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Während die alte R mir mit ihrem Dinosaurierknochen klappernd über Schlechtwegstrecken krachte und sprang wie ein junger Helmut Kohl in blechbesohlten Gummistiefeln auf einem Parkett voller Reißnägel, tut die neue tatsächlich das, was auch alle anderen über sie schrieben: Sie bügelt mit einer Seelenruhe jedweden Untergrund glatt, wie das sonst nur der Telelever in den Träumen der Fans der alten R konnte.

Der neue Boxer-Roadster lässt sich diesseits des Haftungsabrisses durch nichts aus der Ruhe bringen. Er ist das Mini-Malibu-Surfboard in einer Welt kurzer Stuntboards. Die anderen Motorräder sollen zappeln und zucken. Papa holt sie sich irgendwann trotzdem, klassisch aufrecht sitzend im besten Komfort. Es gibt einen "Dynamik"-Modus für das Fahrwerk, aber wieso? Der Standardmodus ("Road") hält das Fahrzeug derart ruhig und federt so komfortabel, dass als einzige Funktion dieses Knopfes bleibt, dasselbe zu bieten, nur unbequemer.

BMW Gladius 1200

Die R bleibt natürlich imperfekt. Sie hat das Darkroom-Überraschungsei-Design der Suzuki Gladius praktisch 1:1 übernommen und wird von einem Boxermotor angetrieben, diesem Relikt aus Opas Zeit als Kradmelder mit Gespann. Aber wenn wir Kradisten es perfekt wollten, würden wir kein Motorrad fahren. Die neue R bassd scho so. Nur ein Tipp: Gleich mit der höheren Sitzbank probefahren. Die Standardsitzbank soll vielleicht kleine Kunden auf die R bringen, Personen ab 170 cm sitzen damit jedoch seltsam und sehr weit hinter dem Motor, an dessen Tutteln ich mir immer noch die Schienbeine anstoße.

BMW hat sich natürlich beeilt mit der Meldung, dass der Dinosaurierknochen damit noch lange noch nicht ausgedient habe. Tatsächlich passt er in den Reisemaschinen RT und GS viel besser zum Konzept als beim unverkleideten Roadster, und eine Reisemaschine muss sowieso scheußlich aussehen, sonst kauft das Tourenpublikum sie nicht. Sie braucht auch irgendein Accessoire mit rein virtueller Funktion, das der Fahrer abends an der Bar besprechen kann als "habe ich heute voll gebraucht". Ich empfehle meistens eine getrocknete Hasenpfote. Doch die Evolution geht weiter. Der Telelever an der GS ist wie der Beckenknochen in einem Pottwal. Irgendwann wird die erste Generation ohne Relikte aus der Traumzeit geboren werden. Und die großen Walherden werden erkennen, dass man auch ohne den Knochen Sex haben kann. (cgl)