Flott gemacht

Fahrbericht: Opel Insignia Sports Tourer 1.6 DIT

Opel hat sein Topmodell Insignia an zwei Stellen nachgebessert, bei denen die Konkurrenz schon weiter war: Es gibt einen neuen Vierzylinder-Benziner mit 200 PS und eine deutlich verbesserte Infotainment-Ausstattung

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Opel Insignia 15 Bilder
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Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Seit knapp anderthalb Jahren ist der Opel Insignia auf dem Markt, für eine umfassende Renovierung ist es also viel zu früh. Stattdessen wird das Topmodell der Marke an zwei Stellen nachgebessert, bei denen die Konkurrenz schon weiter war: Es gibt einen neuen Vierzylinder-Benziner und eine deutlich verbesserte Infotainment-Ausstattung.

[Korrektur am 26. November 2018: Benziner ohne VTG]

Der neue Motor im Insignia ist bei Opel ein alter Bekannter, der seit 2015 in ganz ähnlicher Form im Astra angeboten wird. Seit Juni 2018 wird eine leicht veränderte Version verbaut, bei der die unveränderten Angaben zu Leistung und Drehmoment bei leicht veränderten Drehzahlen anliegen. Die Spitzenleistung von 200 PS lag zuvor zwischen 4700 und 5500/min an, nun bei 5500/min. Das maximale Drehmoment von 280 Nm stellte die Maschine zwischen 1700 und 4700/min bereit, nun zwischen 1650 und 4500/min. Im Overboost sind es kurzzeitig maximal 300 Nm.

Die Limousine mit Schaltgetriebe beschleunigt in 7,7 Sekunden auf Tempo 100, bei 235 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Mit der Wahl der Sechsgang-Wandlerautomatik und/oder des Kombis verschlechtern sich diese Werte minimal.

Der Insignia tritt energisch an. Das Plateau des maximalen Drehmoments sinkt erst bei 4500/min wieder ab. Schon mit der manuellen Sechsgangschaltung, die etwas präziser sein könnte, lässt sich der Opel ganz entspannt bewegen. Vor allem die Elastizität zwischen 80 und 140 km/h hat uns gefallen. Im lang übersetzten sechsten Gang geht der Maschine dann etwas die Luft aus, es sei ihr verziehen. Denn mit dem vergleichsweise niedrigen Drehzahlniveau wirkt der Antriebsstrang auf der Autobahn ziemlich entspannt.

Im Vergleich

Wer keine sportlichen Höchstleistungen erwartet, kann den 200-PS-Insignia schaltfaul fahren. Nach 7,9 Sekunden ist im Kombi Tempo 100 erreicht, die Höchstgeschwindigkeit bei 232 km/h. Die Limousine ist minimal schneller, in der Praxis spielt das keine Rolle. Nicht ganz einfach ist die Einordnung dieser Werte im Vergleich zur Konkurrenz, denn der Insignia Sports Tourer ist mit 4,99 Metern länger als ein T-Modell der Mercedes E-Klasse, mit 1532 Kilogramm (Kombi mit Schaltgetriebe) allerdings leichter als Kombis von diesem Schlag, zu dem Autos wie ein BMW 5er, Jaguar XF (Test) oder Audi A6 gehören. Jaguar, BMW und Mercedes sind mit ähnlich kräftigen Motoren auch ähnlich schnell, trotz höherem Leergewicht. Ein Skoda Superb Combi (Test), der minimal leichter als der Opel ist, kommt mit dem inzwischen nicht mehr lieferbaren 1.8 TSI (180 PS) ungefähr auch auf die Opel-Werte.

Je nach Konfiguration nennt Opel im WLTP Werte zwischen 6,7 und 7,9 Liter. Ein Partikelfilter ist Serie. Wie fast alle Hersteller geht auch Opel hier den Weg des geringsten Widerstandes – das Konzept, mit dem Mazda die Grenzwerte für Partikel in der Abgasnorm Euro 6d-Temp ohne Filter unterbietet, hat bislang niemand aufgegriffen.

Gut gefällt uns das unaufdringliche Geräuschniveau des neuen Vierzylinders. Opel nennt als Maßnahmen eine besondere Steuerkette und Resonatoren im Ansaugtrakt, die unerwünschte Frequenzen dämpfen. Welchen Anteil diese Bemühungen haben, lässt sich nicht sagen, doch die Maschine bleibt über weite Drehzahlbereiche akustisch im Hintergrund.

Unterhaltungsfortschritt

Nachholbedarf hatte der große Opel auch im Bereich Infotainment, was kein Vorwurf ist, denn die Entwicklung in diesem Bereich schreitet in einem Tempo voran, bei dem im Prinzip kein Hersteller lange einsam an der Spitze sein kann. Selbst Mercedes, mit seinem MBUX aktuell vermutlich tatsächlich vorn, arbeitet schon an der nächsten Ausbaustufe, die wahrscheinlich 2020 debütieren wird. Opel hat den Rückstand verkürzt: Das Display bietet nun eine feinere Grafik und schnellere Reaktionen auf Eingaben. Hilfreich ist die Statusleiste mit festen „Apps“ die beim Schnellzugriff auf einzelne wichtige Programme bietet. Per Apple CarPlay oder Android Auto werden die Smartphones gespiegelt, aber Opel hat auch ein eigenes Navigationssystem. Allerdings braucht man einen Hotspot, den der Fahrer mit seinem Smartphone oder einem anderen Gerät bereitstellt, um Informationen wie Echtzeitverkehrsdaten ins Auto zu bringen.

Das System ist nicht perfekt, aber man sollte fair bleiben: Hersteller wie Mercedes oder BMW knöpfen dem Kunden ein paar Tausend Euro für ihre Spitzen-Navis ab, Opel reicht sie, sieht man einmal von der Basisversion „Edition“ ab, grundsätzlich ohne Aufpreis mit dazu. Selbst ein Digitalradio gehört zur Serienausstattung. Wer mag, kann zusätzliches Geld in eine kabellose Handyladeschale oder ein Soundsystem von Bose versenken.

2275 Euro Aufpreis

Die Limousine ist mit dem neuen Motor ab 35.195 Euro zu haben, der Kombi kostet 1000 Euro mehr, von denen man ein Großteil bei Weiterverkauf wiedersehen dürfte. Der Aufpreis gegenüber dem 1,5-Liter-Motor mit 165 PS, den wir 2017 für einen Insignia-Test in der Redaktion hatten, beträgt 2275 Euro. Mit der neuen Maschine wirkt der große Opel sehr viel agiler als mit dem etwas lustlos agierenden 165-PS-Motor. Vielleicht erleichtert folgende Überlegung die Entscheidung: Mit Automatik kostet der kleine Benziner fast so viel wie der große mit Schaltgetriebe. Angesichts der sonstigen Qualitäten des Insignia greift man so oder so nicht grob daneben.