Das Weg ist das Ziel

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Über die Langstrecke gilt das Gebot der Tesla-Fahrer: "Wenn du schneller ankommen willst, fahr langsamer." Das gilt eben auch für die französische Autoroute im Vergleich zur deutschen Autobahn. Klar kannst du auf einem offenen Stück BAB legal viel schneller fahren. Aber über 1000 Tageskilometer ist man in Deutschland auch nicht schneller als bei den Nachbarn auf Tempomat 130. Man verbraucht nur mehr Sprit. Mein Argument für die die offene Autobahn war nie, dass sie schnell macht, sondern dass sie Freude macht.

Letztendlich erinnere ich mich an diese Reise weniger anhand ihrer fahrerischen Highlights, denn dazu war das Wetter zu schlecht, sondern ich erinnere mich an dieses beständige Gefühl des Flusses. Heute hier. Morgen am Meer. Untermalt vom beständigen Brabbeln des V4 im Zweiventilbetrieb, in dem er seiner Atemluft praktisch keinen Treibstoff beimischen muss. Meine Tage unterwegs fühlten sich rückblickend wie Wochen an, so komprimiert waren die Erlebnisse. Das gab einige Diskrepanzen bei der Heimkehr, denn ich fühlte mich wie der verlorene Sohn mit meinem Fünftagebart und sie sagte nur knapp: "Hallo." Ich möchte meine Schnellpilgerfahrt daher zur Nachahmung weiterempfehlen. Sie hat nämlich außer der Geschwindigkeit einen weiteren Vorteil gegenüber dem Fußweg: Die Pilgerindustrie in Santiago ist erwartbar profan. Ich glaube, wer sich monatelang die Füße wund scheuert und nach der Kathedrale dann im Flugzeug nach Hause reist, erlebt den Downer seines Lebens. Wir dagegen schlängelten uns durch ein unbekanntes Nordspanien. Der Fußgänger sucht sich auf dem Jakobsweg selber, sagt man. Aber ich weiß ja schon, wo ich mich finden kann, wenn ich das will. Hier. Jetzt. Wir fanden dagegen sehr merkwürdige Heuschober in Nordspanien, und die sind allemal interessanter als ich. (cgl)