Warum wir die unfassbar nervige DUH doch brauchen

Klartext: DUH und ich

Die Deutsche Umwelthilfe nervt gewaltig. Jetzt hat jemand sogar eine Petition eröffnet, die dem Verein die Eintragung entziehen soll. Andere wollen der DUH das Verbandsklagerecht entziehen. Ich glaube, wir brauchen die DUH noch

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Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Jeden Tag ziehen sich kleine Schlingen enger um den Diesel-Pendler, der vor Jahren im guten Glauben einen „Clean Diesel“ kaufte, den die Gesellschaft jetzt als ihr größtes Problem ansieht. Darin immer wieder der eine Akteur: Die DUH klagt hier, klagt da, Jürgen Resch schaut in die zahlreichen Kameras und verkündet: „Das reicht alles noch nicht, wir klagen weiter.“ Das Unverständnis für, ja: der Hass auf diese Organisation ist groß. Jüngst startete sogar eine Petition, dem Verein die Gemeinnützigkeit abzuerkennen. Vorwürfe: wirtschaftliche Interessen und Schädigung des Gemeinwohls durch Willkür. Nun ist die Petition eher nicht der richtige Weg, einem Verein die Eintragung zu entziehen. Doch den Antrieb hinter solchen Verzweiflungsaktionen verstehen wohl selbst Freunde der DUH.

Ein eingetragener Verein in Deutschland kann seine Gemeinnützigkeit verlieren, wenn ihm eine Gewinnabsicht nachgewiesen wird. Also strebt die DUH als "eingetragener Verein" auch nicht danach. Der Verein deckt nur seine Kosten, zum Beispiel für Büros in Radolfzell am Bodensee, in der Hauptstadt Berlin am Hackeschen Markt, in Hannover, plus drei kleinere Projektbüros. Zwischen Büros und Terminen reist Herr Resch nicht hauptsächlich im Elektroauto, sondern vornehmlich in Diesel-E-Klassen, auf denen „Taxi“ steht und Flugzeugen vom Typ A320. Das liegt schlicht an den Distanzen, an der Zeit. Und ob es sich bei Klagen um Willkür oder doch einfach Systematik handelt, entscheiden die Gerichte doch sowieso bei jedem Fall.

Look for the money

Das Geld für ihre Büros, Mitarbeiter und Klagen nimmt die DUH nach Volksmund alleine von Toyota ein. Toyota ist dabei nur ein Beispiel für eine „Projektarbeit“ der DUH, in der Wirtschaftsunternehmen von der DUH Dinge untersuchen lassen oder Aktionen ausführen. Jürgen Resch stellt immer wieder klar, dass sein Verein sich komplett unabhängig von den Kunden halte, wie das die Autopresse auch immer mit ihren Werbekunden behauptet.

Niemand war jedoch in der Geschichte je völlig von der Hand unabhängig, die ihn füttert. Organisatorisch lagert die DUH viele ihrer Aktionen in eine GmbH aus, die den Bedingungen des Vereinsrechts nicht unterliegt, der "DUH Umweltschutz Service GmbH". Die erhält dann vermittelte Aufträge, öffentlich wie privat, und darf dabei natürlich Gewinne einfahren wie jede GmbH. Ich sehe jetzt nicht, wo die DUH etwas so formal falsch macht, dass man ihr an den Karren fahren könnte, Petition hin oder her.

Abmahnverein?

Noch deutlicher wird das beim großen Einkommenspunkt „Verbraucherschutz", jüngst auch "ökologische Marktüberwachung" genannt, der die DUH als „Abmahnverein“ in die Köpfe meißelte: Wer gegen Verbraucherschutz-Vorgaben verstößt, erhält Abmahnungen von der DUH, mit Kostennote und allem. Abgemahnte sind dann meistens Händler, weil ihnen ein Gros der Verbraucherschutzpflichten zufallen. Im Gewerberecht gilt eine Abmahnung vor Gericht dann als rechtsmissbräuchlich, wenn sie nachweislich überwiegend der Gebühren wegen oder aus Schädigungsabsicht erfolgte. Da kann man sich jetzt in der Kneipe drüber streiten. Vor Gericht kann die DUH hingegen sicherlich ausreichend dokumentieren, dass sie das Zeug zum Schutze des Verbrauchers verschickt.

Der dritte Millionen Euro große Batzen ihrer Einkünfte fällt der DUH zu über öffentliche Fördermittel, aus EU- und BRD-Zuweisungen. Wie bei den privaten Auftraggebern fließen die Förderungen nicht pauschal, sondern projektbezogen. Die Liste dieser Projekte wird öffentlich geführt, sodass der Bürger bei Projektarbeiten, die er kennt, einen Eindruck erhalten kann, was in welcher Summe bezahlt wird. Wenn der Bürger Gleich sich anschaut, wie etwa Projektkommunikation vergütet wird, dann sieht er aus seiner eigenen Arbeit, dass diese öffentlichen Projekte um Größenordnungen überbezahlt wirken im Vergleich zu ähnlichen Aufgaben in der Wirtschaft.

Informationskampagne Stickstoff

Nun weiß er natürlich nicht, ob diese öffentlichen Kommunikationsprojekte nicht wirklich um Größenordnungen schwieriger zu kommunizieren sind als Shampoo mit immer neuen chemischen Verbindungen für die Vermarktung an Damen. Aber die Wahrscheinlichkeit hierfür scheint ihm nahe Null. Staatliche Institutionen sind daher überall stets gern gesehene Auftraggeber. 149.934 Euro hat das Bundesumweltministerium zum Beispiel dieses Jahr bewilligt allein für eine „Informationskampagne Stickstoff“. Was haben Sie davon mitbekommen? Ich rate mal: wenig.

