Roadtrip durch die Milliardenrepublik

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Doch Stau hin und scheinbares Verkehrschaos her, der Chinese ist gerne im Auto unterwegs – der fahrbare Untersatz ein gefühltes Stück Freiheit in einem weitgehend reglementierten Staat. Ein bisschen jedenfalls, denn die Überwachung ist engmaschig. Auf den Autobahnen gibt es zumeist alle paar hundert Meter Überwachungskameras. Die einen messen das Tempo, andere die Verkehrssituation, Gefahrenlagen oder scannen die Nummernschilder. So kann man sich selbst auf abgelegenen Landstraßen niemals unentdeckt bewegen. Wer zu schnell fährt, dem macht das chinesische Punktesystem ähnlich zu schaffen die Verkehrssünderkartei in Flensburg. Ab sechs Punkten wird es kritisch und bei zwölf Punkten war es das mit dem Führerschein. Keine Überraschung, dass die Tempolimits von 60 km/h innerorts, 80 km/h auf Landstraßen und Tempo 120 auf der Autobahn nur selten deutlich überschritten werden. Immerhin teilt einem das Navigationssystem Lage und Art der Kontrollen genau mit.

Verkehrsstrafe übers Smartphone

„In Shanghai läuft ein Modellversuch, bei dem das Verkehrsvergehen direkt an die Mobilfunknummer des Fahrers sendet wird und dieser noch im Auto seine Strafe per Mobiltelefon bezahlen kann“, berichtet Daimler-Mann Andreas Stockhege von der nächsten Überwachungs- und Reglementierungsstufe. Angesichts des hohen Verkehrsaufkommens und der unnachgiebigen Fahrweise überrascht die vergleichsweise geringe Zahl der Unfälle. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass einem selbst auf überfüllten Straßen ein Rollerfahrer entgegenkommt oder in dritter Reihe im Gegenverkehr überholt wird. Undenkbar, dass einen zum Beispiel beim Abbiegevorgang jemand in eine Lücke lassen würde. Doch man gewöhnt sich schnell an die Egomanie und wer ähnlich ichbezogen seine Bahnen im Straßenverkehr zieht, hat keine Probleme. Immerhin: in China gilt die 0,0-Promille-Grenze. Wer trinken will, bestellt sich den Fahrdienst Didi Chuxing, nimmt das Taxi, das man zu Stoßzeiten ersteigern muss oder lässt sich von einem Fahrer mit dem eigenen Auto nach Hause bringen.

In die großen Städte einfahren darf man nur mit dem rechten Kennzeichen. Zumeist an einem Tag in der Woche ist die Einfahrt in die jeweilige Millionenmetropole je nach entsprechender letzter Kennzeichenziffer verboten. Viele machen es trotzdem; hoffen durchzurutschen oder zahlen die Strafe von umgerechnet 30 bis 70 Euro. Für längere Strecken innerhalb des Landes bietet sich nicht nur das Flugzeug, sondern auch der Zug an. Im Gegensatz zum Schienenverkehr in Europa ist alles sauber, schnell und pünktlich. Von den Chinesen lässt sich eben doch einiges lernen. (fpi)