Erfahrungsbericht: E-Bike Raleigh Stoker B mit Bosch-Pedelec-Mittelmotor

Leicht bergauf im Sauseschritt

Bosch will ein Stückchen vom Pedelec-Markt abbekommen und bietet deswegen einen eigenen Antrieb an. Wir haben im E-Bike Raleigh Stoker B ausführliche Erfahrungen mit dem Bosch Antrieb gesammelt

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Hannover, 10. September 2012 – Ein leises, knurrendes Geräusch untermalt die Tour über die zahlreichen Hügel: Fröhlich strampelnd und anscheinend völlig mühelos saust der Radfahrer den steilen Weg hinauf. "Ist ja der Wahnsinn ..." hört man noch, dann überholt er die übrigen Fahrer der Gruppe, die keuchend aus dem Sattel gehen oder zu Fuß, ihren Drahtesel schiebend, die Anhöhe mit zehn Prozent Steigung erklimmen. Oben angekommen, wartet er geduldig auf die Mitstreiter, die etwas neidisch auf die seltsame Verdickung seines Rades am Tretkurbellager schauen. Dort verbirgt sich die Kraftquelle, welche diese unangestrengte Eilfahrt die Anhöhe hinauf ermöglicht.

E-Bikes, also Fahrräder mit Elektroantrieb, haben in den letzten zwei Jahren einen erstaunlichen Boom erlebt; 2011 wurden in Deutschland 310.000 E-Bikes verkauft, das sind 55 Prozent mehr als im Vorjahr – Tendenz steigend: Für 2012 rechnet man mit mehr als 400.000 verkauften Elektrofahrrädern. In den Niederlanden waren 2011 bereits 15 Prozent der verkauften Zweiräder elektromotorisiert.

Dabei ist die technische Grundidee so einfach wie bestechend. Das energie-effiziente Fahrrad (geringes Gewicht, umweltfreundlicher Antrieb) wird um einen leistungsfähigen Elektromotor ergänzt, der aus einem Akku mit ausreichend großer Kapazität gespeist wird – soweit die Gemeinsamkeiten der weithin auch Pedelec genannten Fahrzeuge. Doch schon bei der Positionierung des Motors (Vorderrad- oder Hinterrad-Nabe, Mittelmotor am Tretkurbellager) scheiden sich die Geister, ganz abgesehen von Details wie Rücktrittbremse oder Freilauf, elektrischer Antrieb oder "nur" Unterstützung, Steuerung per Gasgriff oder Sensorik, elektrisch unterstützte Geschwindigkeit bis 25 km/h oder mehr ...

Die Zahl der am Markt erhältlichen Varianten korrespondiert mit der Zahl der Hersteller solcher Fahrzeuge. Neben Unternehmen, die sich schon lange in diesem Marktsegment engagieren – wie Bionx und Panasonic – ist der deutsche Autoelektrik-Experte Bosch ziemlich spät auf den E-Bike-Zug aufgesprungen und hat erst im Herbst 2010 einen eigenen Antrieb vorgestellt. Dieses aus drei Modulen bestehende System – Mittelmotor, der direkt an die Tretkurbel angreift, Akku, Bedieneinheit – wird an Hersteller speziell vorbereiteter Fahrräder verkauft, die beispielsweise das Tretkurbellager den Bosch-Anforderungen entsprechend auslegen. Eine Lösung zum nachträglichen Umbau eines vorhandenen Fahrrades ist das Bosch-System aber nicht.

So funktionierts

Dreh- und Angelpunkt der Steuerung eines E-Bikes ist vielerorts der Anspruch, den Radler (oder die Radlerin) weder mit einem Gasgriff nach Roller- oder Motorrad-Manier zu konfrontieren noch eine Art Tempomat an den Lenker zu schrauben. Denn beides – so die Befürchtung – verändert den Charakter des Fahrradfahrens zu sehr, als dass man von "Radfahren ohne Umlernen" sprechen könnte.