Lexus stellt dem 450h ein Brüderchen mit konventionellem Antrieb zur Seite

Lexus GS 250 und GS 450h im Fahrbericht

Der eine wirkt überfordert, der andere leistungswillig: Die beiden neuen Lexus-Modelle GS 250 und GS 450h liegen in der Fahrpraxis weit auseinander. Kann die vierte GS-Generation so Europa überzeugen?

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  • ghe
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München, 8. Juni 2012 – Der eine wirkt überfordert, der andere leistungswillig: Die beiden neuen Lexus-Modelle GS 250 und GS 450h liegen bei unseren Fahrversuchen weit auseinander. Dabei will die vierte Generation der in der oberen Mittelklasse angesiedelten japanischen Limousinen jetzt mit europäischen Tugenden glänzen.

Langeweile ade

Der Neue will nicht mehr langweilig sein: Mit schnittig gezeichnetem Grill wirkt das Mittelklasse-Modell beinahe schon aggressiv. Auf jeden Fall vermittelt das frische Gesicht des Japaners Sportlichkeit. Ebenfalls neu: Aus den Außenspiegeln blitzen jetzt LED-Blinklichter. Dass der GS nun zwei Zentimeter breiter und drei Zentimeter höher ist als bisher, ist nicht zu erkennen. "GS" steht für "Grand Touring Sedan", also Reise-Limousine, wie GS-Chefingenieur Yoshihiko Kanamori anmerkt. Eine Kombiversion gibt es nicht – die ist auf dem Hauptabsatzmarkt USA nicht gefragt.

Innen sehr schick

Die Kabine des GS ist den japanischen Raumgestaltern gelungen: Klare gerade Linien, rechte Winkel und edle Holz- oder Bambusoberflächen machen den Wagen zu einer urbanen Lounge. Kopf- und Beinfreiheit passen vorne, hinten ist der Platz nicht allzu üppig bemessen. Das Gestühl ist zwar recht hart gepolstert, aber trotzdem bequem genug für die lange Reise. Außerdem wird Lexus nicht müde zu betonen, dass man serienmäßig den größten Monitor im Fahrzeugmarkt verbaut: 12,3 Zoll misst der Bildschirm in der Diagonalen. Allerdings startet gerade der Verkauf des Tesla Model S: Der amerikanische Elektrowagen bietet einen 17-Zoll-Bildschirm in der Mittelkonsole. Das Display des GS lässt sich allerdings nie komplett nutzen. So kann beispielsweise die Navi-Karte nur auf einer Hälfte des Bildschirms angezeigt werden, auf der anderen Hälfte gibt es dann wahlweise Informationen beispielsweise zur Audio-Anlage oder zum Verbrauch. Das so genannte Remote-Touch-Bedienelement, mit dem die Einstellungen auf dem Bildschirm vorgenommen werden, erweist sich als ziemlich labberiger Joystick – mit den Dreh-Drückstellern von BMW oder Mercedes kann dieser Schiebe-Hebel nicht mithalten.

Vertikal gekühlt

Bei der Verarbeitung bleibt Lexus hinter Audi zurück: Das Handschuhfach des GS hängt ein ganz klein wenig und die Spaltmaße sind nicht einheitlich. Außerdem sind die Übergänge vom Leder zum Holz am Lenkrad unsauber gearbeitet. Hinzu kommen ergonomische Schwächen: Die Tasten für beispielsweise das optionale Head-up-Display (inklusive Totwinkel-Warner: 2150 Euro) sind links und der Knopf für die elektronische Parkbremse ist rechts hinterm Lenkrad versteckt. Ein Head-up-Display präsentiert dem Fahrer wichtige Informationen in der Frontscheibe, also in direkter Blickrichtung auf die Straße. An sich eine feine Sache.Doch mit seiner winzigen Größe und seiner grobschlächtigen Grafik hinkt das Lexus-System gängigen BMW-Lösungen gut zehn Jahre hinterher. Gutes gibt es vom Kofferraum des 450h zu berichten: Da der Akku jetzt vertikal hinter der Rückbank steht, wächst das Gepäckabteil um 21 Prozent auf nun 482 Liter. Bisher war die Batterie platzraubend in liegender Position verstaut – die Weiterentwicklung der Akku-Kühlung machte die stehende Einbauweise möglich.