicherte 230-Volt-Steckdose auch liefern könnte. Wie schon im Falle des BMW 330e, den wir vor kurzem hier in der Redaktion hatten, bedeutet das an der Wallbox eine Aufladezeit von ca. 2,5 Stunden, um die Batterie von knapp 10 auf 100 Prozent aufzuladen, um dann etwa 25 km fahren zu können. An einer 230-Volt-Steckdose sind es durch eine interne Beschränkung mehr als drei Stunden. Nach Zukunft fühlt sich das so oder so nicht an – in ein paar Jahren werden wir über solche Kombinationen von Ladezeit und Reichweite nur noch schmunzeln.