Formel E in Berlin

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Dass bereits am nächsten Tag ein weiteres Rennen in Berlin ausgetragen wurde, liegt an der Streichung des Standorts Brüssel im Kalender. Jetzt konnte Buemi wieder die 25 Punkte für einen Sieg abgreifen, allerdings nur, weil der tatsächliche Erste Rosenqvist wegen einer Zeitstrafe auf Platz 2 verwiesen wurde. In der Wertung führt Sébastien Buemi (157 Punkte) vor Luca di Grassi (125) und Felix Rosenqvist (86).

Ergebnisse zweitrangig

Ergebnisse scheinen bei diesem Spektakel ohnehin zweitrangig. Inzwischen sind der Formel E etliche große Namen beigetreten. Audi Sport Abt ist von Beginn an dabei und der stärkste Gegner von Renault e.dams, DS Automobil Virgin Racing stellt ein weiteres Team und überhaupt jeder, der in der Welt der E-Mobilität entweder Präsenz zeigt oder in Zukunft zeigen will: Faraday Future Dragon Racing sind am Start, Panasonic Jaguar Racing oder das Next EV NIO Team, begeistert angefeuert vom Hui Zhang, dem Managing Director in Deutschland.

Hier wirkt alles eine Nuance entspannter als in der Formel 1, menschlicher, bodenständiger und letztlich sympathisch. Alle Vorurteile, die Rennen der Formel E wären nur eine gemeinsame Ausfahrt übergeschnappter Autoscooter, sind bei der ersten Vorbeifahrt des Felds vergessen – hier herrschen Ernst und Ehrgeiz, es wird über die Curbs geräubert und dem Gegner kein Pardon gegeben.

Zeichen der neuen Zeit

Wer mit großen Energiemengen hantiert, sollte grundsätzlich vorsichtig sein. Davon zeugt auch eine Szene am Rand, die typisch für die neue Zeit ist: Wenn ein Techniker in der Box das Ladekabel an den E-Renner anschließt, trägt er einen Helm mit Gesichtsschutz sowie dicke Gummihandschuhe. Hinter ihm wacht ein zweiter Mann mit einer Art Angel, einem Rundhaken an einem langen Ausleger: Für den Fall eines Stromschlags und eines daraus folgenden Krampfens („Klebenbleiben“) kann der Vordermann weggezogen werden.

Dass die Formel E die Formel 1 ablöst, ist aus heutiger Sicht unwahrscheinlich. Sie genießt jedoch bereits im internationalen urbanen Raum eine hohe Akzeptanz, und das eigentliche Potenzial könnte erst noch zum Tragen kommen – dann, wenn das Reglement freier gestaltet wird und wenn sich immer mehr Zuschauer aus eigener Erfahrung mit E-Autos damit identifizieren können. Die Formel 1 hat bald 70 Jahre Zeit gehabt sich zu entfalten und wieder zu schrumpfen. (mfz)