Der DMSB verhängt Tempolimits für die Nordschleifenrennen

24 Stunden am (Tempo-)Limit

Nach dem tödlichen Unfall es per Unterluft ausgehebelten GT3-Autos auf der Nordschleife konnte man das Problem der überzüchteten GT3-Autos nicht länger ignorieren. Aber ein Tempolimit? Es ist ein PR-Desaster

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Von
  • Clemens Gleich
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Unterluft hebt einen Rennwagen an einer Kuppe an der Quiddelbacher Höhe ansatzlos ab. Das Auto kollidiert mit einem Reifenstapel, was ihm einen Drall mitgibt, der ihn schließlich bis über den FIA-Sicherheitszaun katapultiert. Ein Zuschauer stirbt bei diesem Unfall. Sofort starten Untersuchungen, um andere Unfälle dieser Art zu unterbinden. So ein Nachdenken ist gut. Weniger gut ist das Ergebnis, zu dem die Untersucher kamen: Es ist hauptsächlich ein Tempolimit für die Rennen geworden.

Die Frage lautete offenbar: "Wie reduzieren wir das Tempo, um solche Unfälle zu vermeiden?" Die Antworten lauten jetzt: Fünf Prozent weniger Motorleistung in der GT3-Klasse und drakonisch bestrafte Tempolimits an den gefährlichen Stellen. An der Unfallstelle bis hinunter an den Flugplatz gilt jetzt maximal 200 km/h, auf der langen Geraden der Döttinger Höhe 250 km/h. Die letztere Maßnahme ist wahrscheinlich die schlimmere: Seite an Seite werden sie dort fahren, jeder in Angst vor der Buße, die bei Übertretung fällig wird, jeder mit dem festen Entschluss, erst zu bremsen, wenn er das Weiße in Gottes Augen sieht, und selbst dann nur, wenn der Nebenmann schon gebremst hat. Ihre frühere Bedeutung als sichere Leistungs-Überholmöglichkeit verliert die Gerade auf jeden Fall. Die Geschwindigkeit wird automatisch gemessen, und auch auf Fahrerseite ist ein automatischer Tempomat technisch gesehen recht einfach umzusetzen. Die Limits beginnen in Beschleunigungszonen, damit zusätzliche Bremsvorgänge vermieden werden. Alle Maßnahmen zusammen verlängern die Rundenzeiten um je rund 5 Sekunden.

Schlechte Entscheidung, gute Umsetzung

Die Verantwortlichen haben also alles getan, um ihre Entscheidung möglichst gut umzusetzen. Die Fahrer halten sich vielleicht deshalb mit eindeutiger Kritik zurück. Die meisten sind froh, dass überhaupt weitergefahren wird. Dazu kommt, dass der Nürburgring im Prinzip eine eigene Nation, ja eine eigene Realität bildet. Mit der Autobahn verlässt der Fan Deutschland und betritt Nordschleifand, die Welt der unsterblichen Hoffnungen, missbrauchten Träume und ruhmreichen Einstellfahrten. Mit der brüchigen Wirklichkeit dieses Metalandes muss sich jeder so vorsichtig arrangieren, dass nicht alles zusammenbricht. Da tritt man als Fahrer wie als Veranstalter natürlich behutsam auf. Doch obwohl die Entscheidung gut umgesetzt wurde: Es war eine schlechte Entscheidung. Da kann die gute Umsetzung nur noch bedingt helfen.