London Taxis: Geely greift nach dem Traditionswerk

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Ausverkauf der Traditionsmarken

Zwar klagte die britische Presse schon über den Verlust eines weiteren Nationalheiligtums. Sind doch schon alle bekannten britischen Traditions-Automarken in ausländischer Hand. Mini und Rolls-Royce gehören zu BMW, Bentley zu VW. An der Sanierung von Jaguar und Land Rover versucht sich der indische Tata-Konzern, und Aston Martin ist nach einem Aufenthalt bei Ford an ein internationales Investorenkonsortium gegangen. Auch die LTI-Werker, die die Taxis seit 1948 mit über die Jahrzehnte hinweg kaum geänderten Maschinen und Methoden fertigen, müssen sich auf harte Einschnitte gefasst machen. Dem Guardian zufolge wird der Traditionsstandort Coventry zum Montagewerk degradiert, Chassis und Karosserieteile sollen künftig aus Shanghai angeliefert werden, als Folge gehen demnach 60 LTI-Jobs verloren. Schon kursieren Befürchtungen, dass dies der Anfang vom Ende für den Standort Coventry ist.

Krise treibt Pendler in die "Tube"

Doch unter Taxifahrern überwiegt der Realitätssinn. "Es ist schlecht für unser Land. Aber was wird schon noch in unserem Land gebaut? Fast alles kommt aus China", sagt Eddie Whitman. Und die Geschäfte laufen sowieso nicht gut. "Jeder hat mindestens 30 Prozent verloren. Die Leute fahren U-Bahn. Es ist einfach billiger, sich an die Ellbogen des anderen zu quetschen." Und auch die Mini-Cabs – Taxis, die vorbestellt werden müssen und billiger sind als die Fahrt im Black Cab – machen den traditionellen Taxifahrern das Leben schwer.

Vito macht dem Cab das Leben schwer

Ungemach für die Black Cabs rollt zu all dem auch noch aus Deutschland an: Die Taxi-Version des Mercedes Vito ist immer häufiger auf Londons Straßen zu sehen. Doch wie ein Design-Klassiker sieht der Van nicht aus, und über den ästhetischen Anspruch lässt sich deshalb streiten. "Der ist doch irgendwie hässlich", sagt Norman James, Vollblut-Taxifahrer seit 30 Jahren und Besitzer eines "richtigen" Black Cabs, "die Touristen fahren damit auch nicht so gerne". Und auch sein Kollege Eddie will auf jeden Fall dem Traditionsmodell treu bleiben: "Das ist das Original. Das ist die Ikone!" (Annette Reuther, dpa) (ssu)