Plug & Charge nach ISO 15118

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Beispiel Nachtladung: Wichtig ist für den Besitzer nur, dass er am nächsten Morgen mit ausreichend elektrischer Energie zur von ihm gewählten Uhrzeit losfahren kann. Wann das Elektroauto den Strom bekommt und mit welcher Ladegeschwindigkeit, ist ihm gleichgültig. Fürs Stromnetz aber ist es von elementarer Bedeutung, diesen Vorgang zu regeln.

„Das macht nur ISO 15118“, sagt Weyrauch. „Alle Teile für die Umsetzung sind vorhanden. Man muss sie nur nutzen.“ Hierfür entwickelt die Firma als Entwicklungspartner den Kern der Hardware einer Säule, nämlich den Laderegler. Dieser muss ISO 15118-fähig sein, was sowohl bei neuer Infrastruktur als auch im Bestand machbar ist. Bekannt geworden ist Ebee als Tochterunternehmen von Bender, wo eine gängige Ladereglerfamilie konstruiert wurde. Auch für Weyrauch bleibt das erste lebenspraktische Ziel von Plug & Charge trotzdem die Vereinfachung der Identifikation: „Das Laden muss man oft machen, also muss es simpel sein.“

Kleinklein statt Just do it.

Es ist also soft- und hardwareseitig alles vorhanden, um das Leben der Elektroautofahrer leichter und das Stromnetz zukunftsfest zu machen. Warum passiert dann so wenig? Offensichtlich fehlen das Bewusstsein für die Notwendigkeit und das schlichte Machen. Just do it? Das liegt eher in der Natur der US-Amerikaner. In Europa und Deutschland sind die Initiativen selten. Beispiel Ionity: Das Joint Venture von BMW Group, Daimler AG, Ford Motor Company, Hyundai Motor Group und Volkswagen AG baut zurzeit ein europaweites Schnell-Ladenetz analog zu Teslas Superchargern auf. Der Audi e-tron (Test) wird demnächst als eins der ersten Serienautos Plug & Charge nach ISO 15118 haben, der Porsche Taycan (Test) folgt, und beim Ladesäulennetz von Ionity soll das auch tatsächlich funktionieren. Eine Anfrage von heise Autos bei Ionity blieb leider ohne Antwort. Es sind eben nur zwei Autotypen und ein großer Betreiber, die hier zusammenfinden. Es sollten alle sein.

Vielleicht schafft es der Volkswagen-Konzern mit seiner Marktmacht, Plug & Charge nach ISO 15118 im ID.3 voranzutreiben. Der ID.3 soll den Standard „im Verlauf“, wie es aus Hintergrundgesprächen heißt, implementiert bekommen. Optimal wäre: Vom ersten Tag der Auslieferung an. Denn wenn das wahrscheinlich meistverkaufte Elektroauto Europas etwas macht, ziehen die anderen inklusive der Infrastrukturanbieter nach.

Passiert das nicht, könnte die Frustration an den öffentlichen Ladesäulen groß werden. Es nützt wenig, wenn die Infrastruktur im Großen und Ganzen funktioniert, solange die nervtötenden Ausfälle bei Identifikations- und Bezahlsystemen nicht abgestellt sind. Die Branche hat es in der Hand, jetzt endlich eine gute Basis zu legen. Oder sie muss mit dem Imageschaden für die Elektromobilität insgesamt leben. (mfz)