Kunst der Bewegung

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Auch wenn die Entscheidung nach außen festzustehen scheint, betont jedoch Kuratorin Annja Müller-Alsbach vom Museum Tinguely, dass „erst nach den erfolgten konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen entschieden werden kann, wie genau und unter welchen Voraussetzungen Safari am Umzug am 3. September in Fribourg fahren wird“. Man kann es nur für das Fahrzeug hoffen, dass die Verantwortlichen die richtige Entscheidung treffen. Guido Kühn ist sich jedenfalls sicher, dass „ein einziger Blick auf die Skulptur Le Safari de la Mort Moscovite zeigt, dass sich jeder Versuch diese wieder auf die Straße zu bringen, verbietet.“ Falls sich die Fahrt trotzdem nicht verhindern lässt, rät der Oldtimer-Experte den Restauratoren, alle Flüssigkeiten zu tauschen und die Verschleißteile zu begutachten. Dazu sei jedoch eine „Teilzerlegung der relevanten Aggregate“ nötig. Das sei nur möglich, wenn man die kinetischen Teile zumindest vorübergehend demontiere. Man müsse auf jeden Fall mit einem erheblichen Wartungsstau rechnen. Kühn empfiehlt, Motor, Getriebe und Achsen zu öffnen, zu reinigen und neu zu befüllen. Erst dann sollte man den Motor „von Hand sorgsam durchdrehen und starten“. Er betont allerdings, dass er „diesen speziellen Wagen nicht starten und auch nicht für diesen Zweck aus dem Museum holen“ würde.

Ölwechsel erlaubt?

„Die Wahrscheinlichkeit bei einer Teilzerlegung und Begutachtung auf zu tauschende Teile zu stoßen, ist sehr hoch. Ob so ein tiefer Eingriff und ein Tausch von Betriebsmitteln und Verschleißteilen überhaupt aus konservatorischer Sicht wünschenswert ist, ist eine in Fachkreisen intensiv geführte Diskussion. Bei Beuys tauscht man ja auch nicht die Fette“, so Kühn. Seiner Ansicht nach herrscht bei Konservatoren mittlerweile die Ansicht vor, „eben nicht in Stand zu setzen, sondern den relevanten Zeitpunkt X in der Zeitleiste möglichst authentisch zu bewahren“. Kühn: „Dazu gehören auch die Ge- und Verbrauchsspuren, die zu beseitigen in diesem Fall notwendig wären, um das Gefährt auf die Straße zu bringen.“

Eventuell wäre es also doch besser, Le Safari de la Mort Moscovite die Prozession in Fribourg beispielsweise nur auf einem geschützten Anhänger anführen zu lassen. Oder man lässt das Kunstwerk nach der Restauration einfach in Ruhe und präsentiert es weiterhin in einem geschützten Rahmen. Dem Bestreben und der Intention Tinguelys, der ja nicht für das Überdauern der Zeiten gearbeitet hat, würde dies allerdings vermutlich widersprechen. Wie man es auch dreht und wendet, das Museum Tinguely in Basel hat eine schwierige Entscheidung zu treffen. (fpi)