Klartext: Mit der Elektroenduro im Naturschutzgebiet

Die Batterietechnik ist die Achillesferse jedes elektrischen Individualfahrzeugs. Deshalb setzt KTM die ersten produzierten Elektroenduros Freeride E bisher nur in Freizeitparks ein, wo es Steckdosen, Tauschakkus und vor allem Kundschaft gibt. Gut.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Man kann sich jede Technik vollkommen verderben, indem man sie dort einsetzt, wo sie am schwächsten performt. Man kann zum Beispiel von einem Elektroauto verlangen, dass es im Hochgebirge Reichweite macht. Umgekehrt kann man jede Technik intuitiv emotional verstehen, wenn man sie ihrem stärksten Bereich einsetzt. Man kann, um beim Beispiel Elektro-KFZ zu bleiben, etwa eine KTM Freeride E fahren. Die große Schwäche aller Elektro-Individualfahrzeuge ist die Batterie, und diese Schwäche hebelt KTM dadurch aus, dass die Freeride E ein reines Sportspielzeug ist. Wann und ob sie überhaupt an Endkunden verkauft wird, ist offen, aber es gibt Cross-Pisten, auf denen man sie mieten und fahren kann. Sie muss keine Reichweite machen, die Reichweite des kleinen Akkus ist schnell er-fahren: Nach 20 bis 90 Minuten bleibt sie je nach Fahrkönnen stehen. In einem Park oder auf einem Grundstück in Kalifornien lädt man das Krad dann entweder auf oder klappt den Sitz hoch und wechselt den Akku.

Nur: Wo sind diese Mietstrecken? Bis vor Kurzem gab es nur den beim KTM-Werk um die Ecke. Da bin ich die E das erste Mal gefahren, da sind Andere sie mit vergleichbarer Freude gefahren, aber was allen gemein war: Wir sind informiert und suchen genau sowas. Das trifft auf statistisch gerundet null Prozent der Weltbevölkerung zu. Solche Motorräder müssen da hingehen, wo Menschen ihre Freizeit verbringen, und deshalb freue ich mich darüber, dass es seit diesem Jahr in der Area 47, dem Abenteuerspielplatz im Ötztal, eine kleine Crosspiste gibt, einen Container voll Freeride Es und einen weiteren Container voll MX-Ausrüstung in allen Größen. "Hör zu", sagte ich zur Frau, "wenn du je Geländefahren ausprobieren willst: Einfacher kriegst es nicht."

Schließlich trafen wir uns nach Hochseilgarten, Kletterwand, Klettersteig, Hochgeschwindigkeits-Wasserrutsche und Cannonball-Wasserkatapult auf dem Feld hinter der Wildwasser-Base und sie fuhr zum ersten Mal in ihrem Leben Gelände. Es machte ihr nach einer erfreulich kurzen Zeitspanne der Zweifel an der Sitzhöhe Spaß. 95 kg lassen sich leicht aufheben. Es gibt keinen Kupplungshebel, weil es keine Kupplung gibt, nur einen Freilauf. Es gibt keinen Schalthebel, weil es nur einen Gang gibt, der immer drin ist. Es gibt also überhaupt nichts für die Füße zu tun außer sich richtig in die Rasten zu stellen, weil statt dem Kupplungshebel ein Hinterradbremshebel am Lenker sitzt. Und das (an der Freeride einstellbare) Ansprechverhalten eines Elektromotors ist dem Verbrennungskraftmotors ohnehin systemimmanent weit überlegen, was dem Konzept sehr gut tut, weil Ansprechverhalten im Geländesport alles ist.