Die Anbindung an die OBD-II-Schnittstelle macht Echtzeitdaten aus dem Fahrzeug nutzbar

Garmin: ecoRoute HD macht das Navi zum Diagnosegerät

Garmin bietet einen Adapter für die OBD-II-Schnittstelle an, der ver­schiedene Motor­daten per Blue­tooth an das Mobil­navi übermittelt. Das erlaubt eine genaue Ver­brauchs­analyse und die Anzeige von Diagnosedaten

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  • ggo
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München, 21. Dezember 2010 – Kostengünstige Gerätschaften, mit denen sich die Daten der OBD-II-Schnittstelle im Auto auslesen lassen, gibt es viele. Die meisten Autofahrer können damit wenig anfangen, weil eigentlich nur Codes ausgegeben werden, deren Nutzen sich Laien nicht erschließt. Und selbst wenn man es zum Beispiel mithilfe im Internet beschaffter Listen doch hinbekommt: Normalerweise wollen nur Technik-Fans wissen, in welchem Winkel die Drosselklappe steht oder was die Lambda-Sonde gerade mitzuteilen hat.

Echtzeitdaten

Ursprünglich entstand die standardisierte On-Board-Diagnose, um eine einfache Überprüfung der Abgasqualität zu erlauben – was vor allem für Prüforgane und Werkstätten von Interesse ist. Der Navi-Hersteller Garmin nutzt diese Informationen für sein Produkt ecoRoute HD, welches dazu in der Lage ist, Daten der OBD-II-Schnittstelle an einige Mobilnavis des Herstellers zu übermitteln. ecoRoute HD kostet 99 Euro und besteht aus kaum mehr als einem kleinen Steckmodul mit Bluetooth-Sender, der die Daten an das Navi sendet, sobald der Motor gestartet wird. Dazu liegen Klebeband und Kabelbinder bei, um das Modul wackelfrei befestigen zu können.

Die OBD-II-Schnittstelle befindet sich im Innenraum moderner Pkw, beim VW Golf zum Beispiel links unterhalb des Lenkrads in der Armaturentafel, sodass das Modul problemlos untergebracht werden kann. Dort kann es permanent verbleiben, einzig im Diagnosefall muss es natürlich entfernt werden, damit der Prüfer sein Diagnosegerät anschließen kann.

Für den Besitzer von ecoRoute HD verspricht Garmin zweierlei Nutzen: Zum einen kann er sich auf dem Navi (der Serien 1xxx, 2xxx und 3xxx) während der Fahrt diverse Daten anzeigen lassen, die über OBD II geliefert werden. Das sind zum Beispiel Ansauglufttemperatur, Kühlmitteltemperatur, Drosselklappenstellung, Motorlast, Ansaugkrümmerdruck, Batteriespannung, Luftmassendurchsatz, Zündzeitpunktverstellung und die Emissionen.

Zudem ist das per ecoRoute HD erweiterte Navi dazu in der Lage, Fehlermeldungen auszugeben, sofern sie von der OBD-II-Schnittstelle geliefert werden – entweder als Code-Ziffer oder sogar in Klartext, zum Beispiel: "Ansauglufttemperatursensor 1, Signal zu hoch, Zylinderreihe 1.

Ferndiagnose

Die im Navi angezeigten Informationen kann man einfach nur bewundern oder im Falle des Falles für Servicezwecke weitergeben. Laut Garmin kann das "die Ferndiagnose extrem erleichtern" und sogar "die Abschlepp- und Werkstattkosten reduzieren". Da aber eine Datenübertragung an Servicebetriebe per GSM nicht vorgesehen ist, muss man zum Telefonhörer greifen oder eine E-Mail schicken. Vielleicht ist das aber auch besser so, denn so bleibt es wenigstens im Ermessens des Autofahrers, wann und wie Daten aus seinem Fahrzeug an andere Stellen geliefert werden.

ecoRoute HD ist eine Erweiterung der Software ecoRoute, die es schon seit Anfang 2009 gibt. Bisher war ecoRoute, wie der Name schon sagt, eine Ergänzung üblicher Routenoptionen wie "schnellste Zeit" oder "kürzeste Strecke", um dem Fahrer eine besonders sparsame Route vorzuschlagen. Die Berechnung des Verbrauchs erfolgte aber nur auf Grundlage geräteinterner Algorithmen und vordefinierter Verbrauchsdaten. Die Erweiterung per HD-Adapter bringt nun exakte Daten ins Spiel.

Mithilfe der OBD-II-Daten kennt ecoRoute HD laut Garmin den tatsächlichen Verbrauch und hat mehr Informationen zur Verfügung, um den Fahrstil zu analysieren. Ob beispielsweise eine nervös zappelnde Drosselklappe, die Motorlast oder der Ansaugkrümmerdruck tatsächlich in diesen Berechnungen berücksichtigt wird, konnten wir noch nicht klären, werden die Antwort aber nachliefern. Anfang 2011 wird heise Autos ecoRoute HD genau unter die Lupe nehmen, um zu klären, wie genau das System funktioniert und welchen Nutzen der Kunde davon erwarten darf.