Mazda MX-5 gegen Mercedes SLK

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München, 16. November 2011 – Beide haben bei ihrer Premiere für Furore gesorgt: Der Mazda MX-5 belebte 1989 das Segment der bezahlbaren Roadster neu, der Mercedes SLK zog mit seinem Stahl-Klappdach 1996 die Blick auf sich. Inzwischen sind beide in der dritten Generation auf dem Markt und haben von ihrer Faszination kaum etwas verloren. Bei einer Ausfahrt wollten wir wissen, welcher der beiden überzeugender ist.

SLK ist länger

Obwohl MX-5 und SLK in den Abmessungen nicht weit auseinander liegen, wirkt der Mercedes deutlich größer. Parkt man den Mazda direkt daneben, verschwindet der Japaner fast dahinter. Ein Blick in die technischen Daten verrät: Mit 4,13 Meter ist der SLK elf Zentimeter länger als der MX-5. Nicht nur optisch erscheint der SLK bulliger als der MX-5: Mit 1,81 Meter ist er auch neun Zentimeter breiter.

Hohe Sitzposition

Aber der Mercedes nutzt seinen Größenvorteil nicht voll aus. Im SLK sitzt man zwar etwas entspannter, allerdings auch nur, wenn man nicht zu groß ist. Es ist mitunter schwierig, die richtige Sitzposition zu finden, weil man zu hoch positioniert ist. Ein weiteres Manko betrifft die Lage des Schalthebels: Er müsste niedriger und weiter vorn sein. Außerdem stößt man beim Hochschalten an den Inhalt des Cupholders, da sich die Gänge zu weit rechts befinden.

Mehr Halt im MX-5

Ganz anders beim MX-5: Schon der Einstieg erfordert mehr Gelenkigkeit, Fahrer und Beifahrer gleiten in hauteng geschnittene Sitze. Zwar kneift es unter dem Scheitel nicht mehr so arg wie bei früheren MX-5, aber allzu breit sollten Liebhaber des kleinen Japaners nicht gebaut sein, zumal in unserem Testwagen optionale Recaro-Sportsitze eingebaut waren. Sie sorgen für idealen Seitenhalt, aber je nach Figur auch für Schraubstock-Feeling. Wünschenswert wäre außerdem eine etwas tiefere Sitzposition zugunsten einer besseren Kopffreiheit. Generell lässt sich beim MX-5 nicht pauschal sagen, ab welcher Körpergröße es kritisch wird. Sitzriesen sollten in jedem Fall prüfen, ob ihnen der Japaner passt.

Gute Verarbeitung

Beim Cockpit offenbaren sich deutliche Unterschiede: Der SLK punktet mit hochwertigen Materialien und Details wie massiven Lüftungsdüsen aus gebürstetem Aluminium im Stil des Mercedes SLS AMG. Hier kann der MX-5 nicht mithalten, aber er bietet die einfachere Bedienung. Mit einer Ausnahme: Die Entriegelung des Tankdeckels verbirgt sich hinter einer Klappe zwischen den Sitzen. Funktionale Abzüge muss sich der Mercedes für die am Tag schlecht ablesbaren Instrumente mit kursiven Ziffern auf grauem Hintergrund und den wuchtigen, nur schwer verstellbaren Innenspiegel gefallen lassen.

Mazda schneller offen

Beide Kontrahenten setzen auf besonders leichte Klappdächer. Das Mazda-Dach besteht aus Polycarbonat, im Mercedes-Deckel ist Magnesium verbaut. Gegen Aufpreis steht im Mercedes SLK eine Panorama-Variante mit „Magic Sky Control“ bereit, die sich hell oder dunkel schalten lässt. MX-5-Käufer haben die Wahl zwischen einem Stoffdach oder einem festen Klappverdeck. Im Testwagen war das Klappdach verbaut. Bei den elektrischen Öffnungszeiten liegt der Mazda vorne: Nach nur zwölf Sekunden sitzt man an der frischen Luft, beim SLK muss man darauf 20 Sekunden warten.

Mercedes-Piloten können aber mehr Gepäck mitnehmen, zwischen 225 (offenes Verdeck) und 335 Liter (geschlossen) passen in das Heck mit dem Stern. Weil sich hier zusätzlich das Blechdach hineinfaltet, ist der Kofferraum zerklüfteter und man muss aufpassen, wie man den Platz nutzt. Das Mazda-Abteil ist nur umständlich per Fernbedienung zu öffnen, hinein passen nur 150 Liter. Diese Menge ist immer gleich, weil das Verdeck einen separaten Platz hinter den Sitzen einnimmt. Zudem liegt die Ladekante des Mazdas deutlich höher und auch die Öffnung ist kleiner als im SLK.

Von unten heraus

Unter den Hauben der beiden Roadster stecken Motoren, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Der Mercedes SLK 200 schummelt bei seinem Namen, denn hier werden 184 PS aus nur 1,8 Liter Hubraum geholt. Die Kombination aus Direkteinspritzung und Turbo sorgt für ein breit nutzbares maximales Drehmoment von 270 Nm zwischen 1800 und 4600 Umdrehungen pro Minute. Begleitet wird die Kraftentfaltung von einer unsportlich knurrigen Soundnote, die auf der Autobahn ins Brummige abgleitet.

Drehzahlen gefragt

Die Maschine im Mazda MX-5 ist konventionell als Saugmotor ausgelegt. 160 PS und zwei Liter Hubraum lauten hier die Eckdaten. Erst bei 7000 Touren beginnt der rote Bereich, bei 5000 Umdrehungen liegt das maximale Drehmoment von vergleichsweise spärlichen 188 Nm an. Trotz der geringeren Leistung ist der MX-5 kein Kind von Traurigkeit, denn er hat weniger zu schleppen: 1155 stehen 1435 Kilogramm des SLK gegenüber.

Flotte Fahrleistungen

Durch sein asketisches Wesen kann der Mazda im Sprint gut mithalten. Er benötigt von null auf 100 km/h 7,9 Sekunden, der Mercedes ist mit 7,3 Sekunden nur unwesentlich flotter. Erst bei der Spitze von 240 km/h kann sich der SLK klar absetzen, doch diese Regionen sind eher theoretischer Natur. Das optimale Revier für beide Roadster sind kurvige Landstraßen. Besonders der Mazda fühlt sich hier pudelwohl. Auf sensationell kurzen Wegen flutscht der kleine Schalthebel des Sechsgang-Getriebes durch die Gassen. Einziger Minuspunkt ist die zu eng gespreizte Übersetzung. Gerade im letzten Gang würde eine längere Übersetzung das hohe Geräuschniveau reduzieren.

Beide auch mit Automatik

Viel weniger exakt ist das Getriebe im SLK, es kommt mit seinen langen Wegen nicht an die Joystick-Handhabung im MX-5 heran. Bei jedem Gangwechsel ist ein leichter Widerstand zu spüren, die Bedienung erweist sich als knochig. Bekannte Weisheiten bestätigen sich: Den SLK ist die Automatik eine überlegenswerte Option, beim MX-5 läge genau das am Rande einer Straftat. Mazda bietet sie in Verbindung mit der preiswerteren Center-Line gegen einen Aufschlag von 1800 Euro trotzdem an.

Agiler Mazda

Beide Roadster weisen Hinterradantrieb auf, doch ob Lenkung oder Fahrwerk: Der Mazda ist das fahraktivere Auto. Beim Mercedes überrascht die direkte Reaktion auf Lenkbefehle, zudem bemüht sich das Fahrwerk um Ausgewogenheit, stört aber trotzdem mit hartem Abrollen. Der Mazda-Pilot verschmilzt hingegen mit dem Auto beinahe zu einer Einheit: Die Lenkung reagiert präzise auf kleinste Korrekturen, während die Federung ihr Bestes gibt, um für Komfort zu sorgen. Trotzdem ist der Mazda deutlich straffer als der SLK gefedert, der seine Insassen mehr verwöhnen will. Schnell aufeinanderfolgende Querfugen mag der MX-5 nicht wirklich. Und bei längeren Etappen auf der Autobahn kann die direkte Auslegung Lenkung und die harte Fahrwerksabstimmung des MX-5 schon mal nerven. Für solche Ausflüge bietet der Mercedes ganz klar das bessere Paket.

Option zum Sparen

Der Mazda MX-5 Roadster-Coupé 2.0 steht in der Sports-Line-Version mit 28.890 Euro in der Liste. Inklusive sind hier unter anderem Klimaautomatik, Tempomat, Sperrdifferenzial, Bose-Soundsystem und 17-Zoll-Leichtmetallräder. Die Aufpreisliste fällt kurz aus, für 1200 Euro bekommt man die bereits erwähnten Recaro-Sportsitze inklusive Sitzheizung. Zudem hat man im Mazda die Möglichkeit, den Preis noch weiter zu senken: Den 160-PS-Motor gibt es im Mazda schon ab 24.290 Euro. Wem 126 PS reichen, spart noch einmal 2000 Euro.

Teure Basis

Im Vergleich zum Mercedes SLK 200 ist der MX-5 ein echtes Schnäppchen. Unter 38.675 Euro gibt es den SLK nicht. Für diesen Preis ist nur das Nötigste an Bord wie eine manuelle Klimaanlage, Tempomat oder ein Lichtsensor, immerhin steht auch eine Start-Stopp-Funktion und eine Schaltempfehlung im Cockpit zur Verfügung. Gegen Aufpreis bietet die Mercedes-Preisliste jede Menge Extras: Assistenzsysteme, Dekorelemente, Navigation. Doch die treiben das Gewicht und natürlich auch den Preis in ungeahnte Höhen. Unser gut ausgestatteter Test-SLK kam auf mehr als 53.000 Euro.

Fazit

Am Ende sehen wir den Mazda MX-5 knapp vorn, was er auch seinem günstigeren Preis zu verdanken hat. Aber nicht nur: Er ist agiler, liegt besser auf der Straße und macht einfach jenes Quäntchen mehr Spaß, das bei einem Roadster unvernünftigerweise den Ausschlag geben sollte. Der Mercedes glänzt mit mehr Komfort, was ihn für längere Strecken angenehmer erscheinen lässt. Doch für den Preis des SLK gibt es wesentlich bequemere Autos, zumal der Aufpreis gegenüber dem Japaner wirklich sehr selbstbewusst ist. Die Rolle eines klassischen Roadsters erfüllt der Japaner nach unserer Ansicht überzeugender aus.