Im Test: Ford Mondeo 2.0 TDCi

Inhaltsverzeichnis

Ein Auto, das auf vielen Märkten der Welt gleichsam gefallen soll, polarisiert zwangsläufig weniger als eines, was stärker auf eine „regionale“ Zielgruppe zugeschnitten ist. Schon der erste Mondeo war als „Weltauto“ konzipiert, für die aktuelle Ausgabe gilt dies ebenso. In den USA ist die als Ford Fusion im Handel. Diese Philosophie führt im Falle des silbernen Testwagens zu einer ungewöhnlichen Verbindung: Obwohl hierzulande kaum jemand den Mondeo mit Fließheck bestellt, er gewissermaßen also ein Exot ist, fällt er im Straßenbild nicht auf.

Ford hat den Mondeo 2016 an einer entscheidenden Stelle nachgebessert. Grund genug, ihn noch einmal in die Redaktion für einen Test einzuladen. Als Motorisierung wählten wir den nach wie vor populären Diesel mit 150 PS aus.

Außen groß

Der aktuelle Mondeo ist ein wahrlich stattliches Auto. Als Fünftürer ist 4,87 Meter lang, der Radstand 2,85 m. Damit übertrifft er in beiden Kategorien selbst einen Skoda Superb Combi, ohne jedoch auch nur ansatzweise dessen Raumfülle zu bieten. Weder für die Insassen noch für das Gepäck bietet der Mondeo so viel Platz, wie es die doch recht ausladenden Abmessungen erwarten lassen. Vier Erwachsene kommen trotzdem bequem unter, sofern es nicht gerade Riesen sind. Der Kofferraum des Fließhecks fasst 550 Liter, der des Kombis mit 525 Liter nur unwesentlich mehr als der eines Audi A4 Avant, der immerhin 17 cm kürzer ist. Insgesamt schaut der Mondeo beim Verhältnis von äußeren Abmessungen zum inneren Raumangebot nicht besonders gut aus.

Verarbeitung

Die Verarbeitung macht auf den ersten Blick einen guten Eindruck, womit sich der Mondeo vom Focus meiner Frau unterscheidet. Im Testwagen nervte temporär allerdings ein Zirpen aus dem Bereich Lenksäulenverkleidung/Kombiinstrument und ein weiteres aus dem Bereich der A-Säule. Auffällig labberig waren Verkleidung und Abdeckung des Lautsprechers im Kofferraum. Der Rand des Dachhimmels war im Bereich der Windschutzscheibe etwas nachlässig geschnitten – gewiss alles keine Dramen, aber andere Hersteller bekommen das in dieser Klasse eben besser hin. Auch der Ford S-Max, den wir im Sommer in der Redaktion hatten, war im Detail sorgsamer verarbeitet.

Gurtairbags

Gut gefallen haben mir dagegen die Sitze. Sie sind in einem weiten Bereich einstellbar, bieten ausreichend Seitenhalt und stabil arretierende Kopfstützen. Hinten verzichtet Ford auf den inzwischen weit verbreiteten Trick, große Beinfreiheit vorzutäuschen, indem man einfach die Sitzflächen besonders kurz macht. Eine gute Idee ist auch der Gurtairbag hinten – in dieser Klasse bietet das kein anderer Hersteller.

Das weiche Lenkrad irritiert anfangs etwas – ganz so extrem wie in der ersten Mercedes B-Klasse ist es aber nicht. Ein wenig umständlich ist, dass der Tempomat nach jedem Neustart des Autos erst wieder eingeschaltet werden muss, um dann ein Tempo speichern zu können. Mir gefällt eine Lösung besser, die nach einmaligem Aktivieren immer an bleibt – so macht es beispielsweise Opel im Corsa.

Durchschnittlicher Antrieb

Der Antriebsstrang hinterließ einen durchschnittlichen Eindruck. Nominell bleibt er mit 350 Nm nur wenig hinter dem kürzlich gefahrenen Mazda 6 zurück, in der Praxis wirkt der Mazda-Antrieb allerdings viel lebhafter und drehfreudiger. Der Diesel im Mondeo muss zum Jagen immer ein wenig getragen werden, liefert dann aber ebenfalls mehr als ausreichende Fahrleistungen. Er gehört nicht unbedingt zu den leisesten Motoren seiner Art, in diesem Punkt gibt es einige, die besser sind. Er ist in keinem Bereich signifikant schlechter als der Durchschnitt, ragt aber auch an keiner Stelle heraus.

Es gibt jedoch einen Punkt, den der Ford etwas besser beherrscht als der Mazda: Im Schnitt kamen wir insgesamt auf 5,7 Liter, minimal waren es 5,1. Zu den etwas niedrigeren Werten des Mondeo dürfte ein Stück weit beigetragen haben, dass er zu einer ruhigen Fahrweise animiert. Ihm liegt das Gleiten näher als die Hetzerei. Diesen grundsätzlichen Eindruck vermittelt auch das weich abgestimmte Fahrwerk, das den Eindruck eines großen, schweren Wagens vermittelt – was der Mondeo ja letztlich auch ist. Wie schon der S-Max wirkt auch die Limousine damit nicht mehr so agil wie der Vorgänger. An diesem Eindruck mag das Format der Winterreifen von Kleber ihren Anteil gehabt haben. Eine 60er-Flankenhöhe auf einer 16-Zoll-Felge ist vergleichsweise viel.

DUH: Zu viel NOx

Kein Test eines Dieselautos kommt heute mehr ohne einen Absatz zur Abgasnachbehandlung aus. Ford setzt im Mondeo auf einen Speicherkat, um die aktuellen Grenzwerte einzuhalten. Das klappt auf dem Prüfstand natürlich anstandslos. Auf der Straße scheint es aber eine Diskrepanz zu diesen Ergebnissen geben: Die Deutsche Umwelthilfe hat im September 2016 eine Reihe von Fahrzeugen auf der Straße nachgemessen – der Mondeo mit dem 150-PS-Diesel überschritt den Grenzwert dabei um das 9,2-fache. Ford sollte diese Art der Nachbehandlung dringend überdenken – und hat das zum Teil auch schon getan: In den Nutzfahrzeugen wird auf einen effektiveren SCR-Kat gesetzt.

Nachgedacht hat Ford seit unserer letzten Ausfahrt auch über den Bereich Infotainment. Die damalige Anlage mit der Bezeichnung Sync2 hatte zahlreiche Schwächen, an denen Ford insgesamt recht erfolgreich gearbeitet hat. Sync3 ist dank eines entschlackten Designs und mit einem flinker reagierenden Touchscreen viel einfacher zu bedienen als der Vorgänger. Wenn Ford nun noch an der Sprachsteuerung etwas feilt und es möglich macht, auch bei aktiviertem Android Auto oder Apple CarPlay das interne Navigationssystem von Ford zu nutzen, gäbe es nicht mehr viel zu kritisieren. Von den Top-Systemen anderer Hersteller bleibt es zwar ein Stück entfernt, doch es ist eben auch erheblich günstiger als diese. Unsere Kollegen von TechStage haben ihre Eindrücke von Sync3 in einem Video zusammengefasst.

Vergesslich

Ob es der Fluch des frühen Baujahres war? Im Test verlor das System nach einem Neustart des Autos einmal einen Teil seines Gedächtnisses. Weg waren die Daten der Verbrauchsübersicht, die Telefonkopplung und die Spracheinstellung „Deutsch”. Gnädigerweise war letztere nur auf Englisch umgestellt – mit einer exotischeren Sprache wäre eine Umstellung auf Deutsch vielleicht nicht ganz so einfach gewesen.

Besser als im Mondeo Hybrid hat uns auch das Kombiinstrument gefallen, das dem im S-Max gleicht. Es werden zwar sehr viele Informationen gleichzeitig gereicht, mit etwas Gewöhnung sieht man aber recht schnell die gesuchte Information. Gespart hat sich Ford eine vierte Stelle bei der Restreichweite: So bleibt es nach dem Tanken unter Umständen für viele, viele Kilometer bei der Aussage, dass der Mondeo mit dem Tankinhalt noch 999 km weit kommt.

Sonne auf dem Display

Die Informationen links und in der Mitte lassen sich auch ausblenden. Apropos blenden: Auf meinem täglichen Weg ins Büro scheint die Sonne schräg von hinten auf das Kombiinstrument. Wie auf vielen Displays ist dann auch im Mondeo kaum noch etwas zu erkennen. So schön es ist, in begrenztem Rahmen die gewünschten Inhalte selbst auswählen zu können – hier gibt es noch reichlich Raum für Verbesserungen. Zugegebenermaßen ist die Anzeige im Mondeo aber so tief eingebaut, dass die Sonne schon besonders „ungünstig“ stehen muss, um gegen das Display zu gewinnen.

Der umfangreich ausgestattete Testwagen kommt auf einen Listenpreis von 41.765 Euro, der Grundpreis für den fünftürigen Mondeo 2.0 TDCi (150 PS) Titanium liegt bei 33.810 Euro. Der hierzulande deutlich wertstabilere Kombi kostet nochmals 1000 Euro mehr. Ausstattungsbereinigt ist er damit ein gutes Stück teurer als beispielsweise ein Renault Talisman Grandtour, der insgesamt einen besseren Eindruck hinterlassen hat. Gleiches gilt auch für den Mazda 6 oder auch den Skoda Superb. Beide haben gegenüber dem Ford allerdings den Nachteil, dass sie sich nicht ganz so individuell ausstatten lassen.