Finger weg, Augen geradeaus

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Dort fasst Audi alles zusammen, was mit Bedienung zu tun hat: den Kofferraumöffnungsmechanismus genauso wie das Lenkrad, alle Knöpfe und die MMI-Konsole (Multimedia Interface). Im MMI-Labor vermessen Eye-Tracker zum Beispiel die Zeit, die ein Versuchspersonen-Blick weit abseits der Straße auf einem Touchscreen verbringt. Die Ergebnisse führten dazu, dass Audi den Touchscreen verworfen hat, obwohl er vor allem im wichtigen US-Markt längst ein verkaufsförderndes Feature-Schlagwort geworden ist. Stattdessen verwendet man ein kleines Touchpad unten auf dem Mitteltunnel in Verbindung mit einem Bildschirm oben über der Mittelkonsole.

Die Idee ist, einen Teil der Intuitivität des Touchscreens aufzugeben und dem Nutzer etwas Einarbeitung zuzumuten, damit er danach Bedienzeit und -aufmerksamkeit spart. Der Finger auf dem Pad verschiebt eine Auswahl, die Karte von Google Earth oder die Ansicht von Google Street View, er steuert mit Gesten wie dem eingebürgerten Wischen fürs Blättern. Im Radio-Modus zeigt eine Segmentanzeige auf dem Pad Zahlen an: Das sind die belegbaren Senderwahltasten. Weil das Touchpad vermeiden soll, dass man hingucken muss, zeigt Audi während der Eingabe ein Bild des Touchpads oben am Bildschirm an. Neben dem Touchpad liegt ein Drehdrücksteller zum Scrollen, den man auch wie ein Steuerkreuz drücken kann.

Noch interessanter ist jedoch, wie Audi die Texteingabe gelöst hat, die bei Navi und Internet-Funktionen so wichtig ist: Der Fahrer malt Einzelbuchstaben auf das Touchpad. Die werden während des Schreibvorgangs auf dem Bildschirm angezeigt und nach Erkennung von einer Damenstimme ausgesprochen, damit man ungeachtet des Bildschirms schreiben kann. Die Idee ist mehr als lustig – sie ist gut. Sie funktioniert. Sie wurde sofort in der Autopresse als ungeeignet für Linkshänder, sämtliche Linksverkehrmärkte und alle asiatischen Zeichensätze vermutet. Doch als Linkshänder kann ich sagen, dass die Eingabe mit der schreibuntrainierten Hand bei der gegebenen Erkennungsleistung keine Probleme macht, und als Hobby-Experte für Texteingabe kann ich sagen, dass die Chinesen eine direkte Eingabe von Schriftzeichen als große Erleichterung gegenüber den üblichen Umwegen empfinden werden (was Audis Nutzer-Tests bestätigen). Mittlerweile erkennt die OCR-Software alle Zeichensätze inklusive Arabisch und Sanskrit.

Bei der Anpassung des Systems an den A3 hat sich Audi mit seinem Entwicklungstempo selbst überholt, denn es ist eine Weiterentwicklung des Systems, eine Verbesserung. Das Touch-Eingabefeld liegt nun direkt auf dem Drehregler, und die Schnellwahltasten für die Hauptfunktionen sind jetzt Wipp-Taster geworden, damit man sie blind besser findet: zum Beispiel links rauf zum Radio, runter zum Telefonmenü. Eigentlich ist diese kompaktere Lösung aus Platznot geboren. Sie funktioniert aber genau dieses Stück eleganter, dass sie die Touchpad-Systeme in den teureren Modellen A6 bis A8 irgendwie kruschtelig aussehen lässt.