Fahrbericht Renault Clio Grandtour dCi 90

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Sicher: Wenn man nicht herunterschaltet, verliert man zum Beispiel an den Ardennensteigungen ein paar km/h. Aber sonst gab es nirgends den Wunsch nach mehr als 90 PS. Nach dem Verlassen der großen Bundesstraße erinnern die Straßen der Bretagne an jene Irlands: Sie sind eng, von Wällen umfasst, unübersichtlich, dreckig, von Nutztieren und Fußgängern bevölkert und daher manchmal gar nicht erst asphaltiert. Man dürfte häufig 90 fahren, fühlt sich aber schon mit 50 zu schnell. Was am Antrieb des Clio daher nervt, ist gar nicht seine dort nicht auffallende Minderleistung, sondern die NEFZ-optimierte Getriebestufung. Der erste Gang ist schon zu lang, der zweite taugt für zu wenig, der dritte muss fast alles machen, und dann haben wir noch zwei Overdrive-Stufen. Ein für den Kunden statt für die Behörde gestuftes Getriebe müsste man seltener schalten und hätte mehr (Drehmoment) davon. Ein automatisiertes Schaltgetriebe gibt es für 1500 Euro Aufpreis.

Kleinigkeiten wachsen mit jedem Kilometer

Wer weiter fährt, erlebt eher, was ein Kunde erleben würde. Es nervt zum Beispiel furchtbar, wenn das Radio scheußlich klingt, und das tat es leider. Equalizer half kaum etwas. Eigentlich klingen nur die Beatles einigermaßen schmerzfrei. Das verbaute Radio war das R&GO DAB+, in den Daten schaut es aber identisch aus zum Radio ohne DAB+. Es verbindet sofort dein Smartphone mit oder ohne Kabel und spielt los. Leider klingt fast alles eher gruselig, egal ob vom Radio oder vom Smartphone. Wahrscheinlich liegt's an den Boxen. Das kann Citroen im selben Preissegment viel besser. Gescheite Boxen gibt es erst im obersten Ausstattungsniveau "Intens", dort (und nur dort) gegen 590 Euro Aufpreis auch ein Bose-System. Dazu kommt, dass der Smartphone-Halter alle Knöpfe verdeckt. Keine Ahnung, wer sich das ausgedacht hat und dann sagte "Ok, das bauen wir jetzt so", aber er ging davon aus, dass man die App verwendet oder sich sonstwie verrenkt. Nach etwa zehn Stunden Streaming vom iPhone stürzt das Radio reproduzierbar ab, der Watchdog startet es jedoch innerhalb einer Minute neu. Was halt so auffällt auf solchen Langtouren.

Bei Tempomat 130 vibrieren die Außenspiegel. Das nervt erst ab etwa 500 Kilometern, dann aber richtig, vor allem im Dunklen. An der Heckklappe gibt es wie in einem Segment höher keine Ladekante, sondern man kann Fracht einfach auf den Boden schieben. Sehr gut. Die Sichtbarkeit ist wie in den meisten modernen Autos schlechter geworden mit erhöhter passiver Sicherheit, aber auch nicht schlechter als bei Mitbewerbern. An den alten Clio erinnert die Heckscheibe, die im oberen Bereich verzerrt. Der alte verzerrte Autos im Biegebereich zu Sportwagen, der aktuelle Grandtour verzerrt Autos in einem bestimmten Abstand zu Kastenwagen.