Aus allen diesen Infokampagnen sieht der Bürger am Ende meist eine Website und vielleicht ein paar Flyer, und das auch nur, wenn er aktiv danach sucht. Die DUH steht nicht alleine da mit ihrem quasi bedingungslosen Grundeinkommen vom Staat, sondern das ist ein Phänomen praktisch aller staatsnahen Weltverbesserungsorganisationen. Umso wichtiger, dass wir öfter darüber reden!

Über „Toyota hat denen mal Geld überwiesen“ hinaus interessiert das Finanzengewurschtel nur Wenige. Was jedoch jeder sehen kann: Die DUH agiert als fanatischer, utopistischer Verein. Utopisten sind gefährlich, weil die Utopie perfekt ist. Wer sich der Perfektion entgegenstellt, kann nur Unrecht haben, mehr noch: Er schadet der Menschheit. Wenn es je Ideologien gab, die in der Neuzeit mehr Schaden anrichteten als Utopien, dann kennen wir sie nicht. Erinnern wir uns allein an den wunderbaren Gedanken eines echten Kommunismus‘, und dann bitte auch daran, wie viele Millionen Menschen starben, ohne dass die Utopie je erreicht wurde. Siehe auch: der perfekte Markt im ewigen Wachstum.

Clap, clap, clap ...

Das merkt natürlich auch die Presse. Bei einem normalen Umweltverband rufst du an und jemand freut sich, dass er kostenlos eine Plattform für sein Thema erhält. Bei der DUH dagegen wird sofort sortiert: Freund oder Feind? Für uns oder gegen uns? Da geht es gar nicht mehr um Themen. Als ich mich durch diese ersten Hürden geschleimt hatte, erlebte ich ein Ausmaß von versuchter Einflussnahme, das beispiellos in meinem Arbeitsleben bleibt. Kein Wirtschaftsunternehmen, keine Werbeagentur, kein Staat hat sich jemals auch nur von mir gewünscht, Artikel von vorne bis hinten derart vollständig zu kontrollieren.

Die DUH wollte für ein Interview, in dem Herr Resch wochenlang seine Formulierungen feinklöppeln durfte, per Redaktionssystem-Zugang die Endkontrolle über den herausgeschickten Artikel, damit da nicht jemand ein Zeichen ändert – undenkbar. Sie wollte alle Bildunterschriften, Beitexte und Überschriften redigieren. Sie wollte keine Links im Artikel, vor allem keine, die andere Ansichten vertreten. Als ich eine mir ohne Erklärung unverständlich scheinende Passage dem Leser erklären wollte, wollte Herr Resch das Interview gar nicht mehr veröffentlicht sehen. Ich bin nicht stolz darauf, aber irgendwann platzte mir das erste Mal im Leben die Hutschnur bei einem Interviewtext. Ich nannte ihn eine „beleidigte Leberwurst“, die doch bitte vorher anmelden solle, wenn er nur mit Claqueuren reden wolle, und seitdem sprachen wir nur noch über die Vermittlung der DUH-Propa…pressestelle.

Robin Hood der Verbraucher

Was daran fasziniert: Dieses unfassbar zäh erkämpfte Interview ist total banal. Es zeigt Herrn Resch von der besten Seite als Robin Hood der Verbraucher im Kampf gegen den bösen Zetscherriff von Stuttingham. Alle Links waren Links auf seine Thesen oder auf offizielle EU-Server für Gesetze. Und doch diese Paranoia. Die irrationale Angst vor der Presse als Feind entsteht wahrscheinlich aus dem emotionalen Umfeld.

Die Organisation dreht sich in einer seltsamen Blase der Realität, und dort drehen sich viele politische Stellen mit, allen zuvor das Umweltbundesamt (UBA) mit seinen Milliarden Diabetestoten pro Dieselzylinder. Das UBA verwaltet übrigens auch die Verbandsklagerechte, falls sich jemand die Chancen ausrechnen möchte, dass die geprüft werden. Wenn in diese Blase jemand aus einer anderen Normalität eintritt, wird der natürlich als empörend wahrgenommen, als gefährlicher Störenfried der anzustrebenden Utopie – selbst wenn er, wie in meinem Fall, Verbraucher- und Umweltschutz total gut findet.

Checks, Balances und Diesel-Fegefeuer

Nach all diesen Ausführungen denken Sie sicher, ich stehe längst mit der Fackel in Radolfzell, um mit einem Mob aus TDI-Pendlern die DUH-Büros im Dieselfeuer zu schleifen. Nope. Im Gegenteil. Ich glaube, dass die DUH gerade deshalb erfolgreich ist, weil alle ihre Mitarbeiter derart unangenehme Menschen sind. Wenn sie mir schon die Hutschnur detonieren, wie werden sie dann erst einen Diess nerven, einen Müller, einen Krüger? Wer sollte solche Fatzkes sonst zu mehr Aufrichtigkeit drangsalieren? Die Politik? I don‘t think so, und das mag die eine Übereinstimmung zwischen mir und Resch sein.

Was ich jedoch anstrebe, ist die konsequente Umsetzung des demokratischen Prinzips der „Checks and Balances“ (gegenseitige Machtkontrolle machtausübender Instanzen). Die DUH sollte genauso drangsaliert werden wie Privatfirmen, die sich dem Verbraucherschutz verwehren. Vergesst die chancenlose Petition, lasst uns eine Organisation gegen grobe Überbezahlung von Organisationen gründen! Ich beantrage umgehend grob überdimensionierte Fördergelder für uns ...