Das Elend mit der Elektroförderung, Teil 2

Warten auf den Sinn

Für die Regierung sah Elektro-KFZ-Förderung größtenteils so aus: "Gebt diesen Leuten Geld, denn wir haben keine Ahnung, was die tun!" Sie hat dafür erhalten, was sie wollte: wenig Sinnvolles

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Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Aufgrund der Länge des Textes haben wir diesen Artikel in zwei Teile geteilt. Das ist der zweite Teil. Hier finden Sie den ersten Teil.

Die andere Form der Elektroförderung besteht in der einfachsten aller Förderungen: Der Staat teilt schlicht Geld aus. Natürlich sitzt da jemand und bewertet die Projekte, die Geld wollen, aber wenn man sich die Projekte der Vergangenheit anschaut, fragt man sich schon: warum eigentlich? Es wurde doch sowieso alles bewilligt. Dieser in kurzer Zeit umgebaute BMW-Mini kriegte Kohle, dabei hatten BMWs Ingenieure dessen Antrieb nebst Batterie einfach statt eines Kofferraums ins Heck gespaxt. Das hatte NICHTS mit einem Elektroauto in der Serie, in der Stadtpraxis zu tun. Und bis heute fährt in Stuttgart eine alte, elektrische A-Klasse mit Aufklebern herum, die Daimler damals mit wahrscheinlich vergleichbar kleinem Aufwand konstruierte und die seitdem in jedem dieser "Schaufenster" für Elektro stand, und von denen gab es in jedem Kaff eins.

Die EnBW verteilte hunderte Exemplare des elektrischen Kleinkraftrads Elmoto, um "Erfahrungen zu sammeln". Ich habe die EnBW einmal gefragt, welche Erfahrungen sie denn nun gesammelt hätten. Antwort: Dass die meisten Leute daheim laden. Welch Erkenntnis! Es gab damals fast keine Ladestationen und die Elmoto hat keinen Schnelllader. Die wenigen EnBW-Ladesäulen funktionierten schon damals nicht. Also luden die Leute daheim, damit sie das Kabel nicht zu Freunden mitschleppen mussten. Ist ja egal, Hauptsache, man kriegte Kohle. Die KTM Freeride E kriegte Kohle. VW kriegte Kohle. Opel kriegte Kohle. Ach, machen wir's doch kurz: Jeder kriegte Kohle.

Was hat der Staat dafür erhalten? Das, was er wollte: Elektrofahrzeuge früher. Eine Freeride E gäbe es wohl ohne diese Kohle jetzt noch nicht. Aber wäre das irgendwie schlimm für irgendwen? Der Markt nimmt die elektrische KTM sowieso noch nicht an. Sie ist zu früh dran. Wenn die zehn Jahre später mit rein eigenem Geld aus eigenem Antrieb passiert wäre, wäre das früh genug gewesen. Oder BMW i: Das wird erst in einiger Zeit wirklich durchstarten können. Ist ja auch nicht schlimm. Und auch bei der schlauen Lifedrive-Plattform bin ich sicher, dass BMW die irgendwann aus allein eigenem Antrieb gebaut hätte. Also wieso knallen wir alles mit dem Geldschlauch voll, nur damit Fahrzeuge zu früh kommen, an einen Markt, den es noch nicht gibt? Wo ist Angies Elektromillion? 2020 ist in unter fünf Jahren. Das ganze Geld mit all seiner Verfrühung hat praktisch nichts gebracht. Dann lieber endlich ein paar Brücken reparieren.

Infrastruktur

Apropos Infrastruktur: Die kann man ja auch fördern. Mit ein Grund dafür, dass sich Skandinavier bedenkenarm die vergünstigten E-Autos kauften, lag in einer schon vorhandenen Steckdosen-Infrastruktur: In kalten Teilen Skandinaviens war es schon lange vorher üblich, auf Parkplätzen Netzstrom anzubieten, also 230 V Wechselstrom per Schuko-Stecker, damit Parker bei Kälte ihre Motorheizung anstecken konnten – üblicherweise kostenlos. Da fiel der Übergang zum Akku laden leicht, vor allem, weil dieser Strom kostenlos war.