Rollen und Steine

Fahrbericht Renault Clio Grandtour dCi 90

Wer in Frankreich fährt, tut das meistens in einem weich gefederten eher kleinen Auto, das von einem Diesel geringer Leistung sanft geschoben wird. Wir fahren bis in die ländliche Bretagne mit einem Clio GrandTour

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Renault Clio 18 Bilder
Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Jede Nation hat ihre eigene Autofahrkultur. Großbritannien glänzt trotz bemerkenswert aggressiver Trucker mit Europas bester Disziplin auf den großen Motorways. In Deutschland vergöttern wir die Sicherheit, kämpfen aber gleichzeitig mit Zähnen und Klauen um die letzten Reviere freier Autobahn, auf der das Recht der Leistung gilt. Und Frankreich blieb bis heute bemerkenswert ländlich, mit viel geringerer Bevölkerungsdichte als wir, limitierten Autobahnen und buckeligen Landstraßen. Wer komfortabel lange Strecken im erlaubten Tempo reisen wollte, war mit Autos aus Frankreich schon immer besser bedient, als unsere Vorurteile das erlaubten.

Wie hier beschrieben hat mich ein uralter Clio fasziniert, den sich die Frau für 500 Euro kaufte, um wieder fahren zu lernen und ihr Tier zu transportieren. Ich wusste nicht, dass der Clio so groß ist, dass er nach 15 Jahren noch praktisch rostfrei sein kann, und dass er von der Ausstattung her eine ganze Klasse höher griff: Klimaanlage, Ledersitze, elektrische Fenster und Spiegel, 107 PS Nennleistung. Da interessierte mich dann doch das aktuelle Clio-Modell als Kombi "GrandTour". Seinem Namen entsprechend machte ich mit Renault aus, damit eine echte Grand Tour zu fahren, natürlich in Frankreich, nämlich in die Bretagne. Das sind von hier aus immerhin 1250 km einfach.

Mixermotörchen

Auch das Thema der CO2-"Überschreitungsgramm"-Strafzahlungen hatten wir hier schon öfter. Französische Hersteller bauen kleine Motörchen in alle Autos ein, um den Flottenverbrauch zu senken. Bemerkbare Leistung wird nicht mehr angeboten. Das funktioniert bis jetzt ganz gut. Warum das so ist, verrät einem jede längere Fahrt in Frankreich. Man braucht schlicht nie besonders viel Leistung dort. Und dann der Dieselmotor in jedem noch so kleinen Auto: Frankreich bevorzugt den Diesel steuerlich noch mehr als Deutschland, sodass sich der Motormehrpreis dort sehr schnell rechnet.

Der Clio dCi 90 mit seinen 66 kW (90 PS) fährt auf der deutschen Autobahn, wo sie offen ist, ein Reisetempo von 170 bis etwas über 190 bergab mit Rückenwind. Der kleine Motor dreht hoch, tut sich schwer und verbraucht mehr als für höheres Tempo gebaute Antriebe. Auf der französischen Autobahn dann pendelte sich der Verbrauch auf den Abschnitten mit meistens 130 km/h Limit zwischen 5,3 und 5,9 Litern pro 100 km ein, auf dem letzten Stück Bundesstraße in die Bretagne mit dauerhaft zwischen Tempolimit 80 und 110 waren es gar nur noch 4,3 Liter – trotz randvoll bepacktem Auto und Winterreifen. Am Tempomat vor sich hindieseln, dafür hat Renault auch dieses Auto ganz offenbar gebaut.