Geschleudert

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Und beim Carven mit der exzellenten Vorderachse verstand ich auch, wer das wollen könnte: Jemand, der einen Toyota GT86 ausschließlich zum Fahren will, also den Alltagsautoteil mit Dach und Kofferraum und Freisprechanlage nicht benötigt. Diese Kunden erhalten für dasselbe Geld noch ein kleines Bisschen mehr Spaß. Natürlich ist der Slingshot mit 800 kg erstaunlich schwer für ein Dreirad. Aber sein Leistungsgewicht ist für ein Auto dennoch ganz okay, und durch die Kürze und die gute Übersicht fällt Überholen und Einscheren leicht. In Deutschland bietet Polaris nur die gut ausgestattete Version an, die sogar Boxen hat, auf denen sie deine iPod-Musik spielt. Selbst die Sitze sind sehr bequem, und wenn man das Lenkrad in der Höhe einstellt, verschiebt man den Instrumententräger gleich mit, damit er nicht vom oberen Lenkradbogen verdeckt wird -- ein Feature, das ich an fast 100 Prozent der Sportwagenpopulation mit vier Rädern vermisse.

An Bastler abzugeben

Grundsätzlich stimmt das Rezept des Slingshot: ein verblüffend einfaches Fahrzeug, das verblüffend einfach funktioniert. Mit dem fröhlich wedelnden Heck hat Polaris es sogar geschafft, eine Existensberechtigung für drei Räder zu geben, die über das einfachere Zulassungsrecht hinausgeht. Meine größte Kritik ist die enorme Breite vorn. Es hilft dem genauen Fahren, dass die Position der Vorderräder stets im Blick liegt. Aber schon fünf bis zehn Zentimeter weniger Breite würden die Schwarzwaldeignung stark erhöhen. Nur fährt es dann eben wahrscheinlich nicht mehr so gut.

Die Sitze sind so gebaut, dass gut genährte Amerikaner ohne Druckstellen darin sitzen können. Das macht sie zwar bequem, führt jedoch auch dazu, dass sie für die erreichten Kurvengeschwindigkeiten zu wenig Seitenhalt bieten. Hier würde ich schnell zumindest für den Fahrer einen gescheiten Schalensitz montieren. Wer sich an die hohe Regelgüte gewöhnt hat, kann zudem beim Herunterschalten von der knackig kommenden Kupplung überrascht werden, weil dann beim Einlenken nämlich das vom Motor überbremste Rad so rabiat zum Überholen ansetzt, dass die ESP-Bremsen nicht schnell genug reagieren können. Eine Slipperkupplung wäre daher schön als Zubehör. Und schließlich würde ich die Bremsen aufrüsten. Die verbaute Anlage ohne Bremsservos bremst ausreichend, aber mit hohen, über den hohen Weg nonlinearen Bedienkräften bei mäßigem Feedback. Etwas größere Scheiben, etwas griffigere Beläge, vielleicht gescheite Festsättel, dann wäre es super, auch ohne Bremsservo.

Aber das sind Details. Einen Schritt zurückgetreten aufs Ganze geschaut verkauft Polaris mit dem Slingshot schlichten Spaß. Und weil sie das verstanden haben, kann man alle Fahrhilfen ohne Atomuboot-Sequenz komplett abschalten. I stand corrected: Diese Dreiräder fahren nicht alle kacke. Das hier fährt grandios. (cgl)