Frankreich macht gute Erfahrungen mit Abwrackprämie

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 19 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • ggo

Die gute Nachricht zuerst: Nach einem Bericht der französischen Zeitung Le Journal du Dimanche hat die seit 4. Dezember 2008 geltende Verschrottungsprämie den Verkauf von Neuwagen kräftig angekurbelt. Käufer eines neuen Autos erhalten in Frankreich 1000 Euro, wenn ihr altes Auto mindestens 10 Jahre alt ist und das neue maximal 160 g/km CO2 ausstößt. Laut Bericht haben bisher vor allem französische Hersteller profitiert. So habe etwa Peugeot im Dezember 20 Prozent mehr Fahrzeuge absetzen können als im November. Jeder dritte Neuwagenkauf wurde im Dezember bereits durch die Verschrottungsprämie gefördert.

Das Handelsblatt zeichnet derweil ein insgesamt unerfreuliches Bild der internationalen Autoverkäufe. In Frankreich seien die Neuzulassungen im Dezember 2008 im Vergleich zu Dezember 2007 um 15,8 Prozent zurückgegangen, bei ausländischen Marken betrug der Rückgang demnach sogar 20,8 Prozent. Ähnlich sieht es in Japan aus: Hier brach der Dezember im Vergleich zum Vorjahr um 22,3 Prozent ein, sofern man die Zulassungsstatistik heranzieht, die laut Bericht eigenartigerweise keine Minis aufführt. Denn bei diesen gab es einen kräftigen Zuwachs – das entschärft die Statistik, hilft aber den Herstellern nur wenig, weil Kleinstautos keinen großen Gewinn abwerfen. Endgültige Zahlen für den deutschen Markt liegen noch nicht vor, heise Autos wird in den nächsten Tagen darüber berichten. Bereits Ende November war jedoch klar, dass auch hierzulande vor allem Kleinstwagen gut verkauft worden sind.

Doch zurück zur Verschrottungs- oder Abwrackprämie: Wie die Erfahrungen in Frankreich zeigen, scheint sie tatsächlich dafür zu taugen, den Verkauf neuer Autos anzukurbeln. In Verbindung mit einer CO2-Obergrenze erreicht man zudem einen Lenkungseffekt, der zwar der Industrie nicht beim Absatz größerer Autos hilft, aber dafür jenen, die sich beim Neukauf eines Autos finanziell besonders strecken müssen. Auch in Deutschland wird die Abwrackprämie diskutiert. Kanzlerkandidat Steinmeier schlug sie am Wochenende unter dem Namen „Umweltprämie“ vor, CDU-Vertreter Michael Meister lehnte sie daraufhin ab, VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh dagegen sprang heute laut Braunschweiger Zeitung Frank-Walter Steinmeier bei. Er liege mit seinem Vorschlag auf dem richtigen Kurs, eine Abwrackprämie von 2500 Euro einzuführen.

Heute beraten die Koalitionsspitzen von CDU und SPD über ein neues Konjunkturpaket, Entscheidungen sollen laut einem Bericht der Frankfurter Rundschau aber erst am 12. Januar verkündet werden. Wenn sich die SPD im Rahmen eines Kompromisses mit ihrer Forderung nach einer Abwrackprämie durchsetzen kann, sollte zumindest eine Größenordnung nach französischem Vorbild drin sein – die Kombination mit einer CO2-Grenze wie in Frankreich erscheint hierzulande freilich unwahrscheinlich. (ggo)