Einzelstück mit vier Antriebsmotoren soll Kleinserie folgen

Mercedes SLS AMG: Flügeltürer kommt auch als Elektrovariante

Bei Mercedes meint man es mit der Elektrifizierung des Antriebsstranges ernst: Die neue Flügeltür-Ikone SLS AMG wird nicht nur mit einem V8 auf den Markt grollen - auch eine Elektroversion ist geplant

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  • ssu
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Stuttgart, 10. Juli 2009 – Mercedes will Zeichen setzen in Sachen Elektromobilität: Während die Elektro-Smarts, die für Pilotprojekte ihre Runden drehen, manch einem Passanten kaum auffallen, wird der kommende Flügeltürer gleich doppelt aufhorchen lassen. Noch bevor das Auto in seiner endgültigen Form öffentlich gezeigt worden ist, haben die Stuttgarter heute bestätigt, dass sie den SLS AMG, der in der Serien von einem 571-PS-V8 angetrieben wird, auch in einer Elektroversion bauen. Zunächst wird das "SLS eDrive" genannte Modell ein Einzelstück sein, später soll eine Kleinserie folgen.

Vier Elektromotoren

Tesla Motors haben mit ihrem Roadster vorgemacht, wie man einen Imageträger für Elektromobilität auf die Räder stellt. Im Mai erhielt das US-Unternehmen dann den Ritterschlag: Daimler-Benz, also der "Erfinder des Automobils" persönlich, erwarb einen rund zehnprozentigen Anteil an dem Start-up. Inwieweit Know-how aus Kalifornien bereits in die Entwicklung des SLS eDrive geflossen ist, ist momentan Spekulation – jedenfalls unterscheidet sich der Antrieb des Flügeltürers wesentlich vom Tesla. So wird der SLS eDrive mit vier Elektromotoren bestückt, die jeweils in der Nähe des von ihnen angetriebenen Rades montiert sind. Mit einer addierten Leistung von 392 kW/533 PS liegen die E-Maschinen damit nur geringfügig unter der Leistung des V8-Benziners, der es auf 420 kW/571 PS bringt. Und in Sachen Drehmoment läuft der Elektro-Benz dem Verbrenner den Rang ab: 880 Nm Gesamtdrehmoment stehen hier den 650 Nm des V8 gegenüber. Und während der Verbrennungsmotor auf 6900 U/min hochdrehen, um sein Drehmoment-Maximum zu erreichen, stemmen die Elektromotoren ihre maximale Kraft bereits ab der ersten Umdrehung auf die Antriebswellen.

Mercedes SLS AMG: Flügeltürer kommt auch als Elektrovariante

Im Nu auf 100, bei Tempo 200 ist Schluss

Derart gerüstet soll der SLS eDrive in unter 4 Sekunden von 0 auf 100 km/h kommen. Erst jenseits von 200 km/h ist Schluss mit elektrischem Vortrieb. Zum Vergleich: Der Benzin-SLS kommt in 3,8 Sekunden in den dreistelligen Geschwindigkeits-Bereich, bei der Höchstgeschwindigkeit von 315 km/h hat der Ottomotor deutlich die Nase vorn. Der eDrive zieht seine Antriebsenergie aus drei Batterieeinheiten, die zusammen 324 Lithium-Ionen-Zellen in sich vereinen – auch dies ist ein wesentlicher Unterschied zum Tesla-Roadster, dessen Akkupack über 6000 einzeln gekapselte Zellen birgt. Hier zahlt sich aus, dass Daimler-Benz zusammen mit dem Energiekonzern und Chemiespezialisten Evonik inzwischen eigene Lithium-Ionen-Batterien entwickelt. Im Flügeltürer nehmen die Batterien den Platz der sogenannten Torque-Tube ein, was einer gleichmäßigen Gewichtsverteilung und einem niedrigen Schwerpunkt zugute kommen soll. Die Torque-Tube. eine armdicke Karbonröhre, überträgt im Benziner die Kraft des vorn montierten Motors an das im Heck untergebrachte Getriebe.

150 km Reichweite

Die Reichweite des elektrifizierten, mit Bremsenergie-Rückgewinnungs-System ausgestatteten Sportlers, wird laut Hersteller gerade 150 bis 180 Kilometer betragen – aber wenn zum Beispiel der ADAC tatsächlich jede größere Geschäftsstelle mit Ladesäulen ausstattet, reicht das für eine Deutschlandfahrt. Und in Sachen Dynamik versprechen die Mercedes-Mannen für den SLS eDrive ohnehin ein völlig neues Fahrerlebnis: Jedes Rad wird über eine individuelle Drehmoment-Verteilung angesprochen, was den Wagen agiler machen soll als den Benziner. Ganz neu ist das Konzept, jedes Rad einzeln elektrisch anzutrieben, indes nicht: Schon 1900 – also in der Frühzeit der Automobilentwicklung – zeigte Ferdinand Porsche Radnabenmotoren, die zum Beispiel im Lohner-Porsche zum Einsatz kamen. Vom Mercedes SLS eDrive ist zu einem späteren, noch nicht konkretisierten Zeitpunkt eine Kleinserie geplant. Zur Höhe des Kaufpreises machte AMG noch keine Angaben.