Der Dieselhybrid begnügt sich mit 3,4 Liter Diesel auf 100 Kilometer

Golf TDI Hybrid – kommt er oder nicht?

VW kommt der Serienproduktion eines Hybridfahrzeugs immer näher. Ob es gleich ein Diesel-Hybrid wie die Genfer Studie sein darf, bleibt offen. Doch dass der Golf 6 als Hybridversion mit 7-Gang-DSG kommt, ist wohl beschlossene Sache

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  • sg
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Genf, 7. März 2008 – Das letzte Mal als VW ein Dreiliter-Auto brachte, waren die Zutaten zur Zauberformel leichte Werkstoffe, hervorragende Aerodynamik und ein sparsamer 3-Zylinder-Dieselmotor. Bereits 1999 brachten die Wolfsburger mit dem Leichtbau-Zwerg Lupo 3L das erste serienmäßige Dreiliterauto auf den Markt. Was damals wegen des hohen Preises kaum einer kaufen wollte, ist heute ein Gebrauchtrenner. Auch ohne Partikelfilter schaffte der VW-Winzling als erster Diesel überhaupt die Euro-4-Abgasnorm und produzierte bescheidene 81 Gramm CO2 pro Kilometer.

Bei der Planung des jüngsten Wolfsburger Sparmobils galten ähnlich strenge Vorgaben: Weniger als 90 Gramm CO2 sollte die TDI-Hybrid-Studie auf Golf-5-Basis pro 1000 Meter in die Umwelt pusten. Nach eigenen Angaben haben die VW-Entwickler dieses Ziel auch erreicht: Bei einem Durchschnittsverbrauch von 3,4 Liter auf 100 Kilometer soll der Öko-Golf 89 Gramm Treibhausgas pro Kilometer produzieren und die Euro-5-Norm erfüllen.

Keine Leichtbau-Kapriolen

Anders als sein sparsamer Vorfahre erreicht der Golf diese Werte nicht über kostenintensive Leichtbaumaßnahmen. Stattdessen setzt der TDI Hybrid auf einen kombinierten Diesel-Hybrid-Antrieb und „intelligentes“ Energiemanagement. Für den Antrieb sind ein Dreizylinder-TDI mit Common-Rail-Einspritzung, 1,2 Liter Hubraum und 55 kW (75 PS) sowie ein Elektromotor mit 20 kW (27 PS) zuständig. Letzterer fungiert nicht nur als Antrieb, sondern auch als Anlasser und Generator. Hybrid-typisch lädt er im Schiebebetrieb oder beim Bremsen eine Nickel-Metall-Hydrid-Batterie auf, die im Kofferraum des Golf untergebracht ist – eine Lithium-Ionen-Batterie, wie sie zum Beispiel Daimler ab 2009 in einem serienmäßigen Hybrid-Fahrzeug einsetzen will, hat VW noch nicht parat. Wie bereits zu erwarten war, ist der E-Motor an das neue 7-Gang-DSG angeflanscht. Bereits bei der Präsentation des neuen Getriebes im Februar hatte VW auf die „Hybridfähigkeit“ des neuen DSG hingewiesen.

Golf TDI Hybrid – kommt er oder nicht?

Mehr Schlupf

Ähnlich wie der Golf BlueMotion kommt auch der TDI Hybrid mit einer überarbeiteten Außenhaut daher. Für die aerodynamische Verbrauchsoptimierung greifen die VW-Techniker auf bekannte Teile zurück. So trägt die Studie beispielsweise die lackierten Front- und Heckanbauteile des Golf GTI Edition 30. Zusätzlich sorgen ein individueller Kühlergrill, der optimierte Querschnitt der Lufteinlassflächen und ein tiefer gelegtes Fahrwerk für mehr Windschlüpfrigkeit. Und auch im Inneren bekennt sich der Golf TDI Hybrid zu Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit. So bestehen etwa die Sitzmittelbahnen aus recyceltem Polyester und die Bezüge der Wangen aus einem neuartigen Stoff, der aus Lederverschnitt gewonnen wird. Als optischen Öko-Gag schließlich verbaut VW in der Golf-Studie Zierleisten aus dem schnell nachwachsenden Rohstoff Bambus.

Schon bald in Serie?

Die Chancen auf eine Serienproduktion der Umwelt-Studie stehen offenbar gut, wenn auch vermutlich weniger radikal als die Genfer Lösung. VW formuliert es so: „Noch ist der in Genf gezeigte Golf TDI Hybrid eine Studie. Doch dabei wird es nicht bleiben.“ Als Golf 5 wird der Spritsparer ohnehin nicht mehr vom Band laufen. Angesichts des bevorstehenden Modellwechsels gibt es jedoch am Golf 6 Hybrid kaum noch Zweifel. Ob es jedoch ausgerechnet die teure Kombination aus Dieselmotor und Vollhybrid wird, scheint eher zweifelhaft. Denn die Kosten-Nutzen-Relation muss von Anfang an stimmen, damit VWs erster Hybrid vom Markt angenommen wird. Das spricht eher für einen Hybrideinstieg mit Ottomotor.