Nissan GT-R Black Edition im Fahrbericht

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München, 13. Dezember 2011 – In den 1990er-Jahren war Nissan in Deutschland sehr gefragt. Mit Micra, Sunny und Primera hatte man drei umsatzstarke Modelle im Sortiment, mit denen sich hervorragend Geld verdienen ließ. Die Zeiten sind vorbei: Im vergangenen Jahr konnte Nissan in Deutschland gerade mal 61.375 Fahrzeuge absetzen. Trotzdem leistet sich der japanische Hersteller nicht nur eine Luxusmarke, sondern auch ein sportliches Aushängeschild. Der Nissan GT-R ist ein klassischer Sportwagen, der flotte Fahrleistungen, eine ausgezeichnete Straßenlage und ein bisschen Komfort verbinden möchte. Wie fährt sich der Bolide?

Kantiges Design

Im Gegensatz zu italienischen Sportwagen sollte der Japaner nicht von weiblicher Schönheit, sondern von männlicher Dominanz geprägt sein. Muskulös und breitschultrig kauert der GT-R am Boden. Sein maskulines und kantiges Äußeres wirkt zusammen mit den zahlreichen Lufteinlässen wie das vernarbte Gesicht eines Yakuza-Mitglieds der japanischen Mafia. Der Hersteller wollte sich bei der Entwicklung des Supersportwagens aber nicht nur bei der Optik von der Konkurrenz unterscheiden. Der GT-R soll sowohl mit seiner Performance glänzen, als auch im Alltag optimal einsetzbar sein.

Godzilla

Das beeindruckendste am GT-R: Aus 3,8 Litern Hubraum schöpft der V6-Biturbo stolze 530 PS. Mit dem roten Startknopf neben dem Handbremshebel wird der Motor aktiviert. Was folgt, ist zunächst mal ein sonorer Sechszylinder-Sound. Schon beim leichten Antippen des Gaspedals ist zu merken, welche Kraft im GT-R steckt. Aufgrund des enormen Potentials hat er auch seinen Spitznamen bekommen: Godzilla – in Anlehnung an das japanische Filmmonster.

Keine Pause

Beim Anrollen an die Ampel klackert das Doppelkupplungsgetriebe, als ob bei der Produktion ein paar Schrauben vergessen wurden. Zudem ist der Nissan schon im normalen Sport-Modus hart wie ein Brett. Kaum haben wir das durchgestrichene Ortsschild passiert, lassen wir die Muskeln des Nissan spielen. Mit den Magnesium-Schaltwippen hinter dem Sportlederlenkrad wird das Sechsstufen-Doppelkupplungsgetriebe bedient. Das Gaspedal reagiert jetzt auf jedes nervöse Zucken des rechten Fußes. Schaltpausen? Fehlanzeige. Im manuellen Modus bleibt der Ladedruck immer erhalten und bei blitzschnellen Schaltmanövern geht die Beschleunigung nahtlos voran. In den Kurven erlaubt sich der Sportler so gut wie keine Seitenneigung.

Grip dank Allradantrieb

Umgeswitched in den Automatikbetrieb gönnt sich der GT-R beim Beschleunigen aus dem unteren Drehzahlbereich eine kurze Atempause. Sobald der Nissan das kleine Turboloch überwunden hat, kommt der Vorschub dafür umso brachialer. Das Drehmoment von 612 Nm wuchtet der GT-R bei trockener Straße zunächst nur auf die Hinterachse. Verlieren die hinteren Räder an Grip, schaltet der Nissan auf Allradantrieb um. Der Godzilla saugt sich förmlich am Boden fest. Das Handling des Nissans ist trotz seines hohen Gewichts von 1815 Kilogramm atemberaubend.

Schnell-Start

Beim Blick auf das Datenblatt des Nissan GT-R sticht eine Zahl besonders hervor. In die Zeile „Beschleunigung von null auf 100 km/h“ hat der Hersteller 3,05 Sekunden eingetragen. Das funktioniert nur mit der Launch-Control. Dafür müssen im Cockpit die zwei Hebel für Getriebe plus Fahrwerk sowie für das ESP umgelegt werden – beide sind dann im Race-Modus. Wir rasten die Fußbremse ein und drücken das Gaspedal bis zum Anschlag durch – der Motor hält die Drehzahl bei 4000 Touren. Nach drei Sekunden geht der Höllenritt los. Wer keine gut trainierte Nackenmuskulatur hat, freut sich über die stabilen Kopfstützen, die nun ganz Arbeit leisten. Der Japaner beschleunigt derart brutal, dass innerhalb weniger Sekunden abseits der Autobahn der Führerschein in Gefahr ist. Selbst Motorradfahrer müssen flink am Gas sein, um dem Japaner dann folgen zu können.

Und den nächsten Nachschlag hat Nissan schon im Visier: Ab 2012 bekommt der GT-R nochmals 20 PS mehr. Dann sollen 2,8 Sekunden für den Standardsprint reichen, die Höchstgeschwindigkeit bleibt mit 315 km/h unverändert.

Hohe Kosten

Doch der Sportwagen kann auch ganz anders. Wer es drauf anlegt, fährt im Automatikmodus ab 50 km/h bereits im sechsten Gang. Dann ist der Wagen auch erstaunlich leise. Nur die sehr harte Abstimmung erinnert jederzeit daran, dass der GT-R keiner Limousine Konkurrenz machen will. Der Gesamtverbrauch liegt bei stolzen 16,5 l/100 km, was einem CO2-Ausstoß von 383 g/km entspricht. Aber nicht nur die Spritkosten belasten das Budget enorm. Steuern und Versicherung erfordern eine hohe finanzielle Kondition. Der Preis von mehr als 90.000 Euro sichert dem Wagen einen Exotenstatus, auch wenn er angesichts der Leistung und der mitgelieferten Ausstattung durchaus fair ist. Ein Porsche 911 Turbo S, mit 530 PS ebenso stark, ist nicht unter 173.241 Euro zu kriegen, ohne dabei die Serienausstattung des Nissan zu bieten.