Kältemittel R1234yf für Klimaanlagen droht weiterer Ärger

Dem neuen Kältemittel R1234yf für Klimaanlagen droht weiterer Ärger. Schweizer Forscher haben herausgefunden, dass sich das Mittel zwar an der Luft sehr schnell zersetzt, dabei aber ökologisch bedenkliche, chemisch stabile Trifluoressigsäure bildet

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Von
  • Martin Franz

Dem neuen Kältemittel R1234yf für Autoklimaanlagen droht möglicherweise neuer Gegenwind. Die Schweizer Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) hat herausgefunden, dass sich das Mittel zwar an der Luft sehr schnell zersetzt, dabei aber Trifluoressigsäure (chemisch: CF3-COOH) bildet. Dieses Molekül sei sehr stabil und werde von der Natur nicht abgebaut, wie die Schweizer Forscher berichten. Die Säure reichert sich im Wasser und in Lebewesen an – und das über eine sehr lange Zeit. Für Pflanzen sei die Substanz zum Teil sogar giftig, insbesondere für einige Algenarten.

Mercedes hat Sicherheitsbedenken und will R1234yf nicht verwenden. Momentan sucht der Hersteller nach einer Alternative.

(Bild: Daimler AG)

Da keine Klimaanlage komplett dicht ist, wird ein gewisser Prozentsatz des Kältemittels immer entweichen. Jährlich könnten allein in Europa zwischen 11.000 und 19.000 Tonnen in die Umwelt gelangen, wie die zwei Atmosphärenforscher Stephan Henne und Stefan Reimann von der Empa errechnet haben. Dabei seien Verbesserungen hinsichtlich der Effizienz und der Dichtigkeit sowie die steigende Zahl der Autos insgesamt mit in die Rechnungen eingegangen. Die Simulationen gehen davon aus, dass insbesondere in Ballungsgebieten die Konzentration von Trifluoressigsäure stark steigen könnte. Am stärksten wären Gebiete betroffen, in denen es seltener regnet. Dort kann sich die Säure erst in der Luft anreichern. Ein Grund für Panik bestehe derzeit nicht, wie Henne in der EmpaNews versichert. Dennoch rät er, die Konzentration in Regenwasser und Gewässern „systematisch zu beobachten“.

Die EU-Kommission hat mit der Richtlinie 2006/40/EG alle Kältemittel verboten, deren Treibhauspotenzial, englisch für Global Warming Potential (GWP), 150-mal höher liegt als das von Kohlendioxid (CO2). R1234yf liegt mit 4 GWP deutlich darunter, das bisher verwendete R134a mit 1430 GWP weit darüber. R1234yf hatte sich als Kältemittel für Autoklimaanlagen gegen CO2 durchgesetzt, was nicht zuletzt daran liegt, dass für Kohlendioxid stabilere Anlagen für einen deutlich höheren Arbeitsdruck von rund 70 bar konstruiert werden müssten. Zudem muss dieser Druck auch erzeugt werden, was bei einer Neuregelung des NEFZ entschiedene Zehntel Kraftstoff kosten könnte.

Im September 2012 hatte Mercedes als erster Hersteller angekündigt, kein R1234yf mehr in Neuwagen einzufüllen, nachdem man bei Tests festgestellt hatte, dass sich bei einem Brand Flusssäure bilden kann. Eine Tatsache, die Umweltverbände schon vor Jahren aufgedeckt hatten. Nach dem Vorstoß von Mercedes hatte sich im November auch VW von dem neuen Kältemittel abgewendet. (mfz)