Studie: Globale Energiewende verfehlt Klimaziele
Um die Folgen des Klimawandels beherrschbar zu halten, darf die globale Temperatur um höchstens zwei Grad steigen. Doch das wird nicht gelingen, meinen die Experten eines fachkundigen Technologie-Konzerns. Sie sind nicht die einzigen.
- Eckart Gienke, dpa
Bis zum Jahr 2050 werde die Hälfte der Energie weltweit aus erneuerbaren Quellen wie Sonne und Wind sowie Kernenergie stammen. Die andere Hälfte wird nach wie vor von den fossilen Energieträgern Gas, Öl und Kohle kommen. Heute sind es mehr als 80 Prozent. Sie haben ihren Zenit entweder schon überschritten wie die Kohle oder werden in der Zukunft auf einen Schrumpfkurs einschwenken, das Öl bereits 2023 und Gas im Jahr 2036, heißt es in der aktuellen Energiestudie des norwegischen Technik-Konzerns DNV GL. Sie bestätigt damit größtenteils die eigene Prognose von vor einem Jahr.
Nach den Analysen der Experten wird der Energieverbrauch 2035 seinen Höhepunkt erreichen und dann nicht weiter zunehmen. Ursache dafür sind der steigende Anteil elektrischer Energie sowie die digitale Steuerung von Energieproduktion und -verteilung. Damit werde die Energieproduktion erheblich effizienter. Die globale Energiewende werde einhergehen mit einem massiven Ausbau der Stromnetze. Laut DNV GL werden weltweit bis 2050 Investitionsmittel von rund 30 Billionen Dollar (25,45 Bio Euro) in die Energie-Infrastruktur fließen.
Strom werde in der Zukunft reichlich und günstig zur Verfügung stehen, meinte Schröter. „Die Erzeugungskosten werden deutlich sinken“, sagte der Energieexperte. „Wir werden Innovationen sehen, die sich heute noch niemand vorstellen kann.“ Schon 2027 werde jedes zweite in Europa neu zugelassene Auto ein Elektromobil sein. Strom zum Aufladen von Elektroautos werde teilweise kostenfrei zur Verfügung stehen.
Obwohl die Energiestudie von DNV GL zu den wenigen gehört, die von einem abnehmenden Energieverbrauch in der Zukunft ausgehen, sieht auch sie die Klimaziele des Pariser Abkommens in Gefahr. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts würden rund 770 Gigatonnen CO2 mehr in die Atomsphäre abgegeben, als zulässig wären, um den globalen Temperaturanstieg auf 2,0 Grad Celsius zu begrenzen. Die Autoren der Studie erwarten einen Anstieg um 2,6 Grad bis zum Jahr 2100.
Mit ihrer Skepsis stehen die Experten des Konzerns nicht allein. Auch andere langfristige Energiestudien von großen Unternehmen, multinationalen Organisationen und Verbänden gehen in eine ähnliche Richtung. Erst vor einigen Tagen hatte der Chef der Weltwetterorganisation (WMO), Petteri Taalas, ebenfalls mitgeteilt, dass die Klimaziele des Pariser Abkommens nicht erreicht würden. Innerhalb der EU gibt es deshalb Bestrebungen, bis 2030 noch mehr CO2 einzusparen als bislang geplant.
DNV GL ist ein technischer Prüf- und Beratungskonzern mit Hauptsitz in Oslo. Er beschäftigt mehr als 12.700 Mitarbeiter, die weltweit Industrieanlagen, Kraftwerke, Schiffe und andere technische Objekte prüfen und analysieren sowie im Energiebereich beraten. Ein Großteil hat auf die eine oder andere Weise mit Energie zu tun, so dass in dem Unternehmen viel Expertise zu dem Thema vorhanden ist. (fpi)