Spanien first

Fahrbericht: Seat Ibiza 1.0 TSI

Der neue Seat Ibiza ist der erste Kleinwagen, der komplett auf dem Modularen Querbaukasten von Volkswagen aufbaut. Diese Plattform verspricht einige Vorteile. Eine erste kleine Ausfahrt sollte zeigen, was die Kunden davon haben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen
Seat 9 Bilder
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Konkurrenz belebt bekanntermaßen nicht nur das Geschäft, sondern ist auch der Weiterentwicklung förderlich. Das gilt natürlich auch für die interne: Die Machtverhältnisse innerhalb des Trios, bestehend aus VW Polo, Skoda Fabia und Seat Ibiza, sind recht klar aufgeteilt. Der Skoda, zuletzt 2014 in komplett neuer Form erschienen, war der modernste Ableger. Er profitiert so allerdings noch nicht komplett von dem Modularen Querbaukasten, der in ihm nur teilweise verwendet wurde. Der erste Kleinwagen, der komplett auf dieser modernen Plattform basiert, wird der Seat Ibiza. Der Vorsprung wird indes nur kurz währen, denn auf der IAA wird der nächste VW Polo vorgestellt, der diese Plattform dann natürlich auch bekommen wird.

Vorläufig mit max. 115 PS

Eine erste kleine Ausfahrt mit dem Seat Ibiza sollte klären, inwieweit der Kleinwagen vom MQB profitiert und was der Kunde davon hat. Für eine erste Proberunde stand ein Ibiza mit dem bekannten Einliter-Dreizylinder mit 115 PS und 200 Nm bereit. Das ist etwas mehr, als sich die meisten Kunden in dieser Klasse gönnen. Der Ibiza ist damit erwartungsgemäß temperamentvoll motorisiert. Seat verspricht 9,3 Sekunden im Standardsprint und bis zu 195 km/h. Das scheint glaubhaft, zumal die Maschine wie schon im größeren und schwereren Seat Leon ST einen guten Eindruck auf uns gemacht hat. Mit einer Ausnahme: Die Laufkultur ist eher durchschnittlich. Die Maschine ist akustisch stets präsent, wenn auch das Auto leiser wirkt als der Vorgänger.

Das wird bei der schwächeren Ausführung PS kaum anders sein. Sie ist mit 95 PS und 175 Nm für die meisten Einsatzzwecke sicherlich mehr als ausreichend dimensioniert – immerhin soll der Ibiza damit 182 km/h schaffen. Die beiden aufgeladenen Dreizylinder setzen sich damit deutlich vom Basismotor ab. Der ist mit 75 PS und 95 Nm Drehmoment erheblich betulicher. Allen Versionen gemein ist die gute Fahrwerksabstimmung. Dank mehr Spurweite, mehr Radstand, größeren Rädern und einer steiferen Karosserie fährt sich der kleine Spanier komfortabler und präziser als bisher.

Vorerst ohne Filter

Der Leistungsverzicht bringt allerdings keine Vorteile im Verbrauch – zumindest im NEFZ, in dem für beide 4,7 Liter genannt werden. Bei unserer kurzen Ausfahrt mit dem 115-PS-Modell war es rund ein Liter mehr. Genauere Angaben dazu kann erst ein Test liefern, den wir im Laufe des Jahres nachreichen werden. Ein Partikelfilter für die Benziner ist vorerst nicht in Planung. Durch strengere Grenzwerte der Abgasnorm Euro 6c wird der ab September 2018 für alle erstmals in der EU zugelassenen Benziner mit Direkteinspritzung gewissermaßen Pflicht. Anstatt hier also nach dem Abgas-Skandal voranzugehen, zögert der Volkswagen-Konzern, wie alle anderen Hersteller, den Einsatz möglichst lang hinaus. Die Folge: Die ersten Ibiza-Käufer haben spätestens ab September nächsten Jahres ein Auto, das nicht mehr der dann aktuellen Abgasnorm entspricht. Dass dies im Prinzip für alle Neuwagen derzeit gilt, ist richtig, macht die Sache aber nicht besser. Zudem sollte man von einer kompletten Neuentwicklung erwarten dürfen, dass sie mit gutem Beispiel vorangeht.