Strom aufwärts: Die Formula Student wird elektrischer
Die Formula Student wird immer größer. 108 Teams aus 25 Ländern waren in Hockenheim dabei. Gewonnen hat die TU Delft – mit einem ElektroÂrenner. Die "Verbrenner" hatten dieses Jahr das Nachsehen
- ggo
Hockenheim, 5. August 2012 – Die jungen Damen machten Werbung für die zwei Teams der Uni Stuttgart. Und sie waren nicht zu übersehen. "Leider geil" stand doppeldeutig auf der Vorderseite des T-shirts, zusammen mit dem Logo des "GreenTeams", das in der FSE (Formula Student Electric) antrat. Und auf der Rückseite hieß es "Leider geiler", zusammen mit dem Logo des "RennTeams", das für die FSC (Formula Student Combustion) gemeldet hatte. Zum Abschneiden der Stuttgarter passten die Sprüche, denn die Stuttgarter belegten am Ende den dritten Platz in der FSE und den ersten in der FSC.
Ansturm der Elektriker
Die Mehrheit fand aber dieses Jahre offenbar die FSE geiler. Das drückt sich schon darin aus, dass zu Beginn des Wettbewerbs noch zehn Teams auf der Warteliste standen, die aus Platzgründen nicht mehr zugelassen werden konnten. Der Wettbewerb der Elektrofahrzeuge fand zum dritten Mal in Hockenheim stand. Die Verbrenner trafen sich bereits zum siebten Mal. Und die Veranstaltung wächst weiter. 110 Teams waren zugelassen, eines musste absagen und ein Team aus Indien war zwar gesund und munter anwesend, aber das Fahrzeug hing noch im Zoll fest. Es ist absurd – und irgendwie peinlich, wenn Monate dauernde Arbeit in der Bürokratie versandet.
Vor der KĂĽr die Pflicht
Wer mit Fahrzeug und Mannschaft erfolgreich angereist ist, darf dennoch nicht gleich losfahren. Die Teams messen sich wie gewohnt zunächst in statischen Wettbewerben. Sie müssen ihr Design erklären, die Kosten nachweisen und einen Business-Plan vortragen. All das wird bewertet und soll die Studenten auf mehr vorbereiten als die reine Konstruktion des Rennfahrzeugs. Und es fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Betriebswirten und Ingenieuren. So wünscht sich die Industrie das, denn die Formula Student ist zuvorderst Nachwuchsförderung.
Es geht nicht wirklich darum, ein schnelles Fahrzeug zu bauen. Vielmehr gilt es, Studierende zu Höchstleistungen zu animieren und die besten von ihnen dann einzustellen. "Personalities wanted" hieß es denn auch auf dem Hemd einer Personaler-Truppe. "If you can make it here, you can make it everywhere" sang Liza Minelli 1977 in der Titelmelodie zu Martin Scorceses "New York, New York". Das gilt auch für die Formula Student, aus der Unternehmen gerne neuen Mitarbeiter fischen.
Formula-TĂśV
Bevor ein Fahrzeug an den dynamischen Wettbewerben teilnehmen kann, muss es die technische Abnahme bestehen. In der FSC gibt es vier Tests: die technische Inspektion, eine Lärmmessung, einen Bremsentest und schließlich den Tilt Table, bei dem das Fahrzeug gekippt wird, um die Querbeschleunigung zu simulieren. Dabei dürfen keine Flüssigkeiten austreten. Bei der FSE prüft man zusätzlich, ob keine Flüssigkeiten eindringen, damit das Elektrofahrzeug auch im Regen sicher bleibt. Die FSE-Renner müssen außer technischer Inspektion, Bremsentest, Tilt Table und Beregnung noch einen fünften Test bestehen. Hier wird die Sicherheit der elektrischen Installation geprüft. Die Fahrzeuge müssen selbsttätig ihre Isolation prüfen und bei einem Versagen die Batterie abtrennen. Das wird während der Inspektion geprüft, in dem ein Isolationsfehler erzeugt wird. Gegenüber dem Vorjahr wurde die aus der Batterie abrufbare Leistung von 100 auf 85 kW reduziert.