Nachruf: Motorradrennfahrer William Dunlop ist tot

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Die Insel liegt in der rauhen Irischen See – Sturm, Regen und Nebel können jederzeit auftreten. Wenn in der Hauptstadt Douglas die Sonne lacht, kann es in den Bergen heftig schauern. Eine plötzliche Windbö kann ein Motorrad schlagartig von der Ideallinie drücken. Auf der TT werden Helden geboren und hier sterben Helden. Fast jedes Jahr kommt es zu Toten. Die Nachricht rast dann wie ein Lauffeuer über die Insel und es passiert, dass selbst gestandene Biker in wettergegerbten Lederjacken an der Strecke in Tränen ausbrechen. Sie trauern um ihre Helden.

Talent alleine reicht nicht

Die Männer, die hier teilnehmen, beweisen unfassbaren Mut, Talent alleine reicht nicht. Kein geringerer als der neunfache Motorradweltmeister Valentino Rossi war 2009 während der TT auf der Isle of Man und fuhr zu Werbezwecken seines damaligen Arbeitgebers Yamaha eine Runde außerhalb des Rennens hinter Giacomo Agostini her, bis heute Rekordweltmeister, der in den 1960er und 70er Jahren selber noch an der TT teilgenommen hatte. Rossi zeigte sich schwer beeindruckt und ihm war schleierhaft, wie man sich eine so lange Strecke merken konnte.

Genau hier liegt eines der Geheimnisse: Die Topfahrer kennen jeden Quadratzentimeter der Strecke. Sie wissen auch, wie sie sich über den Winter verändert hat: Ein Riss im Asphalt hier, eine weitere Welle da, ein paar Meter, die neu geteert wurden. Wenn sie mit Vollgas durch eine schattige Allee mit rasend schnell wechselnden Lichtverhältnissen fahren oder in maximaler Schräglage in eine unübersichtliche Kurve stechen, ist exakte Streckenkenntnis ihre Lebensversicherung.

Road Racer sind anders

Lebensmüde Draufgänger? Ganz sicher nicht! Wer die besten Road Racer kennenlernt, wird überrascht sein, wie vernünftig, nachdenklich und absolut lebensbejahend sie sind. Der 23fache Champion der TT Isle of Man, John McGuiness, zum Beispiel ist ein besonnener, eher zurückhaltenden Mensch, der sich seine Worte meist ganz genau überlegt. Der 46jährige kommt aus dem englischen Küstenort Morecambe, gleich gegenüber der Isle of Man, und ist am liebsten Zuhause bei seiner Familie. Von Fitnesstraining hält er nicht viel, wohl aber von akribischer mentaler Vorbereitung.

Oder Guy Martin, eine ausgesprochene Frohnatur, der viel lacht und sogar regelmäßig Fernsehshows in England moderiert, dabei arbeitet er immer noch in seinem Job als Lkw-Mechaniker. Obwohl er seit Jahren zu den Topfahrern gehört und achtmal den Ulster GP gewonnen hat, konnte er bis heute noch keinen Sieg bei der TT verbuchen. Dennoch versucht er es jedes Jahr aufs Neue, aufgeben ist nicht sein Stil. Nur 2016 hat er die TT ausfallen lassen zugunsten eines 4300 Kilometer langen Mountainbike-Rennens in den Rocky Mountains. Er kam nach 18 Tagen als einer der schnellsten Teilnehmer an.