Die ungleiche Kopie

Fiat 124 Spider im Fahrbericht

Fiat und Mazda nutzen für 124 Spider und MX-5 eine gemeinsame Plattform. Doch sie unterscheiden sich, wovon beide profitieren. Der Fiat-Roadster ist weniger kompromisslos ausgelegt. Der Fahrspaß leidet darunter kaum

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Fiat 124 Spider 16 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Martin Franz
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München, 14. Juni 2016 – Die vergangenen, großen Modeerscheinungen im automobilen Bereich versprechen stets Freiheit: Roadster, Vans und SUV gleichen sich in dieser Hinsicht. Genauso verlässlich ebben sie auch wieder ab: Auf die Roadster-Euphorie folgte die Van-Welle , die ihrerseits von der aktuellen SUV-Begeisterung abgelöst wurde. Die Hersteller folgen natürlich den Vorlieben der Kundschaft, und so ist das Angebot an Roadstern und Vans in den vergangenen Jahren kleiner geworden.

Für Fans offener Zweisitzer gibt es allerdings Hoffnung, denn ausgerechnet einem der Auslöser des Roadster-Booms, dem Mazda MX-5, gelang ein Comeback – ohne je wirklich weg gewesen zu sein. Da Konkurrenz bekanntlich das Geschäft belebt und das Segment Zuzug durchaus gebrauchen kann, teilen sich Mazda und Fiat nun die Plattform des jüngsten MX-5. Beide sparen so Entwicklungskosten und Fiat profitiert von der Erfahrung der Japaner aus den drei vorangegangenen MX-5-Generationen. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit kann sich nicht nur sehen, sondern auch ganz passabel fahren lassen. Dem 124 Spider ist die Mazda-Herkunft zwar anzumerken, doch hat Fiat zum Glück nicht einfach nur eine Kopie erstellt. Als die Zusammenarbeit mit Mazda vereinbart wurde, sollte der italienische Ableger eigentlich ein Alfa Romeo werden. Doch man entschied letztlich anders, schließlich hat auch Fiat eine gewisse Tradition an offenen Autos.

Die flache Seitenlinie ist frei von optischer Schwere, an Front und Heck setzt der 124 Spider eigene Akzente. Hinten gefällt uns das richtig gut, vorn wirkt er etwas glotzäugig – Geschmackssache eben. Positiv fällt auch die Bedienung des Verdecks auf: Mit einer einfach zu bedienenden Mechanik lässt sich das Stoffdach in wenigen Sekunden von Hand öffnen und schließen. So flink schafft das kein elektrischer Antrieb für ein Verdeck. Es gibt keine fummlige Persenning – früher war nicht alles besser. So ist gewährleistet, dass man mit diesem Roadster tatsächlich häufig offen fährt. Zumal da die Rundumsicht bei geschlossenem Dach schlecht ist.

Spartanische Ausstattung nur bei Mazda

Das Interieur gleicht bis auf winzige Details dem des MX-5, was aus ergonomischer Sicht kein Fehler ist. Wer hier mehr Eigenständigkeit fordert, sollte berücksichtigen, dass sich sich fairen Preise nur so realisieren lassen. Mazda bietet ein Basismodell mit sehr wenig Ausstattung an, das 1000 Euro weniger kostet als als der günstigste 124 Spider. Vergleichbar ausgestattet ist der MX-5 aber erst mit der Center-Line, die mit 23.990 Euro exakt das gleiche kostet wie der Fiat. Dann haben beide mit Klimaanlage, Tempomat, Radio mit USB-Anschluss und Lederlenkrad alles dabei, was ein moderner Roadster haben sollte. Mehr ist in beiden möglich, aber eigentlich nicht nötig